Zu Besuch in Saint-Maurice

Geschichtsträchtige Kleinstadt mit Charakter

«Wir haben das Glück in Saint-Maurice, die Infrastrukturen einer Stadt zu haben, obwohl wir von der Grösse und der Bevölkerung her mit etwas mehr als 4500 Einwohnern eigentlich ein Dorf wären», sagt Philippe Dubois. Der bei der Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere tätige Wildhüter meint damit die zahlreichen Einrichtungen, wie etwa das grosse Sportzentrum mit Schwimmbad, das Théâtre du Martolet oder die Mediathek Wallis. Aber auch die Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft des Unterwallis. Institutionen, die sich ebenfalls im Ort niedergelassen haben. Besonders hebt er aber Saint-Maurice als Ort der Bildungsstätten hervor: «Saint-Maurice verfügt über Primarschulen, eine Orientierungsschule, eine Schule für Berufsvorbereitung, ein Kollegium und die pädagogische Hochschule. Diese Einrichtungen locken jeden Tag etwa 2000 Schüler und Studenten an. Alleine aus der benachbarten und im Kanton Waadt liegenden Ortschaft Lavey reisen tagtäglich ungefähr 150 Jugendliche an, was eine einzigartige interkantonale Zusammenarbeit darstellt.» Besonders am Herzen liegt Philippe Dubois das 2014 eingeweihte und in Betrieb genommene neue Kollegium La Tuilerie, das ebenfalls die regionale Orientierungsschule sowie die Schule für Berufsvorbereitung beherbergt. An der Planung dieses Baus hat er massgeblich mitgewirkt. Bis 2016 war Philippe Dubois nämlich Mitglied des Gemeinderats. Insgesamt 19 Jahre, davon amtete er vier als Vizepräsident der Stadt. In dieser Funktion übernahm er als Präsident der Baukommission die Leitung des Projekts. «Mit einem Budget von 45 Millionen Franken war das Projekt eine Herzensangelegenheit. Acht Jahre lang habe ich viel Zeit darin investiert, hatte fast doppelt so lange Arbeitstage. Doch der Aufwand hat sich gelohnt», sagt er, nicht ohne eine Prise Stolz. «Der Neubau mit seiner Kletter- und Sporthalle, einem Dojo, der Aula sowie dem Speisesaal ist sehr gelungen. Der Komplex fügt sich auch optisch ins Stadtbild ein», erklärt der ehemalige Gemeinderat. Nicht zuletzt möchte Philippe Dubois den lebendigen Geist, der in Saint-Maurice herrscht, hervorheben: «Fast 40 lokale Kultur-, Theater-, Musik-, Sport- und Sozialvereine sind aktiv und tragen zum Freizeitleben der Stadt bei.» Einige von ihnen hätten sich im ehemaligen Kollegium de la Tuilerie, das kürzlich modernisiert wurde, niedergelassen.

Als Wildhüter ist Philippe Dubois für den Sektor zwischen St-Gingolph am Ufer des Genfersees und dem Wasserfall Pissevache bei Vernayaz zuständig. So hält er sich viel in der Natur auf und kennt die Gegend sehr gut. Seinen Lieblingsplatz hat Philippe Dubois aber im benachbarten Mex, das im Jahr 2013 mit Saint-Maurice fusioniert hat, gefunden. «Ich habe mir dort oben 1996 ein Maiensäss gekauft, das ich mit viel Sorgfalt renoviert habe. Trotz der relativ guten Erschlossenheit – eine Viertelstunde per Auto und dann noch eine Viertelstunde zu Fuss – liegt es fernab jeglichen Trubels der Talebene. Es gibt keine Autobahngeräusche, nur die Stille des Waldes und das Plätschern des Bachs St-Barthélémy», schwärmt der Wildhüter. Saint-Maurice habe sich in den letzten 30 Jahren stark entwickelt. «Es wurden sehr viele Einfamilienhäuser gebaut, besonders im Gebiet Epinassey im Süden der Gemeinde, aber auch im kompakten Ortskern.» Mit seiner mit Kopfsteinpflaster gesäumten Grand-Rue und der frisch renovierten Avenue d’Agaune erscheine das Zentrum dennoch sehr charmant.

Sehenswert findet Philippe Dubois das Schloss von Saint-Maurice. «Früher war dort das Militärmuseum. Seit 2005 ist es ein Ort öffentlicher Ausstellungen, die vor allem Comics, Karikaturen und Zeichnungen zeigen. Durch die verschiedenen temporären Ausstellungen und Veranstaltungen hat das Schloss an Dynamik gewonnen.» Generell sei Saint-Maurice ein Kulturschatz und vor allem ein Ort der Geschichte - die Ursprünge der Stadt gehen nämlich auf die ersten Jahrhunderte unserer Zeitrechnung zurück. Weltweite Berühmtheit erlangte Saint-Maurice durch die Gründung der Abtei im Jahr 515. Das Kloster der Augustiner-Chorherren feierte 2015 sein 1500-jähriges Bestehen. Auch in diesem Jahr gibt es in Saint-Maurice wieder ein Jubiläum zu feiern. «Die Burgschaft zelebriert ihr 850-jähriges Bestehen. Diese nimmt eine wichtige Rolle ein. Sie spielt eine unabhängige Rolle und ist gleichzeitig kultureller und wirtschaftlicher Motor für die Stadt.» Das Zusammenspiel der Behörden sei dennoch von zentraler Bedeutung, weiss Philippe Dubois. «Es herrscht Harmonie zwischen den einzelnen Gewalten. Dies wiederspiegelt sich in einer gewissen Dynamik, durch die die Investitionsentwicklung der Stadt positiv beeinflusst und Dinge schneller vorangetrieben werden können.» Deshalb würde man in Saint-Maurice kaum renovierungsbedürftige Gebäude, dafür aber ein gepflegtes und malerisches Örtchen vorfinden.

 

 

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