Abwasser als Indikator für die Volksgesundheit
Seit 2021 ermöglicht das Abwassermonitoring den Nachweis von Viren wie etwa SARS-CoV-2 ebenso wie von anderen Krankheitserregern, Medikamenten und Drogen. Durch die kombinierte chemische und mikrobiologische Analyse lassen sich neue Aussagen zur Gesundheit der Bevölkerung treffen.
Die Eawag überwacht daher in Zusammenarbeit mit mehreren Institutionen die Gewässer von sechs Schweizer Kläranlagen in Basel, Chur, Genf, Laupen, Lugano und Zürich. Anhand der Daten zu pharmazeutischen Substanzen lassen sich Krankheitsausbrüche, die manchmal nicht identifiziert werden, wie Infektionen durch Rhinoviren oder Keuchhusten, frühzeitig erkennen.
Der Masernausbruch von Januar bis März 2024 in der Westschweiz zeigt exemplarisch, wie jung das Forschungsfeld der abwasserbasierten Epidemiologie noch ist. Da lange unklar war, ob das im Abwasser gefundene Masern-Erbgut wirklich von «wilden» Mastern oder von einem Impf-Stamm herrührt, musste zuerst eine neue Analysemethode entwickelt werden. Schliesslich konnten die Forschenden dank tiefgefrorener Abwasserproben den Anstieg nachweisen. Dafür brauchte es einheitliche Methoden, frei zugängliche Datenbanken und eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschenden aus Chemie und Mikrobiologie.
