Medienmitteilung Dienststelle für Kultur

«Die Alpen im Stereoskop», Revolution im Wohnzimmer - Eine Schau in Les Arsenaux in Sitten vom 30. Juni bis 22. Oktober

Die Mediathek Wallis und das Centre interdisciplinaire de recherche sur la Montagne (CIRM) der Universität Lausanne (UNIL) zeigen vom 30. Juni bis 22. Oktober 2022 «Die Alpen im Stereoskop» im Kulturzentrum Les Arsenaux in Sitten. Diese in Zusammenarbeit mit der Association culturelle pour le voyage en Suisse (ACVS) erarbeitete Alpenreise stellt die Technik der Stereoskopie vor. Die Schau wird von Vorträgen und Workshops begleitet. Parallel dazu wird die virtuelle Ausstellung «Die Alpen in 3D» auf dem Portal der Landschaftsplattform der UNIL zu sehen.

Wie unternahm man im frühen 20. Jahrhundert eine virtuelle Reise? Was gab es vor den unumgänglichen endlosen «Dia-Shows», wenn die stolzen Entdecker von ihrer Reise zurückkehrten? Die Antwort: das Verfahren der Stereoskopie. Fast 100 Jahre lang (1838–1930) fördert diese Technik einen «Wohnzimmertourismus», der sich parallel zum blühenden Tourismus der Belle Epoque entwickelt. Die Stereoskopie ist vor allem ein pädagogisches Medium, das sich an jene richtet, die nicht real reisen können. Das für die damalige Zeit revolutionäre Instrument – eine Mischung aus Reiseführer und Bildersammlung – bietet seinen Nutzer:innen dreidimensionale Aufnahmen mithilfe eines Geräts, das dem Vorläufer des Virtual-Reality-Helms gleicht. Zudem sind diese Ansichten auf Landkarten georeferenziert, eine Art Vorwegnahme der Google Maps…

Stereoskopische Reisen: teils virtuelle Ausflüge, teils Lehrmittel

Das 1838 erfundene Stereoskop entwickelt sich im späten 19. Jahrhundert zu einem Massenkonsumgut. «Kein Haus ohne Stereoskop» und «Das zeitgemässe optische Wunder» lauten die Slogans, die diese Revolution begleiten. Wissenschaft, Technik und Handel gehen Hand in Hand, und die Stereoskopie erlebt ihr goldenes Zeitalter. Das Reisen wird rasch zu einem beliebten Thema für die Herausgeber stereo-skopischer Boxen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wird die amerikanische Pädagogin Mabel Sarah Emery (1859–1932) vom Verlag Underwood & Underwood beauftragt, einen Führer für das der Schweiz gewidmete Set zu verfassen. Diese Box veranschaulicht das wachsende Interesse an den Alpen und ermöglicht durch die enge Verknüpfung von Texten, Karten und Fotografien das Erlebnis eines Eintauchens in den Raum. Sie umfasst einen Reiseführer, 11 georeferenzierte Karten und 100 auf Karton montierte Stereofotografien, die auf der Rückseite Bilderläuterungen in sechs Sprachen tragen. Die Autorin beherrscht perfekt die Ausdrucksweise, die für die immersive Begleitung virtueller Reisender unerlässlich ist. Dabei hat sie vermutlich nie in ihrem Leben einen Fuss in die Schweiz gesetzt!

Alpenrundfahrt und parallel dazu eine virtuelle Schau

Genau diese von Daniela Vaj entworfene Alpenrundfahrt wird im Rahmen der Ausstellung «Die Alpen im Stereoskop» gewürdigt, die vom 30. Juni bis 22. Oktober in Les Arsenaux in Sitten in einer Szenografie von Marie-Antoinette Gorret und Joakim Gorret zu sehen ist. Die im Rahmen des Projekts Viaticalpes entstandene virtuelle Schau «Die Alpen in 3D» steht auf der Landschaftsplattform der UNIL zur Verfügung. Das Kulturvermittlungsprogramm umfasst Workshops und Vorträge und ist auf der Website der Mediathek Wallis einzusehen.

Mehr infos:

Le coffret Switzerland through the stereoscope, composition Fabrice Ducrest, Unil
Le coffret Switzerland through the stereoscope, composition Fabrice Ducrest, Unil
The Matterhorn seen from the Schwarzsee (N° 57), tiré du coffret Switzerland through the stereoscope
The Matterhorn seen from the Schwarzsee (N° 57), tiré du coffret Switzerland through the stereoscope.jpg