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Landschaft in Bewegung
Sie befinden sich hier in einem Auengebiet von nationaler Bedeutung. Das Schutzgebiet beginnt an der Gletscherfront, umfasst einen grossen Teil des Karrenfelds (siehe Posten 3) und setzt sich in der Talmulde fort, die Sie soeben durchquert haben. Es handelt sich um ein sogenanntes «Gletschervorfeld». Es erstreckt sich über rund 420 Hektar, und mit dem Rückzug des Gletschers vergrössert es sich von Jahr zu Jahr!
Stellen Sie sich vor...
Vor ungefähr 22'500 Jahren, in der letzten Eiszeit, war der Rhonegletscher so dick, dass er bei Sitten eine Höhe von 2000 m erreichte. Er füllte den unteren Teil des Tals der Morge aus und wurde in dieser Gegend von zwei Gletschern gespeist: dem Nétage-Gletscher und dem Tsanfleuron-Gletscher, dessen Rückzug Sie von hier aus beobachten können. Das grasbewachsene Karrenfeld, das Sie auf dem Weg hierher gesehen haben, ist seit über 11’000 Jahren eisfrei; die unbewachsenen Felsen, die Sie vor sich sehen und die Sie auf dem Weg zur Cabane de Prarochet überqueren werden, wurden vor weniger als 170 Jahren vom Eis befreit.
Eine weitere interessante Beobachtung ist das Vorrücken des Gletschers in der Kleinen Eiszeit, einer etwa 500 Jahre andauernden Kälteperiode von 1300 bis 1850. In dieser Zeit reichte das Eis bis zum «Plat du Lachon» unterhalb Ihrer Position. Die Spuren dieses Vorrückens sind in der Landschaft noch gut sichtbar. Sie können versuchen, welche zu finden und dann auf der Illustration in der Multimedia-Galerie auf diese Seite nachschauen, ob Sie richtigliegen.
Ein Verschwinden mit Ankündigung
Der Rückzug des Tsanfleuron-Gletschers von 1859 bis 2016 ist beeindruckend: Er hat zwei Drittel seiner Fläche verloren, und auch in der Dicke nimmt er ab. Er verliert etwa 1.5 m pro Jahr. Ein seit mindestens 2000 Jahren unter Schnee begrabener Pass tauchte 2022 wieder auf: Der Tsanfleuron- und der Sex-Rouge-Gletscher, auf der Seite von Les Diablerets, sind nun voneinander getrennt. Gemäss den Klimaszenarien und unter Berücksichtigung seiner heutigen Dicke im Scheitelbereich (30 bis 50 m) könnte der Gletscher bis 2040 oder 2060 vollständig verschwunden sein.



