ReportageEnergiewende - Solarenergie für die Kantonsverwaltung

Ein Vorzeigeprojekt

Über eine Leiter im Inneren des Gebäudes gelangen wir auf das Dach der Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt (DSUS). Oben angekommen, sind wir von den Dimensionen überrascht: Vor uns liegt die leistungsstärkste Solaranlage, die von der Kantonsverwaltung jemals gebaut wurde. Ende 2021 hatte der Staatsrat den Bau dieser Anlage beschlossen, die jährlich geschätzt 300 000 kWh Strom produziert. «Ziel ist es, systematisch alle neuen Gebäude der Kantonsverwaltung mit Solarpaneelen auszustatten», fasst Kantonsarchitekt Philippe Venetz zusammen.

Ziel ist es, systematisch alle neuen Gebäude der Kantonsverwaltung mit Solarpaneelen auszustatten»,

Ziel ist es, systematisch alle neuen Gebäude der Kantonsverwaltung mit Solarpaneelen auszustatten»,

De facto waren die Solaranlage und der Neubau an der Rue de la Dixence von Projektbeginn bis hin zur Fertigstellung untrennbar miteinander verbunden. So umfasste der Objektkredit auch die Installationskosten der Photovoltaikanlage. «Die gesamte Investition stammt aus den Mitteln des Fonds zur Finanzierung der Investitionen und der Geschäftsführung von staatlichen Immobilien (Fonds FIGI)», erklärt der Kantonsarchitekt.

Bedeutende Einsparungen

Die eigene Stromproduktion wird sich für den Kanton lohnen, da auf diese Weise grosse Einsparungen möglich sind. Er spart also beim Preis pro Kilowattstunde und verdient an der überschüssigen Energie, die er weiterverkaufen kann. Im konkreten Fall der Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt werden die Energiekosten somit um 56 000.– Franken gesenkt, Abschreibung und Wartung nicht mit eingerechnet. «Das ist aber nur eine grobe Schätzung, da die Anlage erst seit einem guten Jahr in Betrieb ist und die Daten aus den ersten Monaten noch nicht repräsentativ sind», betont der Ingenieur und Projektleiter David Balet. Die Berechnung basiert auf den Tarifen 2023 des Stromanbieters OIKEN, der 30 Rappen pro kWh für den Verkauf und 16 Rappen für den Ankauf berechnet.

 

Letztendlich hängt der Gewinn für den Staat Wallis vom Eigenverbrauch ab, welcher für das Gebäude in der Rue de la Dixence auf 20 % geschätzt wird. Bald schon wird die Dienststelle für Strassenverkehr und Schifffahrt auch den benachbarten Schiessstand der Armee und der Polizei mit Strom versorgen. Dadurch wird der Verbrauch von selbst erzeugten Kilowattstunden angekurbelt und die Stromrechnung der Kantonsverwaltung wiederum gesenkt.

 

Ein Riese entsteht

In der Nähe der DSUS werden bald noch weitere Gebäude mit Solarpaneelen auf den Dächern ausgestattet – darunter auch ein Neubau der Superlative. Im Jahr 2025 wird dann die Anlage des neuen Sittener Kollegiums am Cours Roger Bonvin das Solarkraftwerk an der Rue de la Dixence übertrumpfen. Mit 650 000 produzierten Kilowattstunden pro Jahr wird dieses doppelt so leistungsstark sein. «Um sich ein Bild zu machen: Die Anlage produziert gleich viel Energie wie nötig wäre, um 50 Einfamilienhäuser mit Wärmepumpenheizung zu versorgen», führt David Balet aus. Wie bei der DSUS ist der Solarteil mit geschätzten Investitionskosten von knapp einer Million Franken bereits im Gesamtbudget des neuen Bildungscampus von 85 Millionen Franken enthalten.

Graeme Mann & Patricia Capua Mann / 
Neues Kollegium in Sitten

Aufrüstung bestehender Gebäude

Ende 2021 hat der Kanton seine Ambitionen deutlich gemacht: In fünf Jahren sollen über 50 000 m2 Solarpaneele montiert werden, und zwar auf allen Neubauten. Doch damit nicht genug. Das Programm umfasst nämlich auch bestehende Gebäude wie Schulen, Berufsschulen und Strafanstalten, die allesamt mit Solardächern ausgestattet werden. «Bei Gebäuden mit intakten Dächern ist es einfacher», erklärt Philippe Venetz. «Ist dies nicht der Fall, wird es etwas schwieriger und auch teurer. Denn dann muss man das Dach sanieren, bevor man Paneele montieren kann.» Der Dienststelle für Immobilien und Bauliches Erbe stehen jährlich über zwei Millionen Franken zur Verfügung, um bestehende Gebäude mit Photovoltaikanlagen auszustatten.

Ein kleiner Wermutstropfen bleibt

Die Solaroffensive ist in vollem Gange und scheint nicht aufzuhalten. Doch ist dem wirklich so? «Das einzige Problem ist derzeit das Angebot. Lieferengpässe und Arbeitskräftemangel erschweren uns die Planung», erklärt der Walliser Energieminister Roberto Schmidt. Wechselrichter und Solarpaneele sind in der Tat schwieriger zu beschaffen – und das selbst für Kunden wie dem Staat Wallis. «Zwei von drei Ausschreibungen bleiben derzeit unbeantwortet», berichtet Philippe Venetz. Ein weiteres unvorhergesehenes Problem ist, dass die Transformatoren in den Wohngebieten nicht für die Leistung grosser Anlagen ausgelegt sind. «In diesem Fall müssen die Transformatoren neu dimensioniert werden und das hat enorme Kosten zur Folge, die sich auf 200 000 bis 250 000 Franken belaufen können – zu unseren Lasten», bedauert der Kantonsarchitekt.

Die Transformatoren in den Wohngebieten nicht für die Leistung grosser Anlagen ausgelegt sind.

Mit gutem Beispiel voran

In der Walliser Energiestrategie nimmt die Solarenergie einen wichtigen Platz ein. Bis zum Jahr 2035 soll die Photovoltaik im Wallis 900 GWh pro Jahr erzeugen, wobei die Beteiligung sowohl von Privatpersonen als auch von Unternehmen angestrebt wird. In dieser Hinsicht muss die Verwaltung mit gutem Beispiel vorangehen. «Der Staat hat beschlossen, so viele Dächer wie möglich mit Solarpaneelen auszustatten», betont Philippe Venetz. «Damit will man der Bevölkerung ein klares Signal geben: Setzt auf Solarenergie! Es soll ein Anreiz da sein, mehr zu produzieren als nur für den Eigenverbrauch und so die überschüssige Energie ins Netz einzuspeisen, damit auch diejenigen profitieren können, die keine Möglichkeit haben, selbst Sonnenenergie zu produzieren.»

 

Realistische Ziele

Bis 2026 sollen über 50 000 m2 Photovoltaikpaneelen die Dächer der Kantonsverwaltung zieren. «Aktuell sind wir bei etwa 15 %», schätzt Philippe Venetz. Sowohl der Dienststellenleiter als auch der Politiker sind zuversichtlich, was den weiteren Verlauf der Arbeiten angeht. «Das Programm ist sehr ehrgeizig, dennoch ist es realistisch», betont Roberto Schmidt. «Die Lage auf dem Solarmarkt wird sich etwas entspannen, weil immer mehr Unternehmen in die Solarenergie einsteigen», analysiert Philippe Venetz. Mit der Zeit wird Solarstrom auch unsere Computer zum Laufen bringen und in naher Zukunft werden Solaranlagen einen Grossteil des Strombedarfs der Verwaltung decken – was die staatliche Energierechnung entsprechend senken dürfte.

 

 

Das Programm ist sehr ehrgeizig, dennoch ist es realistisch
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