Medienkonferenzen Dienststelle für Sozialwesen

Kollektivunterkunft « Gästehaus St. Ursula »

Eröffnungs- und Nutzungsmodalitäten des Gebäudes

Nach dem Entscheid des Grossen Rates vom März 2023, der den Kauf des « Gästehauses St. Ursula » in Brig bewilligte, wird der Kanton Wallis das Gebäude ab dem 1. Juli 2023 in Besitz nehmen. Die Inbetriebnahme wird schrittweise erfolgen. Die Tätigkeiten des Gästehauses werden wie bisher weiterlaufen, bis Mitte Herbst die ersten Personen aus dem Asylbereich einziehen. Eine Delegation des Kantons traf sich mit den Gemeindebehörden, um ihnen die Einzelheiten der Eröffnung des Zentrums zu erläutern und ihre Fragen zu beantworten. Langfristig wird das Kollektivzentrum insgesamt zwischen 100 und 120 Personen beherbergen können. Auch soziale Beschäftigung sowie Bildungsaktivitäten sollen auf dem Gelände entwickelt werden, und das Angebot an Parahotellerie und Catering wird in einer noch festzulegenden Form beibehalten.

Die aktuelle Migrationskrise im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine sowie die Wiederaufnahme der Migrationsrouten nach dem Ende der Gesundheitskrise haben einen unbestreitbaren zusätzlichen Bedarf für die Unterbringung von Personen entstehen lassen, die dem Kanton Wallis vom Bund zugewiesen werden. Im März dieses Jahres genehmigte der Grosse Rat den Kauf des der Kongregation der Ursulinen-Schwestern gehörenden «Gästehauses St. Ursula» in Brig, mit dem Ziel, dort eine Kollektivunterkunft für Personen aus dem Asylbereich zu eröffnen.

Personen aus dem Asylbereich

Bis heute verfügte das Amt für Asylwesen (AfAW) über kein dauerhaftes Kollektivzentrum im Oberwallis. Die Übernahme des Gebäudes «Gästehaus St. Ursula» wird es dem Kanton Wallis ermöglichen, diesen Mangel zu beheben und alle ihm anvertrauten Personen aus dem Asylbereich würdig unterbringen zu können. Die Personen werden dort während sechs Monaten beherbergt, um sie über die Sitten und Gebräuche des Gastkantons zu informieren. Ab ihrer Ankunft im Wallis können sie dort ebenfalls an beruflichen Eingliederungsmassnahmen in deutscher Sprache teilnehmen. Der Mangel an Kollektivunterkünften im deutschsprachigen Teil des Kantons erschwerte die Umsetzung dieser Forderung der «Integrationsagenda Schweiz (IAS)».

Die Migrantinnen und Migranten werden ab Mitte Herbst nach und nach in Brig eintreffen, je nachdem, welche Zuweisungen der Kanton erhält. Letztendlich wird die Kapazität des Zentrums die Aufnahme von insgesamt 100 bis 120 Personen ermöglichen. Es wird eine gemischte Bevölkerung (Familien, Frauen und Kinder, Einzelpersonen) mit unterschiedlicher Herkunft beherbergt werden. Einige Plätze werden auch für die Aufnahme von Personen reserviert, die gestützt auf das AuG (Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer) kurzfristig und vorübergehend platziert werden müssen. Diese Personen stehen unter der Aufsicht der Grenzwache und werden in den Tagen nach ihrer vorübergehenden Festnahme nach Italien zurückgeschickt.

Zwischen sieben und zehn Angestellte werden von der Dienststelle für Sozialwesen (DSW) als Verwaltungs- und Sozialbetreuungspersonal eingestellt. Ziel ist es, tagsüber immer für Beschäftigung zu sorgen. Auch Nachtwachen sind vorgesehen. So wird die Sicherheit am Standort während sieben Tagen die Woche und 24 Stunden am Tag gewährleistet.

Soziale Beschäftigung und Bildungsaktivitäten sowie Übernahme des derzeitigen Personals

Das Projekt wird auch ein soziales und Bildungsziel verfolgen, sowohl für Personen aus dem Asylbereich als auch für Personen, die Sozialhilfe beziehen. Zu diesem Zweck möchte das AfAW eine Zusammenarbeit mit dem Sozialmedizinischen Zentrum Oberwallis (SMZO) aufbauen.

Ziel der Eingliederungsmassnahmen ist es, die für eine berufliche Eingliederung erforderlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Die am Standort angebotenen Ausbildungen werden hauptsächlich praxisorientiert sein, um die Attraktivität der Teilnehmenden auf dem regulären Arbeitsmarkt zu erhöhen und ihnen so bald wie möglich eine finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen. Die Ausbildungen betreffen insbesondere die Bereiche Hotellerie (Gästehaus), Gastronomie (Catering) und Gesundheit (Rotkreuz-Kurse), da in diesen Branchen ein grosser Personalmangel herrscht.

Das derzeitige Personal wird vom Staat Wallis ab dem 1. Juli 2023 befristet eingestellt, um die Aktivitäten der Parahotellerie und der Cateringdienstleistungen aufrechtzuerhalten.

Partnerschaft mit der Gemeinde und mit anderen spezifischen Akteuren

Bei ihrem Treffen mit den Stadtbehörden bekräftigte die Delegation des Kantons ihren Wunsch, eine starke Partnerschaft mit den Gemeindediensten aufzubauen. Es sollen regelmässige Kontakte eingeführt werden. Das AfAW verpflichtet sich, dafür zu sorgen, dass die Personen, die sie beherbergt, sowohl die formellen als auch die informellen Regeln des «Zusammenlebens» einhalten. Es werden spezielle Partnerschaften eingerichtet, um die medizinischen (Apotheken, Krankenhäuser, Ärzte usw.) und sicherheitstechnischen Aspekte (Kantons- und Gemeindepolizei, private Agentur) zu gewährleisten. Das AfAW steht bereits in Kontakt mit den Dienststellen für Unterrichtswesen (DU) und für Berufsbildung (DB) in Bezug auf Integrationsklassen, spezifische Kurse oder auch Sprachkurse. Die Kinder im schulpflichtigen Alter werden direkt in der Kollektivunterkunft unterrichtet.

Weiterführung der Mission der Kongregation der Ursulinen-Schwestern

Die Übernahme des Gebäudes durch den Staat Wallis wird es ermöglichen, schnell Menschen aufzunehmen, die in der Schweiz Zuflucht gesucht haben, und sozial-berufliche Ausbildungen für Migrantinnen und Migranten und für Bürgerinnen und Bürger in prekären Situationen zu entwickeln. Dieses Projekt entspricht dem Wunsch der Ursulinen-Schwestern, dass der ursprüngliche Auftrag des Gebäudes auf eine Art und Weise fortgeführt wird, die «so nah wie möglich an ihrem irdischen Auftrag» liegt.

In aktiver Zusammenarbeit mit der Gemeinde Brig-Glis möchte der Kanton, dass dieses Zentrum zu einem Ort des Austauschs und des Teilens mit der Bevölkerung wird. Es soll zu einem zur Stadt hin offenen Ort werden, aber in einem klar definierten Rahmen.

Gästehaus St. Ursula