Umgang mit Niederschlagswasser im Siedlungsgebiet
Der Umgang mit Niederschlagswasser in überbautem Gebiet oder Siedlungsgebiet muss den Grundsätzen und Anforderungen des Gewässerschutzrechts (GSchG und GSchV) entsprechen. Bei neuen Erschliessungen, Bauten, Änderungen oder Renovierungen ist eine Trennung des Abwassers vorgeschrieben.
Das Schwammstadt-Prinzip: weniger Versiegelung, mehr Versickerung
Um den Umgang mit Niederschlagswasser zu verbessern, wird man heute grundsätzlich dem Konzept der Schwammstadt folgen. Nach diesem Prinzip will man die Versiegelung der Böden begrenzen und für eine maximale Rückhaltung ("Retention") und Versickerung des Regenwassers an Ort und Stelle sorgen.
Dadurch lassen sich die Abwassermengen und -abflüsse reduzieren, das Überschwemmungsrisiko verringern und die Wasserqualität verbessern, während gleichzeitig ein Beitrag zur Siedlungsnatur und zur thermischen Behaglichkeit geleistet wird.
GEP: Kommunales Planungsinstrument und Richtlinie Abwasserbewirtschaftung bei Regenwetter, VSA, 2019
Der Generelle Entwässerungsplan (GEP) der Gemeinden muss die Zonen festlegen, in denen eine Versickerung möglich ist. Wenn eine lokale Versickerung nicht möglich ist, können die Behörden die Einleitung in ein Oberflächengewässer (See, Fluss, Kanal, Sammelkanal) bewilligen, sofern Retentionsmassnahmen zur Regulierung des Abflusses und zur Begrenzung des Hochwasserrisikos ergriffen werden.
Aus dem kommunalen GEP festgelegten Entwässerungskonzept geht hervor, ob eine Regenwasserretention erforderlich ist oder nicht, was von der Art des Gewässers, in das das Regenwasser eingeleitet wird, und von den Vorgaben der VSA-Richtlinie abhängig ist. Die Retention kann auf einem Grundstück direkt oder gesamthaft durch kommunale Infrastrukturen (Retentionsbecken, Retentionsmulden, usw.) erfolgen.
Wenn im GEP keine detaillierten Informationen zur Retention enthalten sind, sollte die VSA-Richtlinie Abwasserbewirtschaftung bei Regenwetter von 2019 herangezogen werden, die mit den in ihr beschriebenen Entwässerungsmethoden eine solide Grundlage für die Planung und Realisierung von Projekten bietet.
DUW-Tool zur Berechnung und Bemessung von Retentionsanlagen
Die Dienststelle für Umwelt (DUW) leistet eine technische Hilfestellung für die Planung und Bemessung von Retentionsanlagen.
Als Reaktion auf die extremen Klimaereignisse in jüngster Zeit stellt die DUW neue, aktualisierte Regenintensitäten zur Verfügung, die an die aktuellen Verhältnisse angepasst wurden und Wiederkehrzeiten von 1, 2, 5 und 10 Jahren aufweisen. Diese Daten ermöglichen eine zuverlässigere und belastbarere Bemessung der Infrastrukturanlagen.
Durch den Zugriff auf ein Berechnungstool in Form einer Excel-Datei kann man, unter Angabe von Art und Grösse der Flächen sowie ihrer geografischen Lage, das erforderliche Retentionsvolumen bestimmen.
Hilfsmittel und konkrete Beispiele
Der Verband Schweizer Abwasser- und Gewässerschutzfachleute (VSA) hat eine Platform zum Thema Schwammstadt eingerichtet. Diese Website bietet eine Sammlung von Informationen und praktische Anleitungen, und sie zeigt an konkreten Beispielen der Siedlungsgestaltung, wie sich eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung fördern lässt.
Unter den Beispielen befinden sich sowohl private Projekte (Gärten, sickerfähige Parkplätze, Dachbegrünungen, Sickerschächte, Retentionsmulde, usw.) als auch kommunale Projekte (Grünflächen, Gestaltung öffentlicher Plätze, landschaftlich eingebettete Retentionsbecken, integrierte grüne Infrastruktur).