Reportage

Sarah Tacchini « Bei Drivin’Ladies sind wir unter Mädels und niemand wird verurteilt. »

Porträt Sarah Tacchini « Bei Drivin’Ladies sind wir unter Mädels und niemand wird verurteilt. »

Autofahren ist ihre Leidenschaft. Einfach so, zum Vergnügen. Sarah Tacchini bricht aus und fährt mit dem Auto an Seen entlang und über Pässe. Beim Fahren fühle man sich frei, sagt sie. Die junge Dreissigerin fährt 25 000 Kilometer pro Jahr. « Ich bin hauptsächlich mit dem Auto unterwegs. Das ist nicht gerade ökologisch, aber ich liebe das Gefühl dabei. Ich fahre gern, es ist meine Leidenschaft », schwärmt Sarah.

Ich bin hauptsächlich mit dem Auto unterwegs. Das ist nicht gerade ökologisch, aber ich liebe das Gefühl dabei. Ich fahre gern, es ist meine Leidenschaft

Ihr Hang zum Auto hing immer wieder mit Begegnungen zusammen. Alles fing als Teenie an. Sarah Tacchini war viel mit Autofans zusammen. Einige bastelten Rennautos. Andere betrieben Motorsport. Und Sarah besuchte ihre ersten Rallys und Drift-Rennen. « Zuerst ging ich hin, weil es eine Ausfahrt war, später kam ich selber auf den Geschmack », erinnert sie sich.

Anfangs war die neue Leidenschaft aber auch frustrierend. Es fehlte das liebe Geld. Während der Ausbildung musste sie sich mit einer alten Kiste begnügen und das Sportwägelchen auf die lange Bank schieben. « Mit meiner Karre wagte ich mich in keinen Club. Das war echt traurig », gibt sie heute zu.

Doch das Darben sollte ein Ende haben. Frisch diplomiert konnte sie es sich endlich leisten: 2022 entschied sie sich für einen Toyota GR Yaris 4×4, mit 3 Zylinder Turbo und 261 PS unter der Motorhaube. « Seine Leistung passt mir durchaus. Mehr brauche ich nicht, denn ich habe nicht das Zeug zur Rennfahrerin ». Während beim Motor alles tipptopp ist, will es Sarah beim Design wissen: « Ich habe ein sogenanntes Car Wrapping gemacht. Dabei wird das Auto mit personalisierten Folien vollverklebt. » Dazu hat sie Unterstützung von einem Fachmann erhalten, ihrem Lebenspartner.

Ob ich mich mit Mechanik auskenne? Solche Fragen mag ich nicht so. Das klingt nach Klischee

Zuerst absolvierte Sarah eine KV-Lehre bei der Dienststelle für Gesundheitswesen und erlangte dann ein Bachelor in Betriebswirtschaft an der HES-SO in Siders. Vor knapp zwei Jahren ist die Unterwalliserin als wirtschaftliche Mitarbeiterin wieder zu ihren Anfängen zurückgekommen.

Ihre Leidenschaft will Sarah nicht zum Beruf machen. Sie pflegt sie viel lieber als Hobby. « Mechanikerin, Carrosseriearbeiterin oder Autoelektrikerin – gerne hätte ich mich im Autobereich ausgebildet. Nur bin ich so gar nicht der manuelle Typ », bedauert sie.

« Ob ich mich mit Mechanik auskenne? Solche Fragen mag ich nicht so. Das klingt nach Klischee », wendet sie ein und setzt hinzu: « Ich interessiere mich so für Mechanik, dass ich verstehe, wie mein Auto funktioniert. Aber ganz klar habe ich nicht das nötige Wissen, um mich unter einen Wagenheber zu legen. »

 

 

Und wieder ist es eine Begegnung, die dieser Leidenschaft eine neue Dimension verleiht. Sarah entdeckt in ihrer Arbeitskollegin Morgane eine andere Autonärrin. Je mehr sie zusammen reden, desto mehr entsteht der gemeinsame Wunsch, einen Autoclub für Frauen zu gründen: « Einfach, um Freundinnen zu haben, mit denen man herumfahren, Mädels, mit denen man Tipps austauschen kann. »

Im Mai 2022 gründen sie Drivin’Ladies. Der Club organisiert Ausfahrten. Dazu gehört eine Spritztour, eine Mahlzeit, Fotopausen und manchmal auch eine Besichtigung. Die Stimmung ist gemütlich bis familiär und die Gründerinnen haben einige Regeln festgelegt: « Für die WhatsApp-Gruppe sind sie ganz einfach: keine Beleidigung, kein Rassismus, keine Homophobie, kein Gezänk. Am Steuer werden Tempolimiten eingehalten und innerorts gibt es keine Drifts », fasst Sarah zusammen.

Bei uns findest du Sportwagen, Pickups, Rennautos und sogar Familienautos

Autoclubs sind oft gemischt und sehr selten nur für Frauen. Sarah und Morgane sind hier in einem immer noch sehr männlichen Umfeld innovativ unterwegs. « Es ist eine traurige Tatsache. Aber noch immer gibt es Männer, die Mühe haben, Frauen in diesem Milieu zu akzeptieren », berichtet die Millennial-Frau. Aus Erfahrung weiss Sarah, dass sie sich in diesen Clubs immer etwas fehl am Platz fühlte: « Einige Mitglieder verhalten sich plump. Teils fallen auch sexistische Bemerkungen.

Einige Mitglieder verhalten sich plump. Teils fallen auch sexistische Bemerkungen.

Darum auch Drivin’Ladies, weil wir hier unter Mädels sind und niemand verurteilt wird. » Der Club steht allen Frauen offen; ausnahmslos allen. Man braucht nicht sein Auto zu tunen oder einen extravaganten Wagen zu fahren. « Bei uns findest du Sportwagen, Pickups, Rennautos und sogar Familienautos », betont die Mitgründerin. Nach nur einem Jahr zählt Drivin’Ladies schon rund 80 Mitglieder aus sechs Westschweizer Kantonen und dem angrenzenden Frankreich.

Dies zeigt, dass der Club einem echten Bedürfnis entspricht. Im Drivin’Ladies treffen sich Autoliebhaberinnen. Und auch in den Sozialen Medien geben sie voll Gas. Im Oktober wurde ein Video auf TikTok zum Knüller. Über 50 000 Mal wurde es angesehen. Phänomenal! « Ja, das haben wir kaum gerafft. Notifizierungen, Aboanfragen und Kommentare flimmerten nur so vorbei. Wir sind richtig explodiert. Die Mitgliederzahl hat sich innert weniger Tage wohl verdoppelt », staunt die TikTokkerin noch heute. Seither hat sich die Zahl stabilisiert. Ganz zur Zufriedenheit unserer Vorkämpferinnen. Denn gewünscht wird eine Grösse, die der DNA des Clubs entspricht: « Unser Ziel ist es, sich zu treffen und zusammen Auto zu fahren. Wenn zu viele mitfahren, wird es schwierig, sich auf der Strasse zu folgen. »

Sarah Tacchini fehlt es nie an Ideen und an Plänen. So möchte sie etwa die Community rund um Drivin’Ladies ausbauen: « Wir haben Followerinnen aus Belgien und Kanada. Sie könnten in den Sozialen Medien für uns zu Botschafterinnen werden. Unsere Stickers, Lufterfrischer und anderen Produkte sollten auch für Nichtmitglieder erhältlich sein. »

Der Club denkt auch darüber nach, einen Verein zu gründen, um glaubwürdiger zu sein und bei Partnerorganisationen mehr Gewicht zu haben: « So könnten wir einfacher zu Vergünstigungen kommen », sinniert die Betriebswirtin.

Auch die Suche nach Sponsoren nimmt langsam Fahrt auf. Zwar ist die erhoffte Begegnung noch nicht eingetroffen, doch die Botschaft ist abgesetzt. Als überzeugte Perfektionistin hat Sarah noch einiges unter der Haube.

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Porträt

En visite sur la Weritzalp

Zu Besuch auf der Weritzalpe

Zu Besuch auf der Weritzalpe <br> mit Michael Rieder

Einst überlebenswichtig, heute beliebter Zwischenstopp auf dem Lötschentaler Höhenweg und ruhiges, ist die Weritzalp auf 2099 Meter über Meer ein etwas abgelegenes Maiensäss neben der Lauchnernalpe. Und wie auf allen Alpen geht es auch hier gemächlicher zu, im gemeinschaftlichem Rhythmus und in Einklang mit der Umgebung. Ein Ort, in dem Ausblick, Luft und Mitmensch eine ganze besondere Bedeutung bekommen. für die einheimische und natürlich auch die Gäste...

 

Ein Ort zum „durchschnüfu

Michael Rieder, Verkehrsexperte bei der Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt und Feuerwehrkommandant im Lötschental, erwartet uns unten in Wiler. Seine Familie besitzt auf der Weritzalp, fast direkt gegenüber dem imposanten Bietschhorn (3934), eine der rund zwanzig liebevoll angereisten Alphütten.

Schon anfangs unser Begegnung präzisiert er fast schon wehmütig: leider fehle ihm die Zeit, so oft wie gewünscht hier hochzukommen. Zwischen Beruf, Feuerwehr, Familie, Hobbys und sonstigen Engagements bleibe halt nicht mehr viel Zeit fürs "Durchschnaufen" hier oben. Längere Aufenthalte hoch über der Lonza sind daher eher selten. Trotzdem kommt er hier ab und zu auch mal spontan hinauf. Das kann zum Beispiel auch an einem Feierabend sein, nach einem anstrengenden Arbeitstag oder einem Feuerwehr-Einsatz. Rauf, kurz durchschnaufen, den Ausblick von der Lötschenlücke übers Bietschhorn bis zum Rhonetal geniessen, ein paar Gedanken über das Leben, die Alpe, die Geschichte, die Vorfahren und deren Leben hier in die weite Alpenwelt verlieren und wieder hinab ins Tal, gefreit für die restlichen Tages- und Wochenherausforderungen.

Steile Zufahrt

Souverän manövriert er uns die schmale und steile Privatstrasse hinauf zu seiner Alpe. Kurz vor der Ankunft sind ein paar Basler Wanderer verunsichert, weil sie nicht wissen, welcher Weg zur Falferalp der richtige ist. Michael Rieder erklärt ihnen geduldig den Weg und wagt sogar eine Prognose, wie lange sie noch brauchen: noch zwei Stunden gemütliches Wandern, Apero inbegriffen, bis zum Ziel. Die Basler verstehen den Hinweis zwar nicht sofort, aber sie lachen und finden es herrlich hier oben.

Dann kommt noch ein bisschen Smalltalk mit unseren Wanderfreunden und wir lachen gemeinsam über die nicht ganz ernst gemeinte Frage einer der Wanderinnen, ob es hier im Lötschental denn noch Männer gäbe, die sich für eine etwas ältere Dame wie sie interessieren würden...

Alpines Yoga

Kurz nachdem sich die Wandergruppe wieder auf den Weg gemacht hat, kommt Michael Rieder wieder ins Schwärmen: das kühle Lüftchen aus dem Südosten, die Luft hier oben, die Aussicht… das alles gäbe einem das Gefühl, dass auf 2099 Metern über Meer die Sorgen zwar nicht verschwinden … aber dass sie zumindest etwas weiter unten im Tal geblieben sind.

Hier oben gibt es definitiv keinen Stress. Nur Alpen-Yoga vom Feinsten – ganz ohne abenteuerliche Körperverrenkungen. Einfach mal ausblicken, durchschnaufen und die gemeinsame Zeit geniessen, sei es mit Freunden, Familie oder mit ein paar Wanderer auf der Durchreise… egal.

Die Antoniuskapelle

Als Nächstes geht's weiter Richtung Antoniuskapelle, die sich inmitten der Weritzalpe befindet. Sie ist wohl die kleinste Kirche oder Andachtsort im Wallis. Wir haben das nicht wissenschaftlich nachgeschaut, aber sobald man in der Kapelle ist, ist man sich dessen ziemlich sicher. Die Kapellentüren sind grösser als die einzige Kirchenbank im Inneren.

Hier stand ursprünglich ein Bildstöckli zu Ehren des Heiligen Antonius von Padua. Im Jahr 1976 wurde dann noch eine schlichte Holzkapelle drumherum gebaut. Erst drei Jahre später kam dann der Kapellenturm dazu, in dem heute noch das Glöcklein der alten Wiler Barockkapelle läutet. Der heilige Antonius ist der Schutzheilige der Armen, der Eheleute, der Liebenden und der Reisenden. Rieder sagt, dass er vor allem dann angerufen wird, wenn man etwas verloren hat, zum Beispiel Sachen oder vielleicht sogar die Ruhe...

Hier werden nicht mehr viele Messen gelesen, und wenn, dann müssen das Wetter schön sein, denn dann seien so viele Leute da, dass die Türen offenbleiben müssen. Im Anschluss lädt dann oft jemand noch zu einem gemütlichen Trunk ein. Ein gemeinschaftliches Leben, fast wie damals, als man noch intensiver miteinander gelebt hat: jeder lädt mal ein, jeder hat etwas, was der andere gerade brauchen kann, und jeder hilft, wenn er kann.

 

 

 

Gemeinschaftssinn

Darum kommt Rieder ins Stocken, wenn man ihn fragt, ob es hier auf der Alpe so eine Art Kultfigur gibt, einen "Alpenhelden oder Alpenheldin" oder jemand, der die Geschichte besonders geprägt hat. Das ist ihm nicht bewusst. Er erinnert sich, dass er als kleiner Junge mit den älteren Herren aus Wiler die Ausgrabungen für die Trinkwasserfassung gemacht hat. Alle waren dort gemeinsam engagiert. Alleine kommt man hier oben nicht sehr weit…

 

Löifu und lüägu

Fast gleich relativierend klingt die Antwort, wenn man nach einem Ort fragt, den man auf der Weritzalp besuchen sollte. "Löifu und lüägu", meint Michael Rieder mit einem verschmitzten Lächeln. Das ist der einfachste Weg, die Weritzalpe in vollen Zügen zu geniessen. Es gibt hier unzählige Möglichkeiten zum Wandern. Man muss nur die Augen öffnen. Als geübter Interviewer merkt man hier sofort, dass man die regionalen Schätze und Plätzchen gerne teilt, aber man muss sie sich zuerst verdienen. Mit einer gewissen Portion Neugier, guten Schuhen und Kontaktfreudigkeit mit den Einheimischen.

 

 

Ein 4000 Meter hoher Wegweiser

Die Zeit vergeht wie im Flug, während wir auf der Alpe zu Besuch sind. Trotzdem können wir nicht gehen, ohne ein paar Worte über das Bietschhorn zu verlieren. Rieder war noch nie oben. Egal, von der Weritzalpe aus ist es auch schön. Und mit seinen nicht ganz 4000 Metern auf der rechten Rhoneuferseite war er damals, als er noch in der Kantonshauptstadt gearbeitet hat, immer sein Wegweiser. Von Sitten aus sieht man nämlich den mächtigen Lötschentaler Hausberg. So wisse man immer, wo man zu Hause ist.

Auf dem Rückweg ins Tal hat uns Michael Rieder noch das wahrscheinlich treffendste Zitat für unsere Visite auf der Weritzalp mit auf den Weg gegeben: " Jeder Platz, den man liebt, ist für einen die Welt.", von Oscar Wilde.

 

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Zu Besuch

En visite sur la Weritzalp

Zu Besuch auf der Weritzalpe

Zu Besuch auf der Weritzalpe <br> mit Michael Rieder

Einst überlebenswichtig, heute beliebter Zwischenstopp auf dem Lötschentaler Höhenweg und ruhiges, ist die Weritzalp auf 2099 Meter über Meer ein etwas abgelegenes Maiensäss neben der Lauchnernalpe. Und wie auf allen Alpen geht es auch hier gemächlicher zu, im gemeinschaftlichem Rhythmus und in Einklang mit der Umgebung. Ein Ort, in dem Ausblick, Luft und Mitmensch eine ganze besondere Bedeutung bekommen. für die einheimische und natürlich auch die Gäste...

 

Ein Ort zum „durchschnüfu

Michael Rieder, Verkehrsexperte bei der Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt und Feuerwehrkommandant im Lötschental, erwartet uns unten in Wiler. Seine Familie besitzt auf der Weritzalp, fast direkt gegenüber dem imposanten Bietschhorn (3934), eine der rund zwanzig liebevoll angereisten Alphütten.

Schon anfangs unser Begegnung präzisiert er fast schon wehmütig: leider fehle ihm die Zeit, so oft wie gewünscht hier hochzukommen. Zwischen Beruf, Feuerwehr, Familie, Hobbys und sonstigen Engagements bleibe halt nicht mehr viel Zeit fürs "Durchschnaufen" hier oben. Längere Aufenthalte hoch über der Lonza sind daher eher selten. Trotzdem kommt er hier ab und zu auch mal spontan hinauf. Das kann zum Beispiel auch an einem Feierabend sein, nach einem anstrengenden Arbeitstag oder einem Feuerwehr-Einsatz. Rauf, kurz durchschnaufen, den Ausblick von der Lötschenlücke übers Bietschhorn bis zum Rhonetal geniessen, ein paar Gedanken über das Leben, die Alpe, die Geschichte, die Vorfahren und deren Leben hier in die weite Alpenwelt verlieren und wieder hinab ins Tal, gefreit für die restlichen Tages- und Wochenherausforderungen.

Steile Zufahrt

Souverän manövriert er uns die schmale und steile Privatstrasse hinauf zu seiner Alpe. Kurz vor der Ankunft sind ein paar Basler Wanderer verunsichert, weil sie nicht wissen, welcher Weg zur Falferalp der richtige ist. Michael Rieder erklärt ihnen geduldig den Weg und wagt sogar eine Prognose, wie lange sie noch brauchen: noch zwei Stunden gemütliches Wandern, Apero inbegriffen, bis zum Ziel. Die Basler verstehen den Hinweis zwar nicht sofort, aber sie lachen und finden es herrlich hier oben.

Dann kommt noch ein bisschen Smalltalk mit unseren Wanderfreunden und wir lachen gemeinsam über die nicht ganz ernst gemeinte Frage einer der Wanderinnen, ob es hier im Lötschental denn noch Männer gäbe, die sich für eine etwas ältere Dame wie sie interessieren würden...

Alpines Yoga

Kurz nachdem sich die Wandergruppe wieder auf den Weg gemacht hat, kommt Michael Rieder wieder ins Schwärmen: das kühle Lüftchen aus dem Südosten, die Luft hier oben, die Aussicht… das alles gäbe einem das Gefühl, dass auf 2099 Metern über Meer die Sorgen zwar nicht verschwinden … aber dass sie zumindest etwas weiter unten im Tal geblieben sind.

Hier oben gibt es definitiv keinen Stress. Nur Alpen-Yoga vom Feinsten – ganz ohne abenteuerliche Körperverrenkungen. Einfach mal ausblicken, durchschnaufen und die gemeinsame Zeit geniessen, sei es mit Freunden, Familie oder mit ein paar Wanderer auf der Durchreise… egal.

Die Antoniuskapelle

Als Nächstes geht's weiter Richtung Antoniuskapelle, die sich inmitten der Weritzalpe befindet. Sie ist wohl die kleinste Kirche oder Andachtsort im Wallis. Wir haben das nicht wissenschaftlich nachgeschaut, aber sobald man in der Kapelle ist, ist man sich dessen ziemlich sicher. Die Kapellentüren sind grösser als die einzige Kirchenbank im Inneren.

Hier stand ursprünglich ein Bildstöckli zu Ehren des Heiligen Antonius von Padua. Im Jahr 1976 wurde dann noch eine schlichte Holzkapelle drumherum gebaut. Erst drei Jahre später kam dann der Kapellenturm dazu, in dem heute noch das Glöcklein der alten Wiler Barockkapelle läutet. Der heilige Antonius ist der Schutzheilige der Armen, der Eheleute, der Liebenden und der Reisenden. Rieder sagt, dass er vor allem dann angerufen wird, wenn man etwas verloren hat, zum Beispiel Sachen oder vielleicht sogar die Ruhe...

Hier werden nicht mehr viele Messen gelesen, und wenn, dann müssen das Wetter schön sein, denn dann seien so viele Leute da, dass die Türen offenbleiben müssen. Im Anschluss lädt dann oft jemand noch zu einem gemütlichen Trunk ein. Ein gemeinschaftliches Leben, fast wie damals, als man noch intensiver miteinander gelebt hat: jeder lädt mal ein, jeder hat etwas, was der andere gerade brauchen kann, und jeder hilft, wenn er kann.

 

 

 

Gemeinschaftssinn

Darum kommt Rieder ins Stocken, wenn man ihn fragt, ob es hier auf der Alpe so eine Art Kultfigur gibt, einen "Alpenhelden oder Alpenheldin" oder jemand, der die Geschichte besonders geprägt hat. Das ist ihm nicht bewusst. Er erinnert sich, dass er als kleiner Junge mit den älteren Herren aus Wiler die Ausgrabungen für die Trinkwasserfassung gemacht hat. Alle waren dort gemeinsam engagiert. Alleine kommt man hier oben nicht sehr weit…

 

Löifu und lüägu

Fast gleich relativierend klingt die Antwort, wenn man nach einem Ort fragt, den man auf der Weritzalp besuchen sollte. "Löifu und lüägu", meint Michael Rieder mit einem verschmitzten Lächeln. Das ist der einfachste Weg, die Weritzalpe in vollen Zügen zu geniessen. Es gibt hier unzählige Möglichkeiten zum Wandern. Man muss nur die Augen öffnen. Als geübter Interviewer merkt man hier sofort, dass man die regionalen Schätze und Plätzchen gerne teilt, aber man muss sie sich zuerst verdienen. Mit einer gewissen Portion Neugier, guten Schuhen und Kontaktfreudigkeit mit den Einheimischen.

 

 

Ein 4000 Meter hoher Wegweiser

Die Zeit vergeht wie im Flug, während wir auf der Alpe zu Besuch sind. Trotzdem können wir nicht gehen, ohne ein paar Worte über das Bietschhorn zu verlieren. Rieder war noch nie oben. Egal, von der Weritzalpe aus ist es auch schön. Und mit seinen nicht ganz 4000 Metern auf der rechten Rhoneuferseite war er damals, als er noch in der Kantonshauptstadt gearbeitet hat, immer sein Wegweiser. Von Sitten aus sieht man nämlich den mächtigen Lötschentaler Hausberg. So wisse man immer, wo man zu Hause ist.

Auf dem Rückweg ins Tal hat uns Michael Rieder noch das wahrscheinlich treffendste Zitat für unsere Visite auf der Weritzalp mit auf den Weg gegeben: " Jeder Platz, den man liebt, ist für einen die Welt.", von Oscar Wilde.

 

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Dialog

Info

Glosse

Konkursakten: ungeahnt Archivschätze

Blick ins Staatsarchiv

Konkursakten: ungeahnt Archivschätze

Einmal abgesehen von den mittelalterlichen Manuskripten und Pergamenten, die im Staatsarchiv Wallis aufbewahrt werden, mag die restliche Archivsammlung der kantonalen Dienststellen nebensächlich oder gar langweilig erscheinen. Dennoch stösst man immer wieder auf ungeahnte und wertvolle Funde, mit denen man nicht gerechnet hätte.

In den Konkursakten, die die Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen jedes Jahr zu hunderten bearbeitet, finden sich teilweise wertvolle Hinweise zum wirtschaftlichen und kulturellen Leben im Wallis. Ist ein Konkursverfahren erst einmal abgeschlossen, werden die dazugehörigen Unterlagen für gewöhnlich nach zehn Jahren entsorgt. In Absprache mit der jeweiligen Dienststelle bewahrt das Staatsarchiv Wallis jedoch einzelne Akten auf, insbesondere wenn die Fälle in den Medien waren oder wichtige Einrichtungen betreffen.

Auf diesem Weg fanden auch die Archivbestände des ehemaligen Comic Festivals Festival de bande dessinée de Sierre, welches von 1984 bis 2004 jährlich über die Bühne ging, ins Kantonsarchiv. Im Jahr 2005 wurde der Verein für insolvent erklärt und die Archivbestände im Rahmen des Konkursverfahrens von der Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen beschlagnahmt, bis sie 2017 schliesslich dem Staatsarchiv übergeben wurden.

Auch wenn dieser Fundus in den kommenden Jahren noch einem gründlichen Inventar unterzogen werden muss, lässt ein Blick in die zahlreichen Kartonschachteln erahnen, wie vielfältig die Kulturgeschichte unseres Kantons doch ist.

Wer traut sich da noch zu behaupten, die Archive der Kantonsverwaltung seien langweilig?

Inhalt einer Kartonschachtel der Festivalausgabe 1985 (Aktenzeichen CH AEV 5252-2017/61, Karton Nr. 148).

 

 

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Ratgeber

Konkursakten: ungeahnt Archivschätze

Blick ins Staatsarchiv

Konkursakten: ungeahnt Archivschätze

Einmal abgesehen von den mittelalterlichen Manuskripten und Pergamenten, die im Staatsarchiv Wallis aufbewahrt werden, mag die restliche Archivsammlung der kantonalen Dienststellen nebensächlich oder gar langweilig erscheinen. Dennoch stösst man immer wieder auf ungeahnte und wertvolle Funde, mit denen man nicht gerechnet hätte.

In den Konkursakten, die die Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen jedes Jahr zu hunderten bearbeitet, finden sich teilweise wertvolle Hinweise zum wirtschaftlichen und kulturellen Leben im Wallis. Ist ein Konkursverfahren erst einmal abgeschlossen, werden die dazugehörigen Unterlagen für gewöhnlich nach zehn Jahren entsorgt. In Absprache mit der jeweiligen Dienststelle bewahrt das Staatsarchiv Wallis jedoch einzelne Akten auf, insbesondere wenn die Fälle in den Medien waren oder wichtige Einrichtungen betreffen.

Auf diesem Weg fanden auch die Archivbestände des ehemaligen Comic Festivals Festival de bande dessinée de Sierre, welches von 1984 bis 2004 jährlich über die Bühne ging, ins Kantonsarchiv. Im Jahr 2005 wurde der Verein für insolvent erklärt und die Archivbestände im Rahmen des Konkursverfahrens von der Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen beschlagnahmt, bis sie 2017 schliesslich dem Staatsarchiv übergeben wurden.

Auch wenn dieser Fundus in den kommenden Jahren noch einem gründlichen Inventar unterzogen werden muss, lässt ein Blick in die zahlreichen Kartonschachteln erahnen, wie vielfältig die Kulturgeschichte unseres Kantons doch ist.

Wer traut sich da noch zu behaupten, die Archive der Kantonsverwaltung seien langweilig?

Inhalt einer Kartonschachtel der Festivalausgabe 1985 (Aktenzeichen CH AEV 5252-2017/61, Karton Nr. 148).

 

 

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Blick ins Staatsarchiv

Konkursakten: ungeahnt Archivschätze

Blick ins Staatsarchiv

Konkursakten: ungeahnt Archivschätze

Einmal abgesehen von den mittelalterlichen Manuskripten und Pergamenten, die im Staatsarchiv Wallis aufbewahrt werden, mag die restliche Archivsammlung der kantonalen Dienststellen nebensächlich oder gar langweilig erscheinen. Dennoch stösst man immer wieder auf ungeahnte und wertvolle Funde, mit denen man nicht gerechnet hätte.

In den Konkursakten, die die Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen jedes Jahr zu hunderten bearbeitet, finden sich teilweise wertvolle Hinweise zum wirtschaftlichen und kulturellen Leben im Wallis. Ist ein Konkursverfahren erst einmal abgeschlossen, werden die dazugehörigen Unterlagen für gewöhnlich nach zehn Jahren entsorgt. In Absprache mit der jeweiligen Dienststelle bewahrt das Staatsarchiv Wallis jedoch einzelne Akten auf, insbesondere wenn die Fälle in den Medien waren oder wichtige Einrichtungen betreffen.

Auf diesem Weg fanden auch die Archivbestände des ehemaligen Comic Festivals Festival de bande dessinée de Sierre, welches von 1984 bis 2004 jährlich über die Bühne ging, ins Kantonsarchiv. Im Jahr 2005 wurde der Verein für insolvent erklärt und die Archivbestände im Rahmen des Konkursverfahrens von der Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen beschlagnahmt, bis sie 2017 schliesslich dem Staatsarchiv übergeben wurden.

Auch wenn dieser Fundus in den kommenden Jahren noch einem gründlichen Inventar unterzogen werden muss, lässt ein Blick in die zahlreichen Kartonschachteln erahnen, wie vielfältig die Kulturgeschichte unseres Kantons doch ist.

Wer traut sich da noch zu behaupten, die Archive der Kantonsverwaltung seien langweilig?

Inhalt einer Kartonschachtel der Festivalausgabe 1985 (Aktenzeichen CH AEV 5252-2017/61, Karton Nr. 148).

 

 

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