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Pflanzenschutzmitteilung Nr. 11

08/08/2018 | Dienststelle für Landwirtschaft

Trockenheit & D. suzukii

 

Weinbau

 

Trockenheit

Einige Parzellen weisen ausgeprägte Symptome von Wassermangel auf: Gelbwerden und Abfallen der Blätter. In Extremfällen kann man sogar feststellen, dass einzelne Rebstöcke plötzlich an Wasserstress sterben.In den betroffenen Parzellen ist das Bewässern vorteilhaft für die Trauben, dies vor allem bei spätreifenden Rebsorten. Kontrollieren Sie Ihre Reben (insbesondere die Junganlagen) und bewässern Sie falls nötig.

Wir raten Ihnen davon ab, währende Hitzeperioden lange Triebe zu gipfeln. Dies kann zur Reifeblokade führen.

 

Drosophila suzukii (Kirschessigfliege)

Bis heute wurden in den im Walliser Weinberg aufgestellten Fallen nur einige einzelne Kirschessigfliegen (Drosophila suzukii) gefangen. Aufgrund des aktuellen Vegetationsvorsprunges und den verschiedenen Hitzewellen kann davon ausgegangen werden, dass sich eventuelle Kirschessigfliegenbefälle auf die gleichen Risikoparzellen der letzten beiden Jahre beschränken.

Die Zahl der Kirschessigfliegen, die in den im Wallis in unterschiedlichen Kulturen, Hecken und einheimischen Büschen aufgestellten Fallen gefangenen wurden, ist geringer als in den vergangenen Jahren zur gleichen Zeit. Das schwache Vorkommen wird durch die Kontrollen der Beeren in 11 äusserst anfälligen Parzellen (3 Dunkelfelder, 2 Garanoir, 2 Divico, 1 Gamay, 1 Gamaret, 1 Mara et 1 Eyholzer roter) bestätigt. In allen Proben, welche zwischen Eyholz und Martigny entnommen wurden, wurde keine einzige Eiablage beobachtet.

Aufgrund dieser Resultate sind wir der Meinung, dass zurzeit jegliche Behandlung - auch in den äusserst frühen Parzellen - unnötig ist.

Viele Parzellen werden mit Seitennetzen gegen Vögel und Wespen geschützt. Diese Massnahme ist äusserst effizient, um die Entwicklung von essigsauren Einstichen bei anfälligen Rebsorten, namentlich dem Garanoir, zu verhindern. Es wird empfohlen, diese Netze, wenn nötig, unverzüglich aufzuziehen.

Die nächste Mitteilung über die Entwicklung der Situation im Wallis erscheint am Donnerstag, 16. August 2018.

Nachfolgend finden Sie allgemeine Informationen über D. suzukii:

 

Befallsrisikofaktoren

Im Weinberg spielen die unmittelbare Umgebung der Parzelle, ihre Topographie sowie ihr Anbausystem eine wichtige Rolle für die Aktivitäten der Kirschessigfliege. Förderliche Faktoren sind unter anderem die Nähe zu Steinobstbäumen, Gebüschen und Waldrändern. Ebenfalls anfällig sind nur beschränkt durchlüftete und schattige Parzellen. Auch dichtere Kulturen von niedriger Höhe und dichtem Blattwerk sind anfällig. Die Anwesenheit von Adventivpflanzen in der Traubenzone und beschädigten Beeren locken die Kirschessigfliege ebenfalls an.

Der Essigstich wirkt sich äusserst attraktiv auf die Kirschessigfliege aus. Es ist daher vorteilhaft, diese Form von Fäulnis zu verhindern, etwa indem durch das Anbringen von Seitennetzen die von Vögel, Wespen und Bienen verursachten Schäden limitiert werden.

Die Eier werden vorzugsweise auf gewissen Rebsorten abgelegt, in abnehmender Anfälligkeit: Eyholzer Rote, Dunkelfelder, Humagne Rouge, Syrah, Gamay, Garanoir und Cornalin. Hingegen sind Rebsorten wie der Pinot Noir, Diolinoir oder Gamaret nur im beschränkten Ausmass von Eiablagen betroffen. Die weissen Rebsorten werden in der Regel nicht befallen.

 

Überwachung

In den gefährdeten Parzellen kann am Anfang des Farbumschlages eine individuelle Überwachung, mit attraktiven Fallen eingesetzt werden. Aber Vorsicht: Das Einfangen der Kirschessigfliege bedeutet nicht, dass sie die Weintraube angreift. Nur die Kontrolle der Eiablage gibt uns diese Information und gilt als Entscheidungsgrundlage für eine Behandlung.

Fallen herstellen und aufstellen: Bohren Sie im oberen Teil einer geschlossenen farblosen PET-Flasche 8 Löcher von 3 mm Durchmesser hinein und füllen Sie ein Gemisch (1-2 dl) aus 1/3 Apfelessig 1/3 Wasser, 1/3 Rotwein und einem Tropfen Seife ein. Hängen Sie dann diese Flaschenfallen an schattigen Orten auf. Leeren Sie die Fallen einmal pro Woche in einem weissen tiefen Teller und kontrollieren Sie die gefangenen Arten. Suchen Sie hauptsächlich das Männchen, das sich von einheimische Arten mit einem braunen Fleck hinter jedem Flügel unterscheidet. Die Köderflüssigkeit darf nicht in den Reberg sondern ins Abwasser entsorgt werden.

Kontrolle betreffend Eiablagen: Erhebungen sollten in Parzellen durchgeführt werden, die in der Vergangenheit befallenen waren, namentlich Dunkelfelder, Gamay, Garanoir, Humagne rouge, Syrah, usw. Ab Farbumschlag sollten wöchentlich 50 gesunde Beeren pro Parzelle von 1000 m2 kontrolliert werden, wobei Sie 1 Beere pro Traube in der oberen Hälfte über die ganze Parzelle verteilt entnehmen. Eier sind mit Hilfe einer Lupe von 7-10-facher Vergrösserung anhand ihrer zwei weissen Atemschläuche erkennbar. Sie befinden sich häufig in der Nähe des Stiels.

 

Bekämpfungsmassnahmen

Wird die Toleranzgrenze (4 % Beeren mit Eiablagen oder ab der ersten Eiablagen in Risikoparzellen) überschritten, kann eine Behandlung mit einem der beiden nachfolgenden homologierten Wirkstoffe vorgesehen werden: Kaolin (Surround) oder Spinosad (Audienz). Bitte halten Sie die Gebrauchsanweisung strikt ein.

Der gelöschte Kalk (Nekagard 2) und das Pyrethrin (Peroxan, Pyrethrum) sind einer befristeten Allgemeinverfügung vom BLW unterstellt und im ÖLN zugelassen. Die Wirkstoffe Acetamiprid benötigt im Rahmen des ÖLN und des Zertifikats Vitiswiss einer vorgängigen Bewilligung durch unsere Dienststelle. Alle anderen Wirkstoffe sind verboten.

Der Massenfang kann in kleinen, isolierten Parzellen eine ergänzende Massnahme darstellen, jedoch ohne Gewähr für dessen Effizienz. Er kann womöglich dazu beitragen, die Weiterentwicklung der Populationen zu bremsen. Das vorgängige Aufstellen einer Überwachungsfalle zu Beginn der Reife am Rande einer Parzelle ermöglicht eine Kontrolle der Präsenz der Kirschessigfliege an diesem Ort. Richten Sie die Fallen unverzüglich nach dem ersten Fang in der Parzelle ein. Hängen Sie hierfür alle 2 m am Rand und alle 25 m2 in der Parzelle Fallen auf. Platzieren Sie die Fallen im Schatten und leeren Sie sie mindestens alle zwei Wochen ausserhalb der Parzelle (ins Abwasser). Fallen werden verkauft bei: www.becherfalle.ch, Landi, Andermatt.

 

Merkblätter mit Abbildungen finden Sie auf der Internetseite von Agroscope: www.agroscope.ch > Themen > Pflanzenschutz > Drosophila suzukii.

 

 

KantonaleS Weinbauamt - S. Emery