Medienkonferenzen Dienststelle für Landwirtschaft

Gemeinsam für den Weinbau von morgen

Die vor zwei Jahren ins Leben gerufene Versuchsstation Weinbau und Önologie auf dem Weingut Grand Brûlé in Leytron läuft auf Hochtouren. Aus der engen Zusammenarbeit zwischen Praxis, Ausbildung, Beratung und Forschung sind mehrere Projekte entstanden. Die vier Partner der Station – der Staat Wallis, Agroscope, Vitival und Agridea – setzen sich gemeinsam dafür ein, die langfristigen Herausforderungen der Weinbaubranche zu meistern.

Zwei Jahre nach dem offiziellen Start und nach einem ganzen Jahr Feldarbeit führen die Verantwortlichen der Versuchsstation Weinbau und Önologie des Weinguts Grand Brûlé in Leytron mehrere Projekte gleichzeitig durch. Alle leisten einen Beitrag zur Bewältigung der beiden grössten Herausforderungen der Branche: einerseits der Klimawandel, andererseits die nötige Reduzierung von Hilfsstoffen, insbesondere Pflanzenschutzmittel, die die Entwicklung neuer Anbaumethoden erfordert. Nicht zu vergessen die Optimierung der Energieeffizienz in den Kellereien. Die in der Versuchsstation entwickelten Lösungen kommen der gesamten Schweizer Weinbranche zugute.

Eine Fülle von Informationen aus 100 Parzellen im ganzen Kanton

Die Versuchsstation profitiert von der starken Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure der Weinbranche, was bei den Winzerinnen und Winzern grosse Begeisterung hervorruft. So wurden der Forschung rund 100 Parzellen zur Verfügung gestellt, die auf dem ganzen Walliser Kantonsgebiet verteilt sind. Die mit Chasselas und Pinot Noir bepflanzten Weinberge werden seit 2022 über drei Jahrgänge hinweg umfangreich untersucht. Dazu gehören eine Bestandsaufnahme der verschiedenen Bodenbearbeitungspraktiken und die Charakterisierung jeder Parzelle mithilfe von rebsortenspezifischen Indikatoren.

Wasserhaushalt der Rebe in Echtzeit

Das Team der Versuchsstation untersucht die Wasserversorgung der Reben während der Saison auf 40 der 100 Parzellen. Erste Daten zeigen, dass die Begrünung in bestimmten Situationen mit den Reben um Wasser und Nährstoffe konkurrieren und die Produktion und Qualität der Trauben stark beeinträchtigen kann. Daher ist es wichtig, die Bodenpflege unter anderem in Bezug auf die pedoklimatischen Merkmale der Parzelle und die Möglichkeiten der Mechanisierung zu überdenken.

Resistente Sorten

Als Fortsetzung der langjährigen Züchtungsarbeit von Agroscope wurde ein neues Programm gestartet. Es zielt darauf ab, Rebsorten zu schaffen, die sowohl resistent gegen Pilzkrankheiten sind als auch über önologische Profile verfügen, die den typischen Walliser Rebsorten ähneln. Zur Unterstützung wurde ein Forschungsabkommen zwischen dem Staat Wallis, Agroscope und dem französischen nationalen Forschungsinstitut für Landwirtschaft, Ernährung und Umwelt (INRAE) unterzeichnet, dessen Laufzeit 15 Jahre dauert.

Einsatz von säurebildenden Hefen

Die zunehmend höheren Temperaturen im Sommer fördern Trauben mit hohem Zuckergehalt und niedrigem Säuregehalt, was zu unausgewogenen Weinen führen kann. Im Jahr 2022 wurde ein Most von Pinot-Noir-Trauben mit einer säurebildenden Hefesorte der Gattung Saccharomyces zu Wein verarbeitet. Daraus entstand ein leicht säuerlicher, aromatisch interessanter Wein. Bei den nächsten Versuchen wird eine weisse Rebsorte mit neuen Milchsäure produzierenden Hefen verarbeitet.

Auf dem Weg zu energieeffizienteren Kellereien

Auch die Energieoptimierung in Weinkellern ist ein wichtiges Forschungsfeld. Der Energieverbrauch der Kellerei Grand-Brûlé, die sich im Besitz des Staats Wallis befindet, wurde im Jahr 2022 analysiert, ebenso wie die Nutzung erneuerbarer Energien im Hinblick auf ihre Renovierung. Die Forschenden beurteilten auch die Grundwassernutzung für die Kälte- und Wärmeerzeugung der Kellerei. Des Weiteren haben sie beim Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) ein Projekt eingereicht, bei dem Walliser Winzerinnen und Winzer in einem kollaborativen Prozess begleitet werden, der bis 2035 eine Nettoreduktion der Treibhausgasemissionen um 40 Prozent zum Ziel hat.