Homeschooling

Wie Corona den Schulalltag umkrempelte

Der Bundesrat hatte am 13. März beschlossen, den Präsenzunterricht an allen Schulen in der Schweiz einzustellen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Als Alternative bot sich der Fernunterricht an. Inzwischen findet der Unterricht wieder wie gewohnt statt. Eine OS-Lehrerin blickt zurück auf ihre Erfahrungen im Homeschooling.

Rahel Senggen, Klassenlehrerin an der Orientierungsschule St-Guérin in Sitten

«Als im März erste Gerüchte umhergingen, dass die Schulen eventuell geschlossen werden könnten, hat sich unter meinen Schülerinnen und Schülern erst einmal grosse Freude breitgemacht. Corona-Ferien, dachten sie. Damit lagen sie aber falsch. Am 13. März stand fest, dass der Präsenzunterricht zwar ausfällt, der Schulstoff aber dennoch, wenn möglich aus der Ferne weitergegeben werden soll. Die Schulen haben uns Lehrpersonen die nötige Technik zur Verfügung gestellt, damit wir von da an den Unterricht von zuhause aus steuern konnten. Zu Beginn lief das alles über eine Sharepoint-Plattform, auf der wir die Aufgaben hinterlegten. Die Vorbereitungen dafür waren mit einem grossen zeitlichen Aufwand verbunden. Denn nicht nur die Aufgaben, sondern auch die dazugehörigen Erklärungen und Präzisierungen mussten bereits vorab aufgeschrieben werden, da es keine Möglichkeit für direkte Rückfragen gab. Dazu habe ich dann auch mit gewissen Online-Tools, die uns die Fachberater bei der Dienststelle für Unterrichtswesen empfohlen haben, Erklärvideos aufgenommen. Die Schüler haben mir die Aufgaben anschliessend per E-Mail zurückgeschickt, damit ich sie kontrollieren konnte. Da gab es manchmal lustige Momente. Man muss sich vorstellen, die heutige Jugend wächst zwar mit Youtube und Instagram auf, weiss aber oftmals gar nicht, wie eine E-Mail geschrieben wird. Deshalb fehlte im Mail gelegentlich ein Begleittext. Es war in solchen Momenten gar nicht so einfach herauszufinden, von welchem Schüler sie kam. Etwa dann, wenn die E-Mail-Adresse nur ein fiktives Wort war.

Wir haben einen vorgegebenen Stundenplan erhalten, der ungefähr vier bis fünf Stunden Arbeit pro Tag für die Schülerinnen und Schüler vorsah. Einige darunter haben sich genauestens an diesen Plan gehalten und die Hausaufgaben fristgerecht erledigt. Bei anderen klappte dies nicht so gut, da die Situation zuhause etwas komplizierter war. Zum Beispiel, wenn es nur einen Computer gab, den sich Eltern im Homeoffice und zwei weitere Geschwister teilen mussten. Und dann gab es natürlich auch die anderen Fälle, die einfach keine Lust dazu hatten.

Meine grösste Herausforderung war es, die aufgetragenen Aufgaben interessant und originell zu verpacken. So mussten die Schülerinnen und Schüler im Fach Natur und Technik beispielsweise selbst Labormaterial erstellen. Oder sie mussten einen Virus basteln. Von diesen Aufgaben haben sie mir jeweils ein Bild zugeschickt. Gegen Ende des Lockdowns kam ein neues Programm hinzu, mit dem wir dann per Videokonferenz Live-Unterricht abhalten konnten. Das hat einen gegenseitigen Austausch wieder ermöglicht, was Vieles vereinfacht hat.

Ich würde sagen, die Jugendlichen haben sicher einiges an Stoff verpasst. Dennoch haben sie viel gelernt was Organisation, Zeitmanagement und technische Angelegenheiten angeht. Da ich persönlich in Sachen Technik selbst nicht so bewandert war, konnte auch ich von der Situation profitieren und mir neues Wissen aneignen – etwa wie man Videos schneidet. Ich bin stets der Meinung, dass man als Lehrperson anpassungsfähig sein muss. Und das haben wir in dieser Situation denk ich sehr gut gemeistert.»

 

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