Kantonale Strategie zur digitalen Bildung
Die digitale Bildung, Stütze der digitalisierung des Kantons Wallis
In einer zunehmend vernetzten Welt, in der die Technologie einen bedeutenden Teil des Alltags gestaltet, muss die Schule die digitale Bildung in ihren Lehrplan aufnehmen.
Die digitale Bildung ist ein zentraler Bestandteil der Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf das Leben, die Arbeit und den Erfolg in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Sie vermittelt ihnen die nötigen Fähigkeiten, um die Möglichkeiten der Technologie zu nutzen, und bildet dabei ihr Bewusstsein für die ethischen und sozialen Herausforderungen im Zusammenhang mit dieser Entwicklung.
Die Schule nimmt eine wichtige Rolle bei der Umsetzung der digitalen Bildung und der Vorbereitung der künftigen Generationen auf eine sich ständig verändernde digitale Zukunft ein. Sie ist der Schlüssel zur Bildung informierter, kreativer und kritischer Bürgerinnen und Bürger, die bereit sind für die Herausforderungen einer sich digitalisierenden Welt.
Christophe Darbellay
Staatsrat
Vorsteher des Departements für Volkswirtschaft und Bildung
Jean-Philippe Lonfat
Chef der Dienststelle für Unterrichtswesen
Tanja Fux
Chefin der Dienststelle für Berufsbildung
Fabio Di Giacomo
Direktor der PH-VS
Was ist digitale Bildung?
Digitale Bildung ist sowohl fachspezifischer als auch fächerübergreifender Unterricht, der sich mit der Nutzung digitaler Hilfsmittel, der Informatik und einer digitalen «Kultur» befasst.
Die Lehrpläne für die digitale Bildung wurden von Lehrpersonen und Experten ausgearbeitet. Ein Grossteil des Unterrichts in digitaler Bildung findet offline im Rahmen des regulären Unterrichts statt. Bei der Nutzung von Medien in der Schule werden die von der Gesundheitsförderung Wallis aufgestellten Richtlinien zur Gesundheit und zur Prävention von Risiken im Zusammenhang mit Bildschirmen eingehalten.
Die digitale Bildung beruht auf drei Schwerpunkten: Medien, Informatik und Anwendungen. Diese drei Themen werden sowohl fachspezifisch als auch fächerübergreifend behandelt.
Lehrplan für die obligatorische Schulzeit
Im Unterwallis wird die digitale Bildung nach dem Lehrplan «PER numérique» umgesetzt, während sie sich im Oberwallis auf den Lehrplan 21 stützt.
Der «PER numérique» umfasst drei Schwerpunkte:
- Schwerpunkt
Medien: Unterricht zu Medien wie Zeitungen, Fernsehen, aber auch allen anderen Kommunikationsmedien.
- Schwerpunkt
Informatik: Verständnis der Funktionsweise von Tools und Programmierung.
- Schwerpunkt
Anwendung: Erlernen der Nutzung digitaler Standardwerkzeuge (Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, Werkzeuge zur Informationssuche, Erstellung von Projekten usw.).
Lehrplan für die Sekundarstufe II
Für die Schulen konzentriert sich der von der EDK erlassene Rahmenlehrplan (RLP) auf den Umgang mit digitalen Tools, die Integration einer digitalen Perspektive in die Bildungsinhalte, die Übermittlung von Konzepten und die Entwicklung von überfachlichen Kompetenzen in allen Unterrichtsfächern.
Der RLP verdeutlicht die zentrale Rolle des Unterrichts im Kernfach Informatik. Sie soll allen Schülerinnen und Schülern grundlegende Kompetenzen vermitteln, dank denen sie sich in einer digitalen Welt zurechtzufinden (Algorithmen und Programmierung, Daten und Informationen, Systeme und Netzwerke). Dabei geht es darum, ihre Funktionsweise zu verstehen, ihre Auswirkungen einzuschätzen und an technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen teilzunehmen.
Für die berufsbildende Sekundarstufe II definieren die eidgenössischen Verordnungen über die berufliche Grundbildung für jeden Beruf den Rahmen für den Lehrplan. Ziel ist es, den Lernenden die digitalen Kompetenzen zu vermitteln, die sie für die Arbeitswelt und ihre sich ständig ändernden Anforderungen benötigen. Je nach Ausbildung kann es sich um ein eigenes Fach, um Ergänzungsfächer oder Instrumente handeln, die fächerübergreifend in den Unterricht integriert werden.
Welche Ziele verfolgt die digitale Bildung?
Die digitale Bildung strebt die Entwicklung einer digitalen Kultur und eines digitalen Verantwortungsbewusstseins an und soll ermöglichen, die Her ausforderungen des 21. Jahrhunderts zu meistern und das nötige Know-how zu erlangen. Ihre Ziele, die vom deutsch- und französischsprachigen Wallis gemeinsam verfolgt werden, sind unter anderem:
Welche Lehrmittel gibt es?
Das für das Unterwallis (1H-8H) gewählte Dé>codage enthält Vorschläge für Aktivitäten mit oder ohne Computer. Dieses Lehrmittel wird allen kostenlos zur Verfügung gestellt. Es wurde im Kanton Waadt mit Unterstützung der EPFL, der HEP-VD und der UNIL entwickelt.
In den Orientierungsschulen werden die Jugendlichen Connected verwenden. Dieses Lehrmittel ist mit einer kostenpflichtigen Lizenz versehen. Es wurde in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen der West-schweiz und Luzern entwickelt.
Im Oberwallis wird Connected seit drei Jahren ab der 7H genutzt.
In den Schulen der allgemeinbildende Sekundarstufe II gibt es fachspezifische Lehrmittel für das Fach Informatik. Es werden weitere Lehrmittel vorgeschlagen, um die Integration der digitalen Bildung in andere Fächer zu fördern.
In den Schulen der berufsbildenden Sekundarstufe II werden grundsätzlich die berufsspezifischen Lehrmittel verwendet, die von den Organisationender Arbeitswelt festgelegt wurden.
Wie wird die digitale Bildung umgesetzt?
Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, hat der Kanton Wallis eine Umsetzungsstrategie erarbeitet. Sie wurde von einem Redaktionsausschuss entwickelt, der sich aus Vertretern der Dienststelle für Unterrichtswesen, der Dienststelle für Berufsbildung, der Pädagogischen Hochschule und des Kompetenzzentrums ICT-VS zusammensetzte.
Die Strategie legt einen pragmatischen und einheitlichen Rahmen fest und führt die digitale Bildung schrittweise in den Unterricht ein, wobei sie didaktische, materielle, finanzielle und organisatorische Aspekte umfasst. Ziel dieser Strategie ist es, alle Lehrpersonen des Kantons in digitaler Bildung auszubilden, alle Schulen gleichermassen und unter Einhaltung der festgelegten Standards auszustatten und alle Sicherheits- und Datenschutzanforderungen zu erfüllen.
Die digitale Bildung taucht nicht völlig losgelöst in einer pädagogischen Landschaft - frei von jeglicher digitalen Bildung - auf: Die Walliser Schülerinnen und Schüler werden seit mehreren Jahren über die unter der Bezeichnung «MITIC» (PER 2010) definierten und entwickelten Lerninhalte so- wie, für die Lernenden, über die berufsspezifischen Anforderungen an diese herangeführt. Die Einführung der digitalen Bildung hat im Oberwallis seit der Umsetzung des Lehrplans 21 stattgefunden. Die Schulen verwalten bereits IT-Ausstattungen und die Lehrpersonen haben diese Tools in ihre Klassen integriert. Die digitale Bildung erreicht heute jedoch eine Stufe, die zusätzliche Mittel erfordert.
Ein Amt für digitale Bildung
Im Januar 2025 wurde ein Amt für digitale Bildung (ADB) eingerichtet. Es ist der Dienststelle für Unterrichtswesen angegliedert und wird in Zusammenarbeit mit der PH-VS und den fachlichen Partnern für die Verwaltung der pädagogischen und technischen Ressourcen für die digitale Bildung an allen Walliser Schulen zuständig sein.
In diesem Zusammenhang ist das Amt für die Analyse und Erwägung von Hilfsmittel, Ansätzen und Methoden in Bezug auf die digitale Bildung zuständig. Das Amt unterstützt Schuldirektionen und Lehrpersonen, fördert einen verantwortungsvollen und ethischen Umgang mit digitalen Technologien, unterstützt die gemeinsame Nutzung von Bildungsressourcen unter den Schulen und fördert einen fairen Zugang zur digitalen Welt für alle. Es sorgt dafür, dass die Umsetzung dieser Vorhaben überwacht und kontrolliert wird.
Weiterbildung der Lehrpersonen
Da die digitale Bildung zu den fächerübergreifenden Kompetenzen gehört, die in den Walliser Schulen vermittelt werden, müssen sich alle Lehrpersonen darin ausbilden lassen.
Für die Lehrpersonen der obligatorischen Schulzeit erfolgt diese mittels Weiterbildungsangeboten der PH-VS. Sie wird im Oberwallis bereits seit 2019 durchgeführt und begann im Unterwallis mit dem Schuljahr 2023.
Für die allgemeinbildende Sekundarstufe II wird in Kürze ein Lehrplan für die Einführung des neuen Rahmenlehrplans (RLP) ab dem Schuljahr 2026 ausgearbeitet.
Lehrpersonen der berufsbildenden Sekundarstufe II werden an der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung (EHB) und anderen Instituten weitergebildet.
Zudem wurde das Weiterbildungsangebot der PH-VS um 211 Kurse für das französischsprachige Wallis und 30 Kurse für das deutschsprachige erweitert. Diese Kurse decken ein breites Spektrum an Themen ab, wie z. B. digitale Hilfsmittel, Medienproduktion, künstliche Intelligenz und Medienkompetenz.
Diese Initiative hat dazu geführt, dass fast alle Lehrpersonen der obligatorischen Schulzeit mindestens eine Weiterbildung in diesem Bereich absolviert haben.
Neben dieser Weiterbildung können die Lehrpersonen die Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen sowie spezialisierter Mitarbeitenden in An- spruch nehmen. In Form einer Pyramide organisiert, ermöglicht diese kaskadenförmige Unterstützung, dass Lehrpersonen aus der Praxis Lehrpersonen in der Praxis unterstützen.
Beschaffung der Werkzeuge
Die Strategie der digitalen Bildung sieht vor, dass bis zur 6H gemeinsam genutztes IT-Material zur Verfügung gestellt wird, z. B. ein Tablet für vier Schülerinnen und Schüler der 3H und 4H. Ab der 7H ist vorgesehen, dass den Schülern je ein digitales Gerät zur Verfügung steht, wenn dies für das Lernen erforderlich ist. Dies bedeutet Investitionen in IT-Material, die von den Schuldirektionen verwaltet werden.
In Schulen der Sekundarstufe II ist der Kanton für die Verwaltung der Infrastruktur zuständig. Ziel ist es, BYOD (Bring Your Own Device) zu verbreiten, um die Entwicklung digitaler Kompetenzen von Studierenden und Lernenden zu fördern und sie auf die Nutzung persönlicher Geräte im Beruf und im Privatleben sowie im tertiären Bildungsbereich, wo dies bereits üblich ist, vorzubereiten.
Bewusstseinsbildung und Datenschutz
Die Nutzung digitaler Geräte wird von einer Bewusstseinsbildung der Schülerinnen und Schüler und der Fachpersonen für IT-Sicherheit begleitet, insbesondere durch Phishing-Kampagnen. Strenge Sicherheitsregeln werden die Sicherheit der Informationssysteme an den Schulen gewährleisten.
Strategie 2024-2028
Wie viel kostet die digitale Bildung?
Das kantonale Budget für digitale Bildung beträgt 6,7 Millionen pro Kalenderjahr, die zusätzlich zur üblichen Finanzierung der Schulen bereitgestellt werden.
Die neue Strategie ermöglicht eine Pauschalierung der kantonalen Subventionen von 70 Franken pro Schüler bzw. Schülerin und Schuljahr während der obligatorischen Schulzeit. Diese Pauschale deckt alle pädagogischen Ressourcen ab, einschliesslich des digitalen Materials sowie aller anderen bisher subventionierten Ausstattungen. Auch die Gemeinden leisten einen Beitrag: gemäss der Aufteilung 30 % zulasten Kanton und 70 % zulasten Gemeinden.
Wie steht es um die digitale Bildung im Oberwallis?
Einleitung
Das Oberwallis ist bei der Umsetzung der digitalen Bildung in der Schule dem Rest des Kantons voraus. Dies verleiht ihm eine Pionier- und Vorbildfunktion für die Umsetzung im Unterwallis.
Die kantonale Strategie wird jedoch auch dem Oberwallis zugutekommen. Sie ermöglicht:
- sich auf eine einheitliche Definition von digitaler Bildung und Ausstattungsstandards zu stützen;
- die an der PH und im Amt für digitale Bildung eingerichteten Ressourcen für pädagogische Forschung und Überwachung zu nutzen, aber auch auf Ausbildner für Lehrpersonen und auf Fachberaterinnen und Fachberatern zurückzugreifen;
- von der Pauschalierung der kantonalen Subventionen zu profitieren.
Lehrpläne
Im Oberwallis ist der Lehrplan für die obligatorische Schule (Lehrplan 21) bereits in Kraft. Es beruht auf zwei Schwerpunkten: Medien und Informatik.
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Schwerpunkt
Medien:- Verständnis digitaler Medien und verantwortungsvolle Nutzung
- Bewusstseinsbildung für die Herausforderungen einer digitalen sozialen Verantwortung, für sichere und ethische Online-Praktiken sowie für die Erstellung und Verwaltung von Informationen
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Schwerpunkt
Informatik:
-Verständnis und Beherrschung der Grundlagen der Informatik, ein schliesslich der Programmierlogik
-Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler für das Verständnis, wie die täglich genutzten Technologien funktionieren
Ein Teil der Anwendungskompetenzen wird im Modul Medien und Informatik vermittelt, während die übrigen im Rahmen der Fachbereichslehrpläne abgedeckt werden.
Lehrmittel
In der 1H-4H wird die Lehrmittelreihe «Ulla aus dem Eulenwald» eingesetzt.
Connected ist das ab der 7H eingesetzte Lehrmittel. Es wurde in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen der Westschweiz und Luzern entwickelt.
Weiterbildung der Lehrpersonen
Die Lehrpersonen wurden ab 2019 in obligatorischen Weiterbildungen an der PH-VS, den sogenannten MIA, geschult. Zwischen 2019 und 2022 wurden so 418 Lektionen absolviert. Die Gesamtheit der obligatorischen und fakultativen Kurse, die sich mit der Digitalisierung befassen, macht im Oberwallis 30 % der Weiterbildungen an der PH aus.
Für das Schuljahr 2024 - 2025 werden Online-Nachholkurse und andere Kurse im Zusammenhang mit digitaler Bildung angeboten, z. B. Weiterbildung zu digitalen Lehr- und Lernmitteln, Produktion von Medienbeiträgen, künstlicher Intelligenz, Gamification usw.
Wann wird die digitale Bildung konkret umgesetzt?
«Umsetzung bis 2028»
Die gesamte Strategie wird zwischen 2024 und 2028 umgesetzt. Dazu gehören das Change-Management an den Schulen durch die Direktionen, die Überwachung der Umsetzung durch das Schulinspektorat und die Direktionen, die Einstellung von pädagogischen Betreuern auch für die Sekundarstufe II sowie die Ausgestaltung der pädagogischen Inhalte.
Für die obligatorische Schulzeit und die allgemeinbildende Sekundarstufe II wird eine offizielle Plattform für die Kommunikation zwischen Schule und Eltern eingerichtet, ebenso wie ein Kommunikationsportal zwischen der Dienststelle für Berufsbildung und den Unternehmen für die berufsbildende Sekundarstufe II.
Schliesslich werden Anstrengungen unternommen, um Standards, Umsetzungs- und Nutzungsleitfäden für die empfohlenen Lösungen zu definieren und die Infrastruktur der Schulen der Sekundarstufe II zu stärken.