Medienkonferenzen

Zwischenbericht zur Expertise über die hochspezialisierte Viszeralchirurgie

03/12/2013 | Dienststelle für Gesundheitswesen


(IVS).- Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten, Vorsteherin des Gesundheits-departements, hat mit ihrem Waadtländer Amtskollegen Pierre-Yves Maillard eine Vereinbarung über die Kooperation im Spitalbereich unterzeichnet. Darin ist eine enge Partnerschaft zwischen der Chirurgieabteilung des Spitals Sitten und der Abteilung für Viszeralchirurgie des Waadtländer Universitätsspitals (CHUV) vorgesehen. Diese Massnahme wurde auf Empfehlung von Professor Jean-Jacques Houben getroffen, der vom Walliser Gesundheitsdepartement mit einer Expertise über das Departement Viszeralchirurgie des Spitals Sitten betraut worden war. Durch diese Kooperation wird die Walliser Bevölkerung ab dem 1. Januar 2014 in den Genuss einer viszeralchirurgischen Behandlung auf universitärem Niveau kommen.

Anfang Oktober 2013 hat das Departement für Gesundheit, Soziales und Kultur (DGSK) den belgischen Professor Jean-Jacques Houben damit beauftragt, eine Expertise über die hochspezialisierte Viszeralchirurgie (Chirurgie des Verdauungstraktes) im Spital Sitten zu erstellen. Prof. Houben ist seines Zeichens Ordinarius für Viszeral- und Kinderchirurgie an der Freien Universität Brüssel. Während sieben Wochen hat Prof. Houben die drei Dossiers über hochspezialisierte viszeralchirurgische Eingriffe analysiert, die 2013 das Medieninteresse geweckt hatten. Zusätzlich hat Professor Houben über 50 Dossiers von Patienten überprüft, die zwischen 2011 und 2012 an der Leber bzw. an der Speiseröhre operiert wurden. Gegenwärtig analysiert er die Eingriffe an Bauchspeicheldrüse sowie an Dick- und Mastdarm (Kolon/Rektum).

Zwischenfazit von Prof. Houben

In diesem Stadium der Expertise kann Prof. Houben feststellen, dass die Anzahl hochspezialisierter Lebereingriffe ausreichend ist, damit ein erfahrener Chirurg bei diesen Eingriffen die Patientensicherheit gewährleisten kann. Im Bereich der Behandlung schwerer Speiseröhren-Erkrankungen wird die kritische Patientenmasse nicht erreicht, um im Spital Sitten ein hochkarätiges Team beibehalten zu können.

Nach eingehender Analyse der klinischen Behandlungspfade kommt Prof. Houben zum Schluss, dass Spital Wallis über unbestreitbare Kompetenzen verfügt, um seine Patienten im Bereich der hochspezialisierten Viszeralchirurgie zu behandeln. So verfügt die Chirurgieabteilung des Spitals Sitten über qualitativ hochstehende bildgebende Verfahren, Hightech-Technologie (z.B. PET-Scanner), über eine hochspezialisierte anatomisch-pathologische Abteilung, ein vollständiges biomedizinisches Labor, ein Traumazentrum, eine leistungsstarke Intensivstation und weitsichtige Krankenpflege. Das interdisziplinäre Umfeld hingegen ist für die spezialisierte Gastroenterologie und die Folgebehandlung, aber auch auf Ebene der Anästhesie, die sich spezialisieren muss, ungenügend.

Auf chirurgischer Ebene weist der Experte auf eine konstante klinische Verfügbarkeit, ein starkes therapeutisches Engagement, fortschrittliche chirurgische Anatomiekenntnisse und auf die Beherrschung moderner Technologien hin. Er warnt allerdings vor einer Isolierung des primären Viszeralchirurgen, der sich auf ein medizinisch-chirurgisches Team mit heterogenen Kompetenzen stützt.

Gemäss Prof. Houben liegen mehrere relative OP-Indikationen vor, d.h. dass ein Eingriff nicht zwingend erforderlich war. Das betrifft vor allem gewisse gutartige Tumorerkrankungen oder fortgeschrittene Krebserkrankungen, für die andere interdisziplinäre Behandlungsansätze infrage gekommen wären. Ebenso wurden Komplikationen angesichts gewisser heikler technischer Risiken nicht genügend multidisziplinär angegangen.

Behandlung der Walliser Patienten auf universitärem Niveau

Auf Anraten von Prof. Houben hat der Kanton Wallis eine Vereinbarung mit dem Kanton Waadt unterzeichnet, um die Chirurgieabteilung des Spitals Sitten mit der Abteilung für Viszeralchirurgie des CHUV durch eine enge Partnerschaft zu verbinden. Ab dem 1. Januar 2014 werden alle Dossiers von Walliser Patienten, die in der hochspezialisierten Viszeralchirurgie behandelt werden müssen, einem multidisziplinären Kollegium aus Ärzten des CHUV und von Spital Wallis unterbreitet. Dieses Ärztekollegium wird die optimale therapeutische Strategie für den Patienten ausarbeiten. Es wird die durchzuführende Behandlung bestimmen, sich zu den OP-Indikationen äussern und eventuelle chirurgische Eingriffe beschliessen. Die Chirurgen der beiden Abteilungen werden gemeinsam über die Zusammensetzung der medizinisch-chirurgischen Teams befinden – anhand des Komplexitätsgrads des Eingriffs, unabhängig dessen, wo der Eingriff durchgeführt wird. Konkret werden also Chirurgen des CHUV regelmässig im Spital Sitten operieren kommen, und Chirurgen des Spitals Sitten werden umgekehrt im CHUV tätig sein.

Diese neue Kooperation wird den Fachpraktiken einen sicheren Rahmen geben. Sie wird gewährleisten, dass im Wallis Behandlungsarten und -techniken eines grossen Universitätsspitals angewendet werden können. Überdies wird sie den Viszeralchirurgen des Spitals Sitten und des CHUV ermöglichen, mehr praktische Eingriffe in ihren Fachdisziplinen durchzuführen, was für die Gewährleistung der Qualität der hochspezialisierten Leistungen unabdingbar ist. Die Qualität der Behandlung der Walliser Patienten wird jedes Jahr durch ein Audit beurteilt werden.

Die Abteilungen, auf die sich die hochspezialisierte Viszeralchirurgie stützen kann (Gastroenterologie, Anästhesie, bildgebende Diagnostik, Nuklearmedizin, Onkologie, Pathologie und postoperative Pflege), werden schrittweise aktiv in diese Partnerschaft eingebunden werden. Ziel ist es, bilaterale Kompetenzpools zu entwickeln, um die Qualität der Patientenbetreuung zu verbessern.

Um die Zusammenarbeit unter den Gesundheitsfachpersonen zu vereinfachen, werden für jede Pathologie, die in den Bereich der hochspezialisierten Viszeralchirurgie fällt, die Behandlungspfade der Patienten festgelegt werden. Dabei wird den sprachlichen und regionalen Besonderheiten Rechnung getragen.

Ein bereits bewährtes Modell

Die unterzeichnete Vereinbarung fügt sich in die bereits zwischen dem Kanton Wallis und dem CHUV eingegangenen Kooperationen in anderen Bereichen, namentlich in der Herzchirurgie und in der Kardiologie, ein. Sie zeugt vom Willen des Kantons Wallis, seine Partnerschaften mit den universitären Spitalzentren auszubauen, insbesondere im Bereich der hochspezialisierten Medizin. Diese Partnerschaft fügt sich in die Absichtserklärung ein, die im September 2013 zwischen Spital Wallis und den Universitätsspitälern Bern, Genf und Lausanne unterzeichnet worden war.

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