Zu Besuch in Albinen

Einem Dorf neues Leben einhauchen

Der Medienrummel rund um das Dorf Albinen vor gut zwei Jahren war immens. Damals hat sich die dortige Bevölkerung an der Urversammlung für eine Prämie für Neuzuzüger ausgesprochen. Die Schlagzeile ging um den Globus und lockte Menschen aus aller Welt ins beschauliche Örtchen. Denn verschiedene Medien berichteten unvollständig und verschwiegen die an das beschlossene Förderprogramm geknüpften Bedingungen. Trotz vieler Absagen kann Albinen die Aktion heute dennoch als Erfolg verbuchen. Die Gemeinde hat seit der Lancierung der von jungen Albinern initiierten Wohnbau- und Familienförderungsinitiative, die Einheimischen wie Zuzügern unter gewissen Bedingungen Geld für den Umbau des Eigenheims oder einen Hauskauf bietet, mehrere solcher Gesuche gutgeheissen.

 

 

Fabio Kuonen ist ein Mitglied des Initiativkomitees und konnte selbst von diesem Angebot profitieren. Der agrartechnische Mitarbeiter beim Amt für Obst- und Gemüsebau hat das Haus seines Grossvaters übernommen und renoviert dieses nun mit viel Liebe zum Detail von Kopf bis Fuss. «Ich bin in Albinen aufgewachsen und war nur für mein Studium in Umweltingenieurwesen in Wädenswil kurze Zeit weg. Es kam für mich nie in Frage wegzuziehen.» Zu sehr sei er hier verwurzelt, denn seine Familie und die meisten seiner Freunde seien ebenfalls hier zuhause. Stattdessen war es ihm wichtig, sein Heimatdorf wieder zu beleben. 2017 hat er mit einem Freund die Arbignon AG gegründet, die sich anfänglich auf den Anbau von Heil- und Gewürzkräutern sowie Tee fokussierte. «Ein Bekannter aus Luzern hatte die Idee, in Albinen Ginseng anzupflanzen. Da Albinen an der Einwaldung von landwirtschaftlichen Flächen und somit am Verlust von wertvollem Kulturland leidet, fanden wir die Vorstellung super. Ginseng entpuppte sich aber als Schattengewächs, das sich in sonnigen Lagen, wie wir sie in Albinen haben, nicht sehr wohl fühlt. Also wuchs die Idee eines Kräutergartens heran.» Später kam dann auch noch ein Fleischwarensortiment, bestehend aus luftgetrocknetem und mit eigenen Kräutern gewürztem Trockenfleisch, Schinken, Speck und Würsten hinzu.

Seit letztem Jahr ist Fabio Kuonen selbst nicht mehr beim Projekt dabei, dennoch liegt ihm die Zukunft seines Dorfes sehr am Herzen. So kauft er unter anderem regelmässig im Dorfladen ein, der mittlerweile der Gemeinde gehört. Die Poststelle ist schon lange zu, seit 2009 gibt es auch keine Schule mehr. Die wenigen schulpflichtigen Kinder besuchen seither Schulen im benachbarten Leukerbad und in Leuk-Stadt.

Das knapp 250 Einwohner zählende kompakte Haufendorf versprüht mit seinen steilen Gassen und den 244 von der Sonne dunkel gebrannten Holzhäusern und Nutzbauten, die zum Inventar schützenswerter Ortsbilder von nationaler Bedeutung gehören, reichlich Charme. Einige der Häuser stammen aus dem 15. Jahrhundert. Einzig die Kirche will nicht so ganz ins rustikale Bild passen. Dieser moderne Bau entstand 1959, nachdem ein Erdbeben 1946 die alte Kirche zerstörte - und gefällt längst nicht allen Dorfbewohnern. Dennoch vermag auch dieses Bauwerk den Reiz von Albinen nicht zu mindern, ist Fabio Kuonen überzeugt. «Die grandiose Natur rundherum, die Ruhe, die vielen Sonnenstunden, die Nähe zu Torrent mit seinen Skigebieten oder zur Alpe Tschärmilonga sprechen für sich.»

 

 

Die Chancen stehen auf jeden Fall gut, dass in absehbarer Zeit wieder mehr Leben ins Dorf einkehrt. Immerhin konnte die Gemeinde in den vergangenen Wochen drei Neugeborene willkommen heissen – und weitere Geburten stehen unmittelbar bevor.

 

 

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