Machbarkeitsstudien für eine Wasserleitung zur Mehrfachnutzung und Weiterverwendung von turbiniertem Wasser aus Staudämmen

Eine Erkenntnis und offene Fragen

Durch die Stromproduktion aus den Walliser Staudämmen wird eine erhebliche Menge Wasser in die Rhone abgeleitet. So macht das turbinierte Wasser jährlich fast 60 Prozent des Wassers der Rhone aus.

  • Könnte dieses Wasser für den Bedarf von Gemeinden, Haushalten, Industrie, Landwirtschaft sowie für Biotope und Tourismus wiederverwendet werden?
  • Könnte dieses Wasser als Trinkwasser oder zur Frost- oder Dürrebekämpfung, in der Landwirtschaft, in der Industrie oder für Biotope usw. genutzt werden?
  • Könnte dieses Wasser für lokale, Walliser oder ausländische Akteure von Interesse sein, und welche baulichen Massnahmen wären für den Transport dieses Wassers erforderlich?

 
 

Phase I: Technische Machbarkeit bestätigt

Um diese Fragen zu beantworten, beauftragte die Arbeitsgruppe zur Wasserstrategie des Kantons im Jahr 2022 ein Ingenieurbüro mit einer Machbarkeitsstudie für eine Wasserleitung zur Mehrfachnutzung, über welche turbiniertes Wasser aus den nahe der Rhone gelegenen Wasserkraftwerken eingespeist werden soll. Diese Analyse zielte darauf ab, die Relevanz einer solchen Infrastruktur im Hinblick auf die Ziele der integralen Wasserwirtschaft, der interkommunalen Zusammenarbeit und der Mehrfachnutzung der Ressource Wasser zu bewerten.

Die Studie ergab, dass es technisch möglich ist, das turbinierte Wasser aus den Walliser Staudämmen weiter zu verwerten.

Somit wäre eine Verwendung für den Hausgebrauch oder bestimmte industrielle Zwecke nach einer Aufbereitung des Wassers zu Trinkwasser denkbar. In puncto Bewässerung könnte die Trübung für bestimmte Bewässerungsnetze eine Herausforderung darstellen.

Drei geprüfte Varianten

In dieser Machbarkeitsstudie wurden drei Varianten unterschiedlicher Dimensionen erarbeitet.

  1. Die lokale Variante basiert auf den im Wallis ermittelten Bedürfnissen. Demnach sollen 225 Liter Wasser pro Sekunde über eine Druckleitung mit einem Durchmesser von etwa 70 cm an Gemeinden oder Industriebetriebe im Wallis geliefert werden können. Die geschätzten Kosten pro Abschnitt belaufen sich auf 22 Millionen Franken, wobei der Preis pro Kubikmeter zwischen 7 und 12,6 Rappen liegt.
  2. Die regionale Variante gründet auf der Annahme, dass externe Abnehmer – andere Kantone oder Industriebetriebe ausserhalb des Kantons – daran interessiert sein könnten, zwischen Bieudron, Aproz und Le Bouveret bis zu 30 m³/Sekunde des turbinierten Wassers für die spätere Trinkwasseraufbereitung zu beziehen. Diese Variante ist auch für die landwirtschaftliche Bewässerung des Kantons sowie für die Versorgung bestimmter Gemeinden von Interesse. Für den Transport des Wassers zwischen Aproz und Le Bouveret wäre ein offener Betonkanal mit einer Breite von 4,5 m bis 5,5 m und einer Tiefe von 2,50 m bis 3,20 m erforderlich. Die Kosten werden auf 640 Millionen Franken geschätzt. Der Verkaufspreis pro Kubikmeter Wasser würde 3 bis 5 Rappen betragen.
  3. Die internationale Variante würde das gesamte turbinierte Wasser, d. h. 390 m3/Sekunde, über alle Speicherkraftwerke zwischen Naters und dem Genfersee zurückgewonnen werden.
    Der offene Betonkanal hätte theoretisch eine Breite von 18 bis 25 Metern und eine Höhe von 4 bis 5 Metern, er würde den gesamten Kanton durchqueren.
    Die Kosten für diese Variante werden auf 4 bis 5 Milliarden Franken geschätzt, bei einem Verkaufspreis von 12 bis 19 Rappen pro Kubikmeter Wasser.

Phase I der Studie herunterladen

 

 
 

Phase II: Hin zu einer kommerziellen und finanziellen Evaluierung

Unter der Federführung des Walliser Staatsrats wurde eine zweite Studie in Auftrag gegeben, um die Bereitschaft potenzieller Interessenten zum Kauf oder zur Finanzierung der in den Varianten 1 und 2 vorgesehenen Infrastrukturen zu analysieren. Die Variante 3 wurde aufgrund zu hoher Kosten und erheblicher territorialer Auswirkungen, darunter ein Verlust von mehr als 330 000 m² landwirtschaftlicher Fläche, verworfen.

Ziele von Phase II

Der Staatsrat hat die folgenden Punkte hervorgehoben:

  • die Bedeutung der Aufwertung dieser Wasserressource,
  • die Notwendigkeit, die Gespräche mit potenziellen Partnern zu vertiefen,
  • das Interesse, Industrie und Gemeinden bereits in dieser Phase einzubeziehen.

Phase II sollte sich daher auf die finanziellen und kommerziellen Aspekte konzentrieren, indem die Interessengruppen über das Potenzial von turbiniertem Wasser informiert und die Rahmenbedingungen für einen ersten Pilotabschnitt definiert werden.

Mit den Vertretenden der wichtigsten betroffenen Industriezweige und Gemeinden wurden bereits Einzelgespräche geführt, die folgende Erkenntnisse brachten:

  • Derzeit besteht keine dringende Notwendigkeit, auf dieses Wasser zurückzugreifen.
  • Einige Gemeinden und Industriezweige betrachten diese Lösung jedoch als Plan B, der in Betracht gezogen werden würde, falls ihre Versorgungsquellen abnehmen oder versiegen sollten.
  • Zeitlicher Rahmen: Der Bedarf bezieht sich auf einen Zeitraum von 5 bis 20 Jahren.

Bereitstellung der Studien
Am 15. Mai 2025 hat der Staatsrat beschlossen, die beiden Studienphasen zu veröffentlichen. Sie sind nun auf der Plattform der Wasserstrategie des Kantons Wallis zugänglich für:

  • die Gemeinden
  • die Wasserversorgungsunternehmen
  • die Talsperrenwärter/-innen
  • die Industrie und Privatunternehmen
  • interessierte Investoren oder Unternehmen.

Diese Dokumente bieten eine solide Grundlage, damit öffentliche und private Akteure zu gegebener Zeit die Initiative ergreifen und ihre Vorhaben schneller vorantreiben können, insbesondere im Rahmen interkommunaler Projekte.

Phase II der Studie herunterladen

Kontakt

Departement für Mobilität, Raumentwicklung und Umwelt

Adresse
Laurent Horvath
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Telefon +41 79 687 7167
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Wasserstrategie Wallis