Eine energetische Analyse durchführen lassen oder nicht ?

Sie sind Eigentümer eines Gebäudes und planen grössere Sanierungsarbeiten (z. B. Ersatz der Heizungsanlage, Ersetzen der Fenster oder Totalsanierung der Fassade usw.) ? Dann fragen Sie sich vielleicht, ob Sie eine Energieaudit durchführen lassen sollten oder nicht.

INHALT

Bevor Sie mit Sanierungsarbeiten beginnen, sollten Sie sich zwei Fragen stellen:

  • Habe ich die Arbeiten, die in diesem Gebäude durchzuführen sind, ausreichend im Überblick?
  • Bin ich mir sicher, dass die Arbeiten keinerlei negativen Folgen für meine Liegenschaft haben?

Um sicherzugehen, die beste Wahl zu treffen, empfiehlt es sich, eine energetische Analyse von einer Fachperson durchführen zu lassen. Diese Beratungen werden von einigen Banken subventioniert, und manche Gemeinden bieten Finanzhilfen dafür an.

Ein Bauwerk ist ein komplexes Gebilde, das einerseits die Gebäudehülle mit ihren Bauteilen (Dach, Fassade, Fenster, Boden usw.) und andererseits die technischen Anlagen (Heizung, Wärmeverteilung, Warmwasser, Lüftung, Strom usw.) umfasst. Arbeiten an einem Teil durchzuführen, ohne die möglichen Auswirkungen auf andere Teile zu bedenken, kann ernste Probleme zur Folge haben.

Das Dach zum Beispiel ist direkt mit anderen Bauteilen wie Dachfenstern oder einem Schornstein verbunden. Die Sanierung des Dachs ist die ideale Gelegenheit, um den Zustand und die Funktionen der damit verbundenen Bauteile zu überprüfen: Ist die Dichtigkeit noch gewährleistet? Sind die Dachziegel in gutem Zustand? Sind die Spenglereien funktionstüchtig? Ist das Unterdach in gutem Zustand? Bereitet der Schornstein möglicherweise Probleme? Im Zuge der Dachsanierung könnte man auch die Installation einer Solaranlage in Erwägung ziehen. Eine Heizungssanierung wiederum ist ein guter Anlass, den Energieträger und das Wärmeerzeugungssystem zu überdenken, um sie an die tatsächlichen Bedürfnisse anzupassen.

Bei einer vollständigen Energieberatung wird eine Bestandsaufnahme durchgeführt, um mögliche Mängel aufzuzeigen, die dringend behoben werden müssen. Vor allem aber kann bestimmt werden, welche Arbeiten im Rahmen der Sanierung Priorität haben, indem Budgets und Fristen für die einzelnen Arbeiten empfohlen werden. Je älter ein Gebäude ist, desto wichtiger ist die Energieberatung. Bei Gebäuden, die vor 2000 errichtet wurden, sollte eine Energieberatung eine Grundvoraussetzung sein. Die Durchführung einer Energieberatung ermöglicht es zudem, die Fördermittel zu optimieren.

Wurde Ihr Gebäude nach 2000 errichtet oder vollständig saniert und wollen Sie nur Ihre Heizung ersetzen, können Sie eine Impulsberatung von Erneuerbar Heizen in Anspruch nehmen. Die Wärmeerzeugungsanlage muss in diesem Fall älter als 10 Jahre sein.

Die Erstellung eines Energieaudits besteht darin, einen relevanten Überblick über das analysierte Gebäude zu erstellen,, insbesondere:

  • Darstellung der Beweggründe des Eigentümers: Verbrauch senken, Wunsch nach Energieunabhängigkeit, Fördergelder erhalten, die Notwendigkeit ein veraltetes Bauteil zu ersetzen usw.;
  • Gebäudedokumentation: Standort, Gemeinde, Baujahr, Art der Heizung und Installationsjahr, Warmwasserbereitung, etwaige zusätzliche technische Anlagen (Belüftungssystem, Klimaanlage usw.), etwaige bereits durchgeführte Sanierungsarbeiten, Belegungsgrad, jährlicher Verbrauch, voreingestellte Sollwerte usw.;
  • Beschrieb der Gebäudenutzung: Hauptwohnsitz oder Nebenwohnsitz, Belegungsgrad, unbenutzte Räume, Solltemperatur usw.;
  • Dokumentation des jährlichen Energieverbrauchs: Wärme- und Stromverbrauch der letzten drei Jahre.
  • Vorschlag von Sanierungsszenarien (Varianten): Art der Arbeiten, Kosten, Vorteile, Fördergelder, Steuerabzüge, Energieeinsparung, Rentabilität der Massnahmen usw.

Der 2009 von den Schweizer Kantonen in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Hauseigentümerverband und Energie Schweiz ins Leben gerufene GEAK (www.geak.ch) ist eine offizielle und einheitliche Energieetikette für Gebäude in der ganzen Schweiz. Der GEAK wird im Sinne der SIA 380/1 für die folgenden Gebäudekategorien festgelegt: Wohnen Einfamilienhaus, Wohnen Mehrfamilienhaus, Verwaltung, Schule, Verkauf und Restaurants. Er ist ein Instrument zur Bewertung der energetischen Qualität von Gebäuden, deren Energieeffizienz (Energieeffizienz der Gebäudehülle und Gesamtenergieeffizienz) auf einer Skala in Klassen von A (sehr energieeffizient) bis Klasse G (wenig energieeffizient) angezeigt wird und mit den «Energieetiketten» von Elektrogeräten vergleichbar ist. Der GEAK wird für das gesamte Gebäude erstellt und von den Kantonen offiziell anerkannt. Manche verlangen seine Nutzung in öffentlichen Werbeunterlagen von zum Verkauf angebotenen Immobilien

Während der GEAK das Basisprodukt ist, das den Ist-Zustand jedes Gebäudes angibt, bietet GEAK Plus zusätzlich einen Beratungsbericht mit mehreren individuell zugeschnittenen Varianten zur energetischen Verbesserung des analysierten Objekts. Der GEAK Plus schärft das Bewusstsein über den tatsächlichen Zustand des Objekts. Der Eigentümer erhält Vorschläge für geeignete Sanierungsvarianten, kann das Ausmass der Bauarbeiten beurteilen, erfährt deren ungefähre Kosten und kann die dank der durchgeführten Sanierungen erzielten Einsparungen abschätzen und gleichzeitig den Wert seines Objekts erhalten oder sogar verbessern.

Der GEAK Plus stellt somit ein wirksames Informationsmittel dar, das zur Bewusstseinsbildung über die tatsächliche Energiequalität eines Gebäudes beiträgt und einen starken Anreizeffekt zur Energiesanierung hat.

Tipp 1:

Wussten Sie, dass …? Mit dem Tool cecb-diagno.ch können Sie die Durchführung von Sanierungsmassnahmen in einem vor oder nach 1980 errichteten Objekt (Einfamilienhaus, kleines oder grosses Mehrfamilienhaus) simulieren und die Auswirkungen der umgesetzten Massnahmen auf die Energieetiketten «Gebäudehülle» und «Gesamtenergieeffizienz» sowie die dafür geschätzten Kosten sehen.

Tipp 2:

Wussten Sie, dass …? Mehrere Gemeinden und einige Banken gewähren finanzielle Unterstützung für die Durchführung einer Energieberatung.

Die GEAK-Experten können ihre Tarife je nach Gebäude frei festlegen. Das Audit eines grossen Gebäudes oder eines komplexeren Objekts erfordert mehr Zeit und ist dementsprechend teurer. Aber auch andere Parameter haben Einfluss auf die Kosten einer Energieberatung wie etwa die verfügbaren Dokumente und Pläne, die Informationen zum Verbrauch, die Anreisedauer für den Experten usw. Der Eigentümer (oder sein Architekt) sollte daher mehrere Offerten bei zertifizierten Experten einholen.

Hier eine ungefähre Grössenordnung der Preise:

  • GEAK (Energieetikette) für ein Einfamilienhaus: von CHF 700.– bis CHF 1000.–
  • GEAK (Energieetikette) für ein kleines Mehrfamilienhaus: von CHF 800.– bis CHF 1800.–
  • GEAK Plus (Energieberatung) für ein Einfamilienhaus: ab CHF 1600.–
  • GEAK Plus (Energieberatung) für ein kleines Mehrfamilienhaus: ab CHF 2000.–

Zunächst ist ein Leistungsangebot bei einem akkreditierten Berater einzuholen. Nachdem das Angebot angenommen wurde, besichtigt der beauftragte Experte das zu analysierende Gebäude. Anschliessend führt er die notwendigen Berechnungen und Simulationen durch, bereitet seinen Bericht vor, der namentlich Vorschläge für Sanierungsszenarien enthält, und präsentiert dem Eigentümer die Ergebnisse. Danach kann der Eigentümer frei entscheiden, ob er die Arbeiten mit Unterstützung von Fachleuten, deren Beauftragung er für sinnvoll hält, durchführen will oder nicht.

Siehe Artikel «Wer kann mir helfen ?».