Zu Besuch in Salgesch

Ein Hauch von Toskana im Wallis

«Es heisst, die Raspille bilde die Grenze zwischen Ober- und Unterwallis. Diese Aussage finde ich aber nicht ganz treffend. Vielmehr verbindet der Fluss zwischen Siders und Salgesch die beiden Kantonshälften», sagt Valentin Cina. Der Chef des kantonalen Amts für Zivilschutz ist in Salgesch aufgewachsen und ist auch heute noch dort zuhause. «Obwohl Salgesch politisch zum Bezirk Leuk und somit zum Oberwallis gehört, absolvieren die Schüler die Orientierungsschule im benachbarten Siders, das wiederum zum französischsprachigen Teil gehört.» Und auch sonst sei die Grenze immer wieder mal fliessend. Sei es am Mittelwalliser Musikfest, an dem auch die Salgescher Musikgesellschaft Harmonie teilnehme oder wenn zahlreiche Dorfbewohner den FC Salgesch, für den Valentin Cinas Herz ganz besonders schlägt, bei Auswärtsspielen im Unterwallis anfeuern würden.

Das heutige Dorfbild wird insbesondere durch die über 200 Hektar Rebberge geprägt. Das sei aber nicht immer so gewesen, weiss Valentin Cina. «Als ich ein Kind war, gab es noch viele Wiesen. Etliche Schichtarbeiter der Alusuisse in Chippis betrieben nebenbei einen Hof. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Salgesch dann einen ziemlichen Aufschwung erlebt. In den 60er-Jahren kam der Weinbau auf, wodurch viele der grünen Wiesen Rebstöcken gewichen sind.» Dass die Weintrauben so gut gedeihen würden, läge unter anderem am besonderen Mikroklima in der Region. «Das Gebiet zwischen Siders und Leuk zählt zu den niederschlagärmsten Regionen der Schweiz. Nicht nur Reben, sondern auch Obstbäume wachsen hier dank der vielen Sonnenstunden hervorragend», bestätigt der Salgescher. Seinen eigenen Garten zieren mehrere Aprikosen-, Äpfel- und Zwetschgenbäume. «Bei diesem Anblick kommt bei mir schon fast Ferienstimmung auf. Salgesch fühlt sich für mich ein bisschen wie die Toskana an, einfach ohne Meer.» Kühlendes Wasser ist dennoch nie weit entfernt. «Es bieten sich gerade im Sommer tolle Wanderungen entlang der Suonen, etwa der grossen Wasserleitu oberhalb von Salgesch oder in unserem ‹eigenen› Naherholungsgebiet, dem Naturpark Pfyn-Finges, an», führt Cina weiter aus. Letzterer weist eine aussergewöhnlich hohe Artenvielfalt auf, die ebenfalls an mediterrane Verhältnisse erinnert.

 

 

In Salgesch gibt es noch ein intaktes Vereinsleben und das Interesse der Bevölkerung am Dorfleben ist gross. Selbst vom sogenannten «Lädelisterben» ist die Ortschaft weitgehend verschont geblieben. So gibt es noch immer einen Dorfladen, eine Postfiliale, eine Bank sowie ein Hotel, Bed & Breakfasts und mehrere Restaurants. Ergänzt wird das Angebot durch einen Campingplatz am Ortsrand. Die Erwähnung von ebendiesem lässt Valentin Cina in Erinnerungen schwelgen. «Der Camping Swiss Plage lockte ab den 1970er-Jahren viele Gäste an und wurde bis weit über die Landesgrenze bekannt. Es war ein Eldorado für die Holländer, mit denen wir aufgrund unserer ähnlich klingenden Sprachen keine grossen Verständigungsprobleme hatten und rasch in Kontakt kamen.» Das Resultat dieser Freundschaften seien gemütliche Abende am Lagerfeuer mitsamt musikalischen Einlagen gewesen.

 

 

Pflege des Kulturguts

Das gegenwärtige, sehr gepflegte Dorfbild ist unter anderem dem Johanniterbund zu verdanken. Der vor etwas über 30 Jahren gegründete Bund hat zum Ziel, in Zusammenarbeit mit dem Heimatschutz und der Denkmalpflege alte Gebäude wieder instand zu stellen und so das Kulturgut zu pflegen und dabei gleichzeitig die Verbundenheit der Dorfbewohner zu fördern. In den vergangenen Jahren hat der Johanniterbund mehrere Gebäude im Dorf wieder auf Vordermann gebracht, etwa das Werrahaus im Hof. Sein Name geht auf den Johanniterorden zurück, der im 13. Jahrhundert wirkte und im Dorfkern eine Herberge für Pilger und Reisende errichtet hat. Das Johanniterkreuz ziert übrigens auch heute noch das Gemeindewappen.

 

 

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