Wiedereröffnung

Naturmuseum Wallis

 

Nach umfangreichen und mehrmonatigen Arbeiten hat das Naturmuseum in Sitten seine Türen am ersten Juniwochenende wieder geöffnet. Das Museum, dessen Dauerausstellung in der historischen Bischofsscheune aus dem 18. Jahrhundert untergebracht ist, setzt auf ein originelles und attraktives Konzept mit einem neuinterpretierten und erweiterten Besucherrundgang. Der Besucher kann nun in die Lebensräume des Wallis eintauchen. Diese zeigen die Entwicklung der Beziehung der Gesellschaft zu ihrer Umwelt und zwar von der Urgeschichte bis heute. Zwei Objekte heben die geologische Vielfalt des Wallis besonders hervor. Zum einen ein 300 Millionen Jahre alter fossiler Baumstamm, der das älteste bekannte Baumfossil der Schweiz ist sowie ein im Gebiet Täsch-Zermatt geborgener Kissenlava-Block, der etwa 150 Millionen Jahre alt ist. Diese beiden Ausstellungsstücke ins Naturmuseum zu bringen, hat dem Team viel abverlangt, wie Museumsdirektor Nicolas Kramar erklärt. «Während gut fünf Tagen verteilt auf drei Jahre haben wir nach Kissenlava-Blöcken gesucht. Danach dauerte es nochmals eine Weile, bis wir den Block nach Sitten befördert hatten. Ähnlich verhielt es sich mit dem fossilen Baum. Dieser wurde im Herbst 2014 entdeckt. 2015 wurde er entnommen, dann begannen die Stutzarbeiten und im Jahr 2017, als das Museum noch geschlossen war, wurde er installiert.» Zusammenfassend lasse sich sagen, dass die Arbeit für das Naturmuseum sehr unterschiedliche Aufgaben umfasse, die Teils mehrere Jahre dauern würden. «Es ist wichtig zu wissen, dass all dies parallel zu vielen anderen Aufgaben im Museum geschieht. Oft denkt die Öffentlichkeit, dass die Arbeit im Museum nur das ist, was in den Räumen geschieht. Das ist überhaupt nicht der Fall.»

 

Mit den aktuellen und künftigen ökologischen Herausforderungen befasst sich der letzte Teil des Besucherrundgangs. Der Anthropozän, der für das Zeitalter steht, in dem der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist, wird hier umfassend präsentiert. «Wir versuchen, eine globale und multidisziplinäre Sichtweise auf Umweltfragen zu bieten», sagt Nicolas Kramar. «Dabei möchten wir ausserdem eine Portion Philosophie miteinfliessen lassen.» Das Museum sei nämlich auch ein Ort der Reflexion. Veranschaulicht werden die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf das System Erde anhand beispielhafter Objekte. Eines davon ist eine Hirschtrophäe. Das Tier ist gestorben, als es sein Geweih in einem Skipistennetz verheddert hatte. Mit anderen Worten – es ist infolge des zunehmenden Einflusses des Menschen auf die Natur gestorben. «Wir möchten nicht Moralapostel spielen. Aber dennoch dürfen wir nicht vergessen, dass wir Teil des Systems Erde sind, in welches wir uns integrieren müssen. Es ist wichtig, einen klaren Blick auf die Fakten zu haben, um sich besser auf die Zukunft vorbereiten zu können», führt Kramar weiter aus.

 

 

Das Naturmuseum Wallis spielt eine Pionierrolle auf internationaler Ebene, da es bereits sehr früh verschiedene Projekte zum Thema Anthropozän entwickelt hat. Als erstes naturhistorisches Museum weltweit hat es zwischen Juni 2016 und April 2017 sogar eine Ausstellung unter dem Namen «Reiseziel Erde: Leben im Anthropozän» zu diesem Grundsatzthema realisiert.

Um ein möglichst breites Publikum zu erreichen, bietet das Naturmuseum neu einen Familienparcours an. Ein innovatives digitales Spiel für die Betreuung von Schulklassen im Museum ist zudem in Entwicklung. Ausserdem soll eine verbesserte Infrastruktur Besuchern mit beschränkter Mobilität den Zugang ab diesem Herbst erleichtern. Zur Wiedereröffnung macht das Naturmuseum im Internet einen Webdokumentarfilm in drei Sprachen zugänglich, der unter anderem einen umfassenden Einblick in die Ursprünge des Anthropozäns liefert.

 

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11.00 – 18.00 Uhr
(1. Oktober bis 31. Mai bis 17 Uhr)

Gratiseintritt und Gratisführungen jeden ersten Sonntag im Monat

 

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