Römische Städte sind grundsätzlich mit einem rechtwinkligen Strassenraster und quadratischen Quartieren, den insulae, angelegt. Zurzeit wird die wohl südlichste insula von Martinach ausgegraben, und diese scheint Dimensionen ausserhalb der Norm aufzuweisen: Eine Verlängerung nach Südosten verdoppelt ihre Fläche im Vergleich zu den 17 bisher bekannten insulae. Im Südwesten wird sie von der Strasse begrenzt, welche zum Grossen St. Bernhard führt, und wird sowohl von geschäftlichen und handwerklichen Lokalen als auch von Wohnräumen eingenommen, welche die verschiedenen Facetten des römischen Stadtlebens veranschaulichen.

Im Rahmen einer Projektbegleitung der Gemeinde hat das Kantonale Amt für Archäologie das Unternehmen InSitu Archéologie SA beauftragt, die Untersuchungen auf der Parzelle durchzuführen. Mit einer Fläche von mehr als 400 m2 sind die Ausgrabungen aus mehreren Gründen interessant. Nach ersten Resultaten scheinen die ersten Phasen der Stadt in Holzbauweise erhalten zu sein und ihre Freilegung wird es möglicherweise erlauben, zu den noch wenig bekannten Ursprüngen der römischen Stadt zu gelangen. Des Weiteren bezeugen Keramikscherben des 4. Jh. n. Chr. in den oberen Schichten, dass die Gesamtheit der römischen Belegung erhalten ist und eine Verfolgung der Entwicklung des Quartiers bis hin zu seiner Aufgabe möglich ist.

Um diese Entdeckungen und die Arbeit der Archäologinnen und Archäologen mit der Bevölkerung zu teilen, werden vom 29. November bis zum 20. Dezember 2023 jeden Mittwoch von 15.00 bis 16.30 Uhr öffentliche Führungen organisiert. Der Zugang ist frei und jeweils zu Beginn der Besichtigung und um 15.45 Uhr findet eine Präsentation durch den Grabungsleiter statt.

Der Zugang zur Fundstelle erfolgt über das Grabungszelt an der Querstrasse zur rue du forum, gegenüber der Hausnummer 25, dem Gebäude Aïda 1 (siehe Abb. 3 Zugangsplan).