Gesundheit, Soziales und Kultur

Angesichts einer neuen Krise bleibt das Wallis solidarisch

Nach einem ersten intensiven Jahr in der Regierung, geprägt von der COVID-19-Krise, war auch das Jahr 2022 nicht einfach. Während sich die Gesundheitslage allmählich normalisierte, hatte der Beginn des Krieges in der Ukraine direkte Auswirkungen auf die Dienststellen des Departements für Gesundheit, Soziales und Kultur (DGSK). Dieser Konflikt beeinflusste insbesondere die Arbeit des kantonalen Amtes für Asylwesen, das unter grossem Druck stand.

Die epidemiologische Situation hat sich zwar wieder normalisiert, doch die Auswirkungen der Gesundheitskrise sind immer noch spürbar. Das DGSK und seine Dienststellen arbeiten daher weiter daran, sie durch verschiedene Massnahmen abzumildern, dazu gehören:

  • die Fortführung der COVID-Hilfen im Kultursektor, die Impulsmassnahmen für die Buchbranche und die Kinos sowie die Einführung des Abobo;
  • die Verlängerung des Pilotprojektes für die Kinderpsychiatrie;
  • die verstärkte Unterstützung von Familien in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen durch den kantonalen Familienfonds und die Erhöhung der Subventionen für die Krankenkassenprämien;
  • die vorzeitige Umsetzung der vom Schweizer Volk angenommenen Pflegeinitiative durch die Erteilung eines Mandats an die Hochschule für Gesundheit der HES-SO zur Lancierung einer Ausbildungsoffensive, und die Erhöhung des Jahresgehalts um 1'000 Franken für das Pflegepersonal des Spital Wallis.

Neben diesen Themen konnten auch andere wichtige Dossiers erfolgreich abgeschlossen werden. Ich denke dabei an die Lancierung der kantonalen Kampagne gegen die Diskriminierung von LGBTIQ-Personen, die das Wallis zu einem der Pionierkantone in diesem Bereich gemacht hat; an die verstärkte finanzielle Unterstützung von Unterkünften für Opfer von häuslicher Gewalt oder an das Inkrafttreten des neuen allgemeinverbindlichen Normalarbeitsvertrages, der Mindestlöhne und einen erfahrungsabhängigen Lohnanstieg bei den Walliser Bergbahnen einführt.

Was auch immer das Jahr 2023 bringen mag, die Mitarbeitenden des DGSK haben ihre Tatkraft und ihre Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Für die Realisation der vielen geplanten Projekte habe ich vollstes Vertrauen in sie.

Mathias Reynard
Staatsrat

Gesundheitswesen

Zu Beginn des Jahres haben die damals geltenden massgeblichen Einschränkungen einen hohen Einsatz seitens der Dienststelle für Gesundheitswesen gefordert. Anschliessend wurde der Krisenausstieg im Hinblick auf die Rückkehr zur gewöhnlichen Lage vorausschauend geplant.

Nach der Vernehmlassung zum Bericht über die Bedarfsanalyse für das Luftrettungsdispositiv wurde dem Oberwallis für die Top-Saison im Winter ein zusätzlicher Helikopter zuerkannt. Die Kantonale Walliser Rettungsorganisation (KWRO) hat eine Ausschreibung vorgenommen, und die neuen Mandate werden ab Mai 2023 gelten.

Auf der Grundlage des Berichts der Kommission für die Zukunft des Standorts Malévoz hat der Staatsrat beschlossen, die dortigen Spitalkapazitäten aufrechtzuerhalten und eine Einheit mit Krisen-/Notfallbetten im Mittelwallis zu schaffen. Die Arbeit an der Definition der kantonalen Strategie im Bereich psychische Gesundheit wird fortgesetzt.

Vorläufige Dienstleistungsmandate im Bereich Rehabilitation wurden an die Leukerbad Clinic und den Standort Monthey des Spitals Riviera-Chablais (HRC) vergeben. Für den Bereich Rehabilitation wurde eine Ausschreibung lanciert. Die neue Spitalliste ist für den 1. Juli 2023 vorgesehen.

Das Pilotprojekt mit dem Ziel, die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen zu stärken, wurde bis zum 31. August 2023 verlängert. Bis zum zweiten Quartal 2023 wird eine neuerliche Evaluation durchgeführt.

Die Erweiterungsarbeiten am Spital Brig haben im Frühling 2022 begonnen. Das Zentralinstitut der Spitäler wurde damit beauftragt, innerhalb des vom Kanton definierten Rahmens und in Zusammenarbeit mit der DGW Impfungen zu organisieren. Die medizinische Versorgung ukrainischer Staatsangehöriger erfolgte im Auftrag des Kantons durch das Spital Wallis (HVS).

Dank eines unerwartet positiven Ergebnisses für das Jahr 2021 fiel das konsolidierte Defizit des HRC 6 Mio. Franken niedriger aus als der budgetierte Verlust. Der Plan für die Rückkehr zu einem ausgeglichenen Haushalt zeigt entsprechend dem vorgesehenen Zeitplan Wirkung. Am 26. September 2022 hat das HRC die Geriatrie- und Rehabilitationsklinik Chablais in Monthey eingeweiht.

Der provisorische Bericht über die Langzeitpflegeplanung wurde im Dezember in die Vernehmlassung gegeben. Nach Annahme durch den Grossen Rat des Postulats, das auf die unterschiedlichen Arbeitsbedingungen für Pflegepersonal hinweist, wurde eine Kommission ernannt, welche die Machbarkeit eines Gesamtarbeitsvertrags für den Langzeitpflegesektor untersucht. Sie hat ihre Arbeit im Oktober 2022 aufgenommen.

Um die Entlastungsleistungen zu Hause dauerhaft zu sichern und erschwingliche Preise zu gewährleisten, hat das Gesundheitsdepartement beschlossen, ab dem 1. Januar 2022 die Beträge zulasten der Begünstigten zu reduzieren und die Finanzierung durch die öffentliche Hand anzupassen.

Das Gesetz über die Palliative Care und die Rahmenbedingungen für Beihilfe zum Suizid in Institutionen und Einrichtungen wurde vom Walliser Stimmvolk mit 76.55 % angenommen. Nach der Eröffnung einer Palliative Care-Einrichtung in Sitten wurde das Gesetz über die Krankenanstalten und –Institutionen (GKAI) angepasst und um diese Art von Einrichtung ergänzt. Ausserdem wurde ein kantonales Palliative Care-Konzept erarbeitet, das 2023 umgesetzt wird.

Ein Gegenvorschlag zur Volksinitiative «Für die Einführung einer kantonalen Zahnpflegeversicherung» wurde erarbeitet und in die Vernehmlassung gegeben. Er enthält Präventionsmassnahmen im Bereich Mund- und Zahngesundheit sowie finanzielle Unterstützung für Erwachsene in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. Die Ergebnisse der Vernehmlassung werden Anfang 2023 bekannt sein.

Verbraucherschutz und Veterinärwesen

Die Dienststelle für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (DVSV) war letztes Jahr bei diesem Grossanlass im Vorfeld unterstützend und während des Anlasses als offizielles Kontrollorgan im Einsatz. Für die Gewährleistung der Lebensmittelsicherheit während dieser Grossveranstaltung wurden diverse Inspektionen durchgeführt sowie Lebensmittel- und Trinkwasserproben erhoben und analysiert. Die konstruktive Zusammenarbeit zwischen der DVSV und den Organisatoren trug dazu bei, dass es zu keinen nennenswerten Zwischenfällen kam.

Immer mehr Konsumenten/innen bestellen Lebensmittel (ganze Menus, Pizzas, Kebabs, Desserts, …) direkt zu sich nach Hause. Das Lebensmittelinspektorat führte eine gezielte Schwerpunkt-Kampagne durch. Unter anderem wurden Kuriere inspiziert, welche im Auftrag von Online-Bestellplattformen arbeiten bzw. ihre Dienste zur Verfügung stellen. Überprüft wurden insbesondere die Art und Weise der Lieferung (Zeit, Temperatur, Warentrennung, Hygiene, etc.). Zum Teil wurden Beanstandungen verfügt. Hierbei handelte es sich jedoch mehrheitlich um geringe Mängel.

Das Kantonslabor hat spezifische Methoden entwickelt, um die mikrobiologische Qualität von Kosmetika zu analysieren. In diesem Bereich wurde mit den Kantonen der Westschweiz eine gemeinsame Kampagne durchgeführt. Sie zeigt, dass die untersuchten Kosmetika die geltenden mikrobiologischen Normen im Allgemeinen gut einhalten, dass es jedoch Lücken in der Kennzeichnung der Produkte geben kann.

Das im Herbst 2021 gestartete kantonale Programm zur freiwilligen Moderhinke-Sanierung ist angesichts der Anmeldung von mehr als einem Viertel der Schafhalterinnen und Schafhalter im Kanton ein voller Erfolg. In Bezug auf die Vogelgrippe müssen die Schutzmassnahmen, die im letzten Winter nur zwei Gemeinden am Genfersee betroffen haben, im Winter 2022/2023 auf den ganzen Kanton angewendet werden, um die Ausbreitung dieser hochansteckenden Tierseuche zu verhindern.

Die Zahl der Meldungen im Bereich Tierschutz blieb hoch, sowohl was durch Hunde verursachte Vorfälle betrifft, als auch Anzeigen wegen Misshandlungen. Immer häufiger können Kontrollen oder Interventionen nicht mehr von einer Person allein durchgeführt werden, sondern müssen von zwei Inspektoren des Veterinäramts oder sogar in Begleitung der Polizei vorgenommen werden, um einen ebenso effizienten wie sicheren Ablauf zu gewährleisten.

Sozialwesen

Seit 2022 verfügt das Opferhilfeberatungs-Zentrum über eine neue spezielle Beratungsstelle für Kinder. In Collombey und in Sion wurden zwei Räume eingerichtet. Das Opferhilfeberatungs-Zentrum im französischsprachigen Wallis konnte so 50 Kindern, die Opfer und/oder Zeugen häuslicher Gewalt waren, die Möglichkeit zu Gesprächen bieten.

Die eidgenössische Inkassohilfeverordnung (InkHV) sowie das kantonale Gesetz und die kantonale Verordnung über das Inkasso und die Bevorschussung von Unterhaltsbeiträgen (GIBU, VIBU) sind am 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Sie haben ermöglicht, neue Inkassoinstrumente zu schaffen sowie eine bessere Zusammenarbeit mit den verschiedenen kommunalen, kantonalen und eidgenössischen Behörden zu fördern. Die neue kantonale Gesetzgebung umfasst eine Neugestaltung des Systems zur Berechnung und Gewährung von Vorschüssen, wobei Kindern über einen längeren Zeitraum höhere Beträge gewährt werden, die jedoch gezielt auf Haushalte in schwierigen finanziellen Situationen ausgerichtet sind. Die Dauer der Vorschüsse von Ex-Ehepartnern wird hingegen auf zwei Jahre begrenzt.

Die kantonale Koordinationstelle zugunsten der Generationen 60+ hat im April über die Herausforderungen und Prioritäten für die kommenden Jahre informiert. Zwei erste Massnahmen wurden bereits umgesetzt: eine Ausschreibung für Projekte von und für die Generation 60+ und der erste kantonale Tag der Generation 60+ in Zusammenarbeit mit den Partnern. Die Dienststelle für Sozialwesen hat sich mit Pro Senectute für die Organisation des ersten Walliser Tags der Generationen 60+ am 3. Oktober an der Foire du Valais zusammengeschlossen. So erhielten sie die Gelegenheit, zu zeigen, was die Generationen 60+ für die Jüngeren, ihre Altersgenossen und die Gesellschaft leisten.

Die Teilrevision des Gesetzes über die Rechte und die Inklusion von Menschen mit Behinderungen (GRIMB) ist am 1. Januar 2022 in Kraft getreten. Es sieht eine neue Organisation vor, um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen zu fördern und ihre Rechte zu gewährleisten. So wurde die Koordinationsstelle für soziale Institutionen in Koordinationsstelle für Fragen im Bereich Behinderung (KFBB) umbenannt. Darüber hinaus wurde am 1. Mai 2022 ein Büro für die Rechte von Menschen mit Behinderungen eingerichtet. Dabei handelt es sich um eine Beratungs- und Anlaufstelle für die gesamte Verwaltung und alle Stellen, die sich mit dem Recht auf Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen befassen, sowie für Menschen mit Behinderungen und ihre Organisationen.

Das Jahr 2022 wurde durch die Krise in der Ukraine und ihre direkten Auswirkungen für das Amt für Asylwesen (AfAW) geprägt. Die Anzahl der Personen, für die das Amt für Asylwesen zuständig ist, stieg von 2967 im Dezember 2021 auf 5486 im Dezember 2022, darunter 2132 schutzbedürftige Personen (Ausweis S) aus der Ukraine. Dieser Anstieg sorgte für einen starken Druck auf die Strukturen des Amts für Asylwesen, da die Anzahl der Geflüchteten von 491 Personen im Jahr 2021 auf 3396 Personen im Jahr 2022 angestiegen ist.

Die regulären Unterbringungsstrukturen waren schnell überfüllt und die Aufnahmekapazitäten des Kantons mussten erheblich erweitert werden. Das AfAW hat sich von bisher zehn Kollektivzentren auf sechzehn innerhalb eines Jahres erweitert; die Eröffnung weiterer Zentren ist für Beginn des Jahres 2023 geplant. Die Anzahl angemieteter Wohnungen ist ebenfalls in allen Regionen gestiegen.

Und auch die Personalressourcen mussten durch 120 neue Vollzeitstellen im Vergleich zu Ende 2021 entsprechend angepasst werden. Diese Personen müssen ausgebildet werden, bevor sie die Personen aus dem Asylbereich betreuen können.

Gleichstellung und Familie

Der Kanton will sich der Herausforderung stellen, die Diskriminierung von LGBTIQ-Personen zu verhindern. Zusammen mit den entsprechenden Vereinen wurde eine erste kantonale Sensibilisierungskampagne durchgeführt. Der Fokus lag dabei auf der Akzeptanz, dem Austausch und der Unterstützung innerhalb der Familie. Das Kantonale Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) hat die Bevölkerung in einem Newsletter, auf seiner Website und anlässlich eines Informationsabends über die Ehe für alle informiert, die am 1. Juli 2022 in Kraft getreten ist.

In der Schweiz werden fast jede dritte Frau und jeder zehnte Mann im Laufe ihres Berufslebens Opfer von sexueller Belästigung. Solche Vorkommnisse am Arbeitsplatz sind ein Verstoss gegen das Gleichstellungsgesetz und es gehört zur gesetzlichen Pflicht der Arbeitgeber, die Gesundheit ihres Personals zu schützen und sexuelle Belästigung zu verhindern. Das KAGF hat 36 Personen aus den Bereichen Management und HR-Leitung von 26 Walliser Unternehmen Schulungen erteilt. Die Schulungen waren komplett ausgebucht – ein klares Zeichen dafür, dass sich die Unternehmen der Problematik bewusst sind.

Sich als Opfer, Zeuge oder Zeugin von Belästigung auf der Strasse zu stellen, ist nicht leicht. Zusammen mit Amnesty International und Patouch hat das KAGF einen praktischen Workshop zu diesem Thema angeboten. Er wurde von 15 Personen zwischen 15 und 58 Jahren besucht.

Um die Ziele der Charta der Lohngleichheit aktiv zu fördern, hat das KAGF die Gemeinden und staatsnahen Betriebe, welche die Charta bereits unterzeichnet haben oder sich dafür interessieren, zu einem Treffen mit den Fachleuten aus diesem Bereich eingeladen. Am 31. Dezember 2022 haben 36 Gemeinden und 19 staatsnahe Betriebe und Unternehmen mit öffentlichem Auftrag die Charta unterzeichnet. Damit übernimmt das Wallis in diesem Bereich eine Vorreiterrolle in der Schweiz.

An der Westschweizer Gleichstellungstagung, die vom KAGF organisiert wurde, haben sich 79 Fachleute für Gleichstellung aus den Westschweizer Städten und Kantonen, der Fachhochschulen und der EPFL versammelt, um unter dem Blickwinkel des Geschlechts über Fragen aus den Bereichen Finanzen und berufliche Vorsorge zu sprechen.

Nach einer pandemiebedingten Zwangspause wurde die vernetzte Arbeit mit Partnern aus den Bereichen Familie und häusliche Gewalt wiederaufgenommen.

Im April 2022 wurde dem Grossen Rat der Evaluationsbericht zum Gesetz über häusliche Gewalt unterbreitet, woraufhin in Zusammenarbeit mit den verschiedenen involvierten Dienststellen und Institutionen eine Gesetzesrevision in Angriff genommen wurde.

Arbeitnehmerschutz und Arbeitsverhältnisse

Die Dienststelle für Arbeitnehmerschutz und Arbeitsverhältnisse (DAA) setzt die Entwicklung des computergestützten Systems zur individuellen Kontrolle namens -eBadges- fort, das Ende 2021 vom Staatsrat in enger Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern eingeführt wurde.

Diese persönliche Kontrollkarte, auf der alle relevanten Informationen unter Einhaltung des Datenschutzes vorhanden sind, soll es ermöglichen, einfach und schnell zu überprüfen, ob der Arbeitnehmer oder die Arbeitnehmerin korrekt angemeldet ist und ob die Arbeitsbedingungen der Branche eingehalten werden.

Das Projekt verfolgt drei Ziele:

  • Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen davor bewahrt werden, in prekäre Situationen zu geraten;
  • korrekt arbeitende Unternehmen sollen vor unlauterem Wettbewerb durch illegale Beschäftigung geschützt werden;
  • Steuer- und Sozialversicherungsausfälle der öffentlichen Hand aufgrund von Schwarzarbeit soll begrenzt werden.

Im Laufe des Jahres 2022 konzentrierten sich die Arbeiten im Wesentlichen auf die Architektur der IT-Lösung sowie auf die Anpassung der gesetzlichen Bestimmungen, die für die Einführung des Systems
-eBadges- erforderlich sind.

Auf Antrag der kantonalen tripartiten Kommission, hat eine von der DAA durchgeführte Untersuchung der Löhne, die in der Bergbahnbranche im Zeitraum 2018 - 2021 gezahlt wurden, eine missbräuchliche und wiederholte Unterbietung aufgedeckt.

Der Erlass von zwingenden Mindestlöhnen sowie ein obligatorischer Lohnanstieg mittels Erfahrungsanteile, haben sich als notwendig erwiesen, um diese Praxis zu unterbinden.

Nach einer Analyse der Stellungnahmen der interessierten Kreise, sowohl der Arbeitgeber als auch der Gewerkschaften, beschloss der Staatsrat ein schrittweises Vorgehen. Ab dem 1. Januar 2023 wurde der Mindestlohn von 4005 Franken, der in dreizehn Monatsraten ausbezahlt wird, zwingend. Sämtliche Mindestlöhne sowie die Anerkennung der obligatorischen Erfahrungsanteile ab dem dritten und fünften Jahr werden zwischen dem 1. Juni 2023 und dem 31. Mai 2027 umgesetzt.

Betreibungen und Konkurse

Die Dienststelle für Betreibungs- und Konkurswesen schloss seine Reorganisation mit der Schaffung von fünf Betreibungs- und drei Konkursämtern ab. Diese Umstrukturierung brachte einige personelle Veränderungen mit sich, insbesondere durch den Wechsel zahlreicher Mitarbeitenden vom Betreibungs- zum Konkurssektor. Im Rahmen der Fusion der IT-Systeme werden derzeit noch Datenbereinigungen und Korrekturen vorgenommen.

Ein Bericht der Geschäftsprüfungskommission des Grossen Rates lädt die Dienststelle ein, die erforderlichen Massnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass die Aufsicht LP im Einklang mit übergeordnetem Recht und dem Grundsatz der Gewaltenteilung durchgeführt wird. Die Empfehlungen werden in Zusammenarbeit mit den Gerichten und der Amtsvorstehervereinigung umgesetzt.

602 neue Konkurse wurden seit Jahresbeginn vom Richter ausgesprochen (+32 % im Vergleich zum Vorjahr). In dieser Zahl ist der starke Anstieg zu berücksichtigen, der sich aus der Bereinigung des Handelsregisters für Unternehmen mit Organisationsmängeln nach Artikel 731b OR ergibt (insgesamt 172 Konkurse, was einer Zunahme von 117 Fällen gegenüber dem Vorjahr entspricht).

In Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei werden verschiedene Massnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit der Mitarbeitenden ergriffen. Dazu gehören unter anderem ein Alarmsystem für das Personal, die Installation von Kameras und Defibrillatoren am Schalter sowie Schulungen in Bezug auf den Umgang mit aggressiven Klienten.

Kultur

Die Einheit «Kulturerbe» der Dienststelle für Kultur hat die Erfassung des Kulturerbes von kantonalem Interesse fortgesetzt. Sechs Sammlungen und eine Tradition (Walliser Hackbrett) sind anerkannt worden. Ausserdem beteiligt sich die Einheit an der Aktualisierung der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz.

Das Staatsarchiv Wallis hat rund 80 neue Eingänge aufgenommen.

Die Mediathek Wallis hat die Digitalisierung der audiovisuellen Archive von Kanal9 abgeschlossen. Diese sind fortan auf einer eigenen Plattform verfügbar.

Das Naturmuseum hat einen aussergewöhnlichen intensiv grünen Fluorit gekauft, der 2015 im Gebiet Wasenhorn entdeckt wurde.

Die Ausgrabungen am neolithischen Fundort Naters wurden nach 17 Monaten abgeschlossen. Sie haben rund 2 800 Strukturen und 20 000 Artefakte zutage gebracht. Eine Begräbnisstätte aus der Frühbronzezeit (2 000 –1 800 v. Chr.) wurde ausserdem in Savièse entdeckt. Im Wallis wurden bisher nur wenige Begräbnisstätten entdeckt.

Die Dienststelle für Kultur hat sich an der Lancierung des «Abobo» beteiligt, das Zugang zu verschiedenen Kulturformen im Wallis ermöglicht.

Mehrjährige Abkommen wurden mit den Walliser Profitheatern unterzeichnet, um ihre Tätigkeit und Programmplanung langfristig zu sichern. Ausserdem wurden drei Pilotprojekte lanciert, mit mehrjährigen tripartiten Abkommen (Kanton, Gemeinde, Kulturakteure). An diesen beteiligt sind das Musikfestival Ernen, die Ferme-Asile in Sitten sowie das PALP-Festival in Bagnes.

Zum Jahresende 2022 hat die Dienststelle für Kultur Massnahmen zur kulturellen Wiederankurbelung des Walliser Buch- und Verlagswesens sowie der Kinos umgesetzt. Diese beiden Sektoren waren im Rahmen der Covid-Unterstützungen wenig berücksichtigt worden. Damit wurden gleich zwei Ziele angestrebt: einerseits dem Publikum die Gelegenheit bieten, die Walliser Literatur aufs Neue oder überhaupt kennen zu lernen und anderseits das Publikum dazu zu bewegen, wieder ins Kino zu gehen.

Die Kulturpreise des Kantons Wallis wurden am 24. November im Zeughaus Kultur in Brig verliehen. Der Kulturpreis 2022 des Kantons Wallis wurde an die visuelle Künstlerin Denise Eyer-Oggier vergeben, während der Spezialpreis an Catherine Breu, Direktorin des Theaters La Bavette in Monthey, ging. Mit den Förderpreisen wurden der Schauspieler und Regisseur David Constantin, der Modedesigner Kevin Germanier und das Collectif Facteur ausgezeichnet.

Das Staatsarchiv Wallis, die Mediathek Wallis und die Walliser Kantonsmuseen haben verschiedene Ausstellung ausgerichtet:

  • «Künstlich», in Zusammenarbeit mit dem Center for PostNatural History in Pittsburgh (USA), befasste sich mit Lebewesen, welche der Mensch absichtlich verändert hat;
  • «Alabaster», anlässlich des 75. Geburtstags des Geschichtsmuseums Wallis;
  • «Die Alpen im Stereoskop», in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für interdisziplinäre Forschung über die Berge;
  • «Faszination Lötschental»;
  • «Lang sollen sie leben», über Archive und Nachhaltigkeit;
  • «Die sechs Zeitalter der Welt. Die ganze Geschichte in einem Manuskript».

Die Villa Minerva des römischen Forums in Martinach war Gegenstand einer Aufwertung und konnte wieder für das Publikum zugänglich gemacht werden.

Die Einheit "Kulturerbe" organisierte im Juni im Walliser Suonenmuseum in Ayent die Schweizer Feier zur Einreichung der Kandidatur der traditionellen Bewässerung für die Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

Die Artothek ist fortan an allen Standorten der Mediathek Wallis zugänglich. Wie in Sitten ist es in Brig, Martinach und Saint-Maurice möglich, ein Kunstwerk auszuleihen und mit nach Hause zu nehmen.

Die Mediathek Wallis-Brig hat die Neugestaltung ihrer Räumlichkeiten fortgesetzt und einen Bereich für Kleinkinder mit neuem, anpassbarem Mobiliar geschaffen.

Das Staatsarchiv Wallis hat im Rahmen der internationalen Archivwoche (7. – 9. Juni 2022) seine Aufgaben und Bestände an aussergewöhnlichen Orten präsentiert. An je einem Tag war die Institution auf dem Sebastiansplatz in Brig, im Manor Siders und im M Central in Monthey präsent.

Seit März 2020 ist die Dienststelle für Kultur damit beauftragt, die Gelder des Bundes und des Kantons zur Entschädigung der Kulturunternehmen und -akteure zu verwalten. Seit 2021 konnten auch in Teilzeit tätige Kulturakteure sowie Transformationsprojekte entschädigt werden, mit dem Ziel, die strukturelle Neuorganisation der Kulturunternehmen zu unterstützen oder neues Publikum zu gewinnen. Ausserdem hat der Kanton Wallis spezifische Massnahmen umgesetzt, wie die Finanzierung der fehlenden 20 Prozent, so dass die Organisationen und Kulturakteure auf eine 100-prozentige COVID-Kultur-Entschädigung kamen.