1,2,4-Triazol im Trinkwasser aus dem Genfersee

Stand 17.10.2025


Der Genfersee, Trinkwasserquelle für die Kantone Genf und Waadt sowie für Frankreich

Das Wasser des Genfersees versorgt mehrere Trinkwassernetze. Nachdem es aus dem See gepumpt wurde, kann es aufbereitet werden, sodass es trinkbar ist. Heute werden 100 % des Kantons Genf und 60 % des Kantons Waadt damit versorgt. Auch Frankreich verfügt über zwei Pump- und Aufbereitungsanlagen für Trinkwasser, die aus dem Genfersee gespiesen werden.

Konzentrationen von 1,2,4-Triazol im Trinkwasser aus dem Genfersee

Bei Kontrollen, die im Juni 2025 in den Trinkwasserversorgungsnetzen der Kantone Waadt und Genf durchgeführt wurden, ist ein Gehalt von 0,7 Mikrogramm pro Liter der chemischen Verbindung 1,2,4-Triazol festgestellt worden. Der gesetzlich festgelegte Grenzwert (gemäss TBDV) liegt bei 0,1 Mikrogramm pro Liter Trinkwasser. Dieser Grenzwert basiert auf dem vom Bund angewandten Vorsorgeprinzip.

1,2,4-Triazol

1,2,4-Triazol ist eine chemische Verbindung und ein Rohstoff, der bei der Herstellung von Produkten für die Pharma- und Agrochemie verwendet wird. Einige dieser Pestizide, Biozide und Medikamente können sich mit der Zeit zersetzen und als 1,2,4-Triazol in die Umwelt gelangen. Diese Verbindung ist persistent und lässt sich mit den derzeitigen Trinkwasseraufbereitungsanlagen nur schwer aus dem Wasser entfernen.

Bewertung des Gesundheitsrisikos anhand der im Trinkwasser gemessenen Konzentrationen

Auftrag des Genfer Amtes für Konsum und Veterinärwesen hat das Swiss Centre for Applied Human Toxicology (Schweizerisches Zentrum für Angewandte Humantoxikologie - SCAHT) die potenziellen Gesundheitsrisiken der 1,2,4-Triazol-Gehalte bewertet, die in den vom Genfer See gespeisten Wasserversorgungsnetzen des Kantons Waadt und des Kantons Genf festgestellt wurden. Das SCAHT verglich die gemessenen 1,2,4-Triazol-Gehalte zwischen 0,5 und 0,8 Mikrogramm pro Liter (µg/L) mit den international festgelegten toxikologischen Referenzwerten.

Laut diesem Bericht wäre die Exposition selbst unter Berücksichtigung eines sehr ungünstigen Expositionsszenarios mit einer Konzentration von 1,5 µg/L etwa 460-mal niedriger als der für den Menschen sichere Grenzwert. Mit anderen Worten: Eine erwachsener Person müsste täglich mehr als 900 Liter Wasser trinken, um den theoretischen Schwellenwert zu erreichen, ab dem eine schädliche Wirkung nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Das SCAHT kommt zu dem Schluss, dass nach dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse die Exposition gegenüber 1,2,4-Triazol im Trinkwasser in einer Konzentration von maximal 1,5 µg/l vernachlässigbar ist und kein Gesundheitsrisiko darstellt.

Für die gesamte Bevölkerung gültige Werte

Der Bericht präzisiert, dass die Grenzwerte für die gesamte Bevölkerung, einschliesslich Kinder, Schwangere und gefährdete Personen, auf der Grundlage eines Verbrauchs von
2 Litern Trinkwasser pro Tag während des gesamten Lebens festgelegt werden.

Diese Sicherheitsmargen berücksichtigen die unterschiedliche biologische Empfindlichkeit der einzelnen Personen und gewährleisten, dass empfindliche Bevölkerungsgruppen keinen schädlichen Auswirkungen ausgesetzt sind.

 

 Spezifische Bewertung für Kinder

 

Das SCAHT hat jedoch den Fall von Kindern aufgrund ihres im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht höheren Wasserverbrauchs separat analysiert (ein Kleinkind mit einem Gewicht von etwa 10 kg verbraucht fast einen Liter pro Tag).

Auf dieser Grundlage schätzt der Bericht, dass die Exposition von Kindern gegenüber 1,2,4-Triazol in Wasser mit einem Gehalt von bis zu 1,5 µg/l etwa 153-mal unter dem theoretischen Schwellenwert liegt, ab dem eine schädliche Wirkung nicht mehr ausgeschlossen werden kann.

Mit anderen Worten: Selbst bei den Jüngsten bleibt die Sicherheitsmarge beträchtlich, und die Exposition gegenüber 1,2,4-Triazol in diesen Konzentrationen ist vernachlässigbar und stellt kein Gesundheitsrisiko dar. Leitungswasser kann für die Zubereitung von Getränken (Milchpulver usw.) für Kleinkinder verwendet werden.

Untersuchungen in der Rhone

Die Walliser Dienststelle für Umwelt (DUW) hat Massnahmen ergriffen, um die Emissionsquellen dieser Verbindung genauer zu bestimmen. Bei den wöchentlichen Analysen in der Rhone bei der Messstation «Porte du Scex» wurde in allen Proben des Monats August 2025 1,2,4-Triazol in Konzentrationen von nahe oder über 0,1 Mikrogramm pro Liter nachgewiesen. Die entlang der Rhone durchgeführten Analysen ergaben, dass die Einträge von 1,2,4-Triazol hauptsächlich stromabwärts des Chemiewerkes von Monthey auftreten.

Die Walliser Dienststelle für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (DVSV) hat Proben aus verschiedenen Trinkwassernetzen in der Rhoneebene von Visp bis Collombey-Muraz entnommen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verteilnetze nicht von dieser Verbindung betroffen sind. Die Konzentration von 1,2,4-Triazol in der Rhone unterhalb von Monthey hat keine Auswirkungen auf die Gemeinden im Unterwallis und im Waadtländer Chablais, die alle aus Bergquellen versorgt werden.

Da diese Substanz sehr persistent ist, werden die Untersuchungen fortgesetzt, um die Einleitungen von 1,2,4-Triazol über mehrere Jahre in die Gewässer zu untersuchen.

Kontrolle durch die Behörden

Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) und der Kanton Wallis kontrollieren die Wasserqualität der Rhone mithilfe einer Messstation in «Porte du Scex». Um eine gute Wasserqualität des Flusses zu gewährleisten, werden mehrere hundert Substanzen regelmässig überwacht. Wird ein Grenzwert überschritten, werden weitere Untersuchungen durchgeführt, um die Ursache zu ermitteln und die erforderlichen Massnahmen zu ergreifen. Nun steht auch 1,2,4-Triazol auf der Liste der an diesem Standort kontrollierten Substanzen.

Mögliche Herkunft der im Trinkwasser aus dem Genfersee gefundenen Konzentrationen

Eine über mehrere Jahre hinweg erfolgte Anreicherung, die entweder auf Einleitungen von 1,2,4-Triazol oder auf den Abbau bestimmter Produkte zu 1,2,4-Triazol zurückzuführen ist, könnte die im Trinkwasser der Kantone Waadt und Genf festgestellten Konzentrationen weitgehend erklären. Dies muss jedoch noch durch umfangreiche Forschungsarbeiten und Datenerhebungen geklärt werden. Es ist nicht auszuschliessen, dass es in der Vergangenheit zu Einträgen gekommen ist, insbesondere, da das Wissen sowie die gesetzlichen und technischen Normen zur Messung damals noch nicht so weit entwickelt waren wie heute.

Nächste Schritte

Die zuständigen kantonalen Behörden beobachten die Situation kontinuierlich und arbeiten eng zusammen. Die Kantone Genf, Wallis und Waadt werden ihre Zusammenarbeit sowohl bei den Untersuchungen als auch bei der Suche nach Lösungen fortsetzen, um die Messwerte im Genfersee, aus dem Trinkwasser entnommen wird, an die vom Bund vorgeschriebene Norm anzupassen.

Ziel ist es, auf Ebene der gesamten Region eine enge Koordination und Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren – einschliesslich der Industrie – zu erreichen, um auch zukünftig eine ausgezeichnete Wasserqualität für die Bevölkerung und die Gewässer zu gewährleisten. Regelmässig tauchen neue Substanzen und Auswirkungen auf. Dieser Herausforderung müssen eine immer präzisere Steuerung und der Einsatz innovativer und dynamischer Mittel gerecht werden.

Zusammenfassung des SCAHT-Berichtes (auf Französisch)

Link zur gemeinsamen Medienmitteilung der Kantone Genf, Wallis und Waadt vom 17. Oktober 2025

Link zur gemeinsamen Medienmitteilung der Kantone Genf, Wallis und Waadt vom 26. September 2025

Link zur Informationsseite und FAQ des Kantons Genf

Link zur Informationsseite des Kantons Waadt