Reportage

Porträt

Amélie Wenger-Reymond

Porträt Alles eine Frage der Organisation

Telemarken eignet sich durchaus auch für junge Leute.

 

Telemark-Königin, Ausnahmetalent oder Grande Dame des Telemarksports. So wird Amélie Wenger-Reymond von den Medien gerne betitelt. Tatsächlich ist der Leistungsausweis der Walliser Telemarkerin beeindruckend. Elf Weltmeistertitel, 34 Kristallkugeln und 133 Weltcupsiege machen sie zur erfolgreichsten Athletin in ihrer Sportart. Einer Sportart, die oft belächelt oder als altmodisch abgetan wird. Mit diesem Vorurteil räumt Amélie Wenger-Reymond aber gleich zu Beginn des Gesprächs mit «vis-à-vis» auf. «Telemarken ist so vielfältig. Es bedarf ein hohes Mass an Koordination, Gleichgewicht und Kraft und eignet sich durchaus auch für junge Leute. Mir hat es von Anfang an einfach grossen Spass gemacht.» Entdeckt hat die 31-Jährige diese Abfahrtstechnik mit 17 Jahren durch ihren Trainer, nachdem sie bereits einige Jahre Alpin-Skirennen fuhr. Seit 2007 lebt sie ihre Leidenschaft nun voll aus und nimmt regelmässig an Weltmeisterschaften in Europa und Amerika teil.

Langeweile kommt in Amélie Wenger-Reymonds Alltag jedenfalls keine auf. Wenn sie nicht gerade vollen Körpereinsatz zeigt, ist sie entweder in ihrem Büro in der Sittener Bahnhofstrasse, wo sie in einem Pensum von 70 Prozent bei der Dienststelle für Gesundheitswesen arbeitet, oder sie kümmert sich um ihre Tochter, die im Frühjahr das Licht der Welt erblickte. Das Leben als Mutter habe alles verändert, sagt sie mit einem Lächeln im Gesicht. «Zeit ist definitiv weniger vorhanden. Die Momente, in denen ich mir etwas gönne, sind rar.» Diese schiebe sie einfach auf später, meint sie und zuckt dabei lässig mit den Schultern. «Ich sehe das alles aber nicht als Opfer. Es sind allesamt Dinge, die ich liebe und die mir viel Freude bereiten. Es ist alles eine Frage der Organisation.» Da immer genug zu tun ist, schaut sie zum Beispiel kein Fernsehen und meidet das Sofa. «Ich versuche einfach, überall das Beste zu geben.» Damit meint Wenger-Reymond nicht zuletzt auch den Sport. Ihr Siegeswille ist nämlich nach wie vor ungebrochen.

 

 

Ich versuche einfach, überall das Beste zu geben.

 

Diesen Winter will die sympathische junge Frau, nachdem sie eine Saison pausiert hat, wieder voll durchstarten. Dafür arbeitet sie hart. Versucht, jeden Tag zwei Stunden zu trainieren. Vormittags geht es oft hoch auf die Pisten von Saas-Fee. Nachmittags betreut sie im Büro Projekte. Dank der flexiblen Arbeitszeiten liessen sich Arbeit, Sport und Familie gut vereinen, findet Wenger-Reymond.

Was viele nicht wissen, auch im Geräteturnen gehört Amélie Wenger-Reymond schweizweit zu den Besten. 2013 gewann sie an den Schweizer Meisterschaften Silber am Reck. Inzwischen nimmt sie zwar nicht mehr an Wettkämpfen teil, dennoch steht zweimal wöchentlich ein Training an. «Das Geräteturnen ist unterstützend beim Telemarken, es stärkt den ganzen Bewegungsapparat und fördert das Gleichgewicht», führt Wenger-Reymond genauer aus.

«Es hört sich für einige vielleicht egoistisch an, ein Kind zu haben und dennoch wieder auf die Piste zu wollen», so Amélie Wenger-Reymond. «Diese Kritik nehme ich mir aber nicht so zu Herzen. Es muss schliesslich für mich stimmen», beteuert sie. Sie habe grosses Glück, dass ihr Mann oft zu Hause sei und die aktuelle Situation als Chance wahrnehme, viel Zeit mit seiner Tochter verbringen zu können.

Ausserdem wohne sie nur fünf Minuten vom Arbeitsplatz entfernt, wodurch sie viel Zeit gewinne. Zeit, die sie wiederum gemeinsam mit ihren Liebsten geniessen könne, etwa beim gemeinsamen Mittagessen. Wie lange sie noch in diesem Rhythmus weitermachen will, lässt Wenger-Reymond offen. Solange die Motivation stimme, sei alles in Ordnung. Und so zufrieden, wie Amélie Wenger-Reymond diese Worte ausspricht, scheint dies derzeit durchaus auch der Fall zu sein.

Telemarken ist eine Abfahrtsskitechnik, die vor etwas mehr als 150 Jahren in Norwegen erfunden wurde und als Vorreiter des Skisports gilt. Die internationalen Wettkämpfe im Telemarksport werden vom Internationalen Skiverband FIS reglementiert und veranstaltet. Im Weltcup gibt es drei offizielle  Disziplinen: Classic, Sprint Classic und Parallel Sprint. Swiss-Ski zählt derzeit ein neunköpfiges Telemark-Team.

 

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