In Begleitung von...Einem Wildhüter dicht auf der Spur

Adrian Schmid ist seit 5 Jahren im Aletschgebiet als Wildhüter tätig. Er betreut das Gebiet, das sich von der Bettmeralp bis zum Baltschiedertal ausstreckt. Eine Fläche von insgesamt 260 Quadratkilometern! Je nach Gegend variiert das von Walliser Wildhütern betreute Gebiet zwischen 150 und 260 Quadratkilometern. Insgesamt 11 Wildhüter sind für das Oberwallis und 14 für das Unterwallis zuständig.

Das von Adrian Schmid betreute Gebiet. Es reicht vom Spielbach (Bader) bis hin zum Baltschiedertal und wird durch die Rhone und die Bergkette des Lötschentals begrenzt.

Kurz vor 6 Uhr fahren wir mit der Bahn von Mörel auf die Riederalp. Arbeit zu solch früher Stunde - ungewohnt für viele von uns, Alltag für Adrian Schmid. Er beginnt seinen Arbeitstag ansonsten sogar früher. Die Wahrscheinlichkeit Wild zu sehen sei früh am Morgen höher, erklärt er uns. Angekommen auf der Riederalp begeben wir uns auf einen Wanderweg.

Die Wanderung führt an der Villa Cassel, dem Pro Natura Zentrum Aletsch vorbei.

 

Und weiter geht’s durch den Aletschwald in Richtung Aletschgletscher. Bis zu 1000 Jahre alt sind die Arven dieses Waldes. «Lüeget da obina - en Zapfuräga! », der Wildhüter macht uns auf einen in der Baumkrone sitzenden Vogel aufmerksam.

Lüeget da obina - en Zapfuräga!
Ein Tannenhäher, oder im Volksmund «Zapfuräga» genannt.

Nach kurzer Unterbrechung fahren wir die Wanderung fort. Der Wildhüter klärt uns währenddessen auf, dass seine Arbeit saisonal organisiert ist. Jetzt, während der Sommermonate steht hauptsächlich Wildbeobachtung zur Gesundheitsüberwachung und zur Ortung der Tiere für die Jagd an. Auch hauptsächlich im Sommer kommen Wildhüter bei Wolfsrissen zum Einsatz. Ab September bis Ende Jahr steht die Jagd und Wildregulierung im Vordergrund. Im Winter ist die Wildhut grösstenteils mit Wildverkehrsunfällen beschäftigt. Und schliesslich im Frühjahr werden Wildzählungen durchgeführt. Jedoch präzisiert Adrian Schmid: «Sowas wie einen typischen Alltag haben wir fast nicht. » Die Natur diktiere den Alltag. Eingehende Anrufe oder Notfälle wirkten sich auf die tägliche Arbeit aus.

 

Die Natur diktiere den Alltag.

Wir seien nun in einem Gebiet, in dem sich Rothirsche und Gämsen regelmässig aufhalten, signalisiert Adrian Schmid. Möglichst leise sprechen und bewegen wir uns, um das Wild nicht zu verschrecken. Es zahlt sich aus. Wir erhaschen ein Rudel Rothirsche und kurz darauf eine Rehgeiss, dicht gefolgt von ihrem Nachwuchs.

Je nach Wildart variiert die Bestandesentwicklung. Der Bestand der Gämsen ist in einigen Regionen eher rückläufig, wohingegen der Bestand von Rehen und Hirschen vielerorts stabil oder gar zunehmend ist. Die meisten Wildarten müssen reguliert werden, da die Tiere ansonsten den Wald, die Reben und landwirtschaftliche Nutzflächen stark schädigen würden, so der Wildhüter. Anhand der im Frühjahr durchgeführten Zählungen werden jährlich Abschussvorgaben definiert. Diese werden primär durch die Jägerschaft und falls notwendig durch ergänzende Regulierungsschüsse der Berufswildhüter erreicht.

Die Jagd muss organisiert und überwacht werden und darin besteht eine Hauptaufgabe der Wildhut. Sie kontrolliert den Jagdbetrieb in dem ihr zugeteilten Gebiet. Beispielsweise kontrollieren Wildhüter, dass Jäger die Jagdbanngebiete und die Zeitspanne der Bejagung auf die entsprechende Wildart einhalten. Eine der zentralen Aufgaben der Wildhut umfasst die Kontrolle der erlegten Tiere auf einem eigens hierfür eingerichteten Kontrollposten, wo jedes erlegte Stück Schalenwild vom Erleger vorgezeigt werden muss. Hierbei erfasst der Wildhüter alle notwendigen Angaben zum Tier in einer Dataplattform, welche letztlich als Basis für die Abschussstatistiken dient. Ebenfalls obliegt ihnen die Aufgabe der Regulierungsschüsse, falls die Abschusszahlen nicht erreicht werden.

Die Organisation und Überwachung der Jagd auf einem solch grossen Gebiet – eine Mammutaufgabe! Während der Jagd können die Arbeitstage zwischen 15 bis zu 20 Stunden dauern. Der Schlaf komme während dieser Zeit etwas zu kurz.

Doch Adrian Schmid bemerkt dazu:

Also für das Geld macht diesen Beruf keiner von uns. Das macht man aus Leidenschaft.

Nebst dem frühen Aufstehen und den saisonbedingten langen Arbeitstagen verläuft auch der Werdegang zum Wildhüter etwas atypisch. Vorausgesetzt werden eine bereits abgeschlossene allgemeine Berufsbildung und ein Jagdfähigkeitsausweis. Die Ausbildung zum Wildhüter wird nicht im Vorfeld absolviert, sondern kann erst nach der Anstellung erlangt werden. Somit erlernen die Wildhüter ihre Arbeit zuerst in der Praxis und ergänzen ihr Wissen dann durch die Ausbildung.

 

Die Ausbildung zum Wildhüter wird nicht im Vorfeld absolviert, sondern kann erst nach der Anstellung erlangt werden.

«Asda, jetzt warte doch mal! » Die 6.5 Jahre alte Hündin hört umgehend auf den Befehl von Herrchen. Asda ist eine österreichische Brandlbracke und begleitet den Wildhüter überall hin. Er benutze die Hündin nicht zum Jagen, sondern einzig zum Nachsuchen von Wild. Meist handle es sich dabei um Tiere, die durch Verkehrsunfälle verletzt worden sind. Die Hündin erkennt die Fährte des verletzen Tieres und verfolgt diese mithilfe ihrer hervorragenden Nase.

Der Wildhüter und Asda sind ein eingespieltes Team. Daher kommt Adrian Schmid’s Antwort auf die Frage, was ihm am besten an seinem Beruf gefalle, nicht überraschend: «Das Ganze an der Natur, das Wildtier selbst. Aber sicher auch die Arbeit mit dem Hund. » Seine Leidenschaft für die Arbeit kommt noch stärker zur Geltung, als er uns mitteilt:

Ich gehe am Abend schlafen und hoffe, dass so schnell wie möglich der Tag wieder anbricht, damit ich arbeiten gehen kann.

(inspiriert von Arbeitskollege und Wildhüter Josef Theler)

  Zurück