Medienmitteilung

Coronavirus (COVID-19) - Ergebnisse der detaillierten Studie über die wirtschaftliche Situation im Wallis

22/10/2020 | Staatsrat

Im Auftrag des Staatsrates hat die BAK Economics AG eine vertiefte Analyse der Aussichten und Risiken für die Walliser Wirtschaft durch die COVID-19-Pandemie erstellt. Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen den Sektoren, die die Krise gut überstehen, wie die chemisch-pharmazeutische Industrie, wo die Aussichten sehr günstig sind, oder dem Hotel- und Gastgewerbe, wo die Risiken am höchsten sind. Eine Fokussierung auf den Tourismus zeigt auch, dass einige Destinationen profilabhängig stärker betroffen sind als andere. Die Studie bewertet ebenso die mit der Absage zahlreicher Kultur- und Sportveranstaltungen verbundenen Verluste sowie die Auswirkungen der Krise auf die kantonalen Finanzen. Sie wird durch Empfehlungen an die Regierung abgeschlossen, in denen insbesondere staatliche Interventionen zugunsten der wirtschaftlichen Erholung gerechtfertigt werden.


Um die Auswirkungen der COVID-19-Krise auf die Walliser Wirtschaft und die zu ergreifenden Massnahmen abzuschätzen, beauftragte der Staatsrat die BAK Economics AG mit der Durchführung einer zweiphasigen Studie. Mitte Juni erstellte das Institut zunächst einen ersten Überblick, aus dem insbesondere hervorging, dass der Kanton vor allem aufgrund der Bedeutung des Tourismussektors den direkten wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie stärker ausgesetzt war als der Schweizer Durchschnitt.


Die BAK Economics AG vertiefte daraufhin ihre Analyse und lieferte eine detaillierte Studie über die verschiedenen Sektoren der Walliser Wirtschaft, den Sonderfall Tourismus, jenen für Kultur- und Sportveranstaltungen sowie über die Auswirkungen der Krise auf die kantonalen Finanzen. Sie formuliert auch Gedankengänge, die es der Regierung ermöglichen sollen, die zu ergreifenden Massnahmen festzulegen.


Unterschiedlich betroffene Sektoren


Für die chemisch-pharmazeutische Industrie ist die Prognose positiv. Diese Branche ist von der Krise wenig betroffen und der Rückgriff auf Kurzarbeit (KAE) ist nur marginal. Die Nachfrage war konstant und die Aussichten sind sehr günstig, insbesondere dank der Entwicklung von Biotechnologien durch die Lonza am Standort Visp und ihrer Beteiligung an der Produktion eines Impfstoffs gegen COVID-19. Auch der Banken- und Versicherungssektor sowie die übrigen Finanzdienstleistungen halten der Krise gut stand, mit einer etwas positiveren Entwicklung im Wallis als der Schweizer Durchschnitt.


Die Produktionsgüterindustrie, insbesondere die Walliser Aluminiumindustrie, erlebt einen starken Nachfrageeinbruch, dürfte aber der Krise standhalten können. Auch im Baugewerbe, einem weiteren wichtigen Sektor für das Wallis, war ein Abschwung zu spüren. Obwohl die Nachfrage schnell angezogen hat und die Aussichten besser sind als im Landesdurchschnitt, bleibt die Unsicherheit gross.


Der Sektor mit den grössten Schwierigkeiten ist das Hotel- und Gastgewerbe, wo neue Eindämmungsmassnahmen ein grosses Risiko darstellen würden.


Bedeutende Unterschiede zwischen den touristischen Destinationen


Die BAK Economics AG konzentrierte sich speziell auf den Tourismussektor und hat die Situation in den Destinationen analysiert. Ihre detaillierte Studie zeigt, dass diese unterschiedlich von den Auswirkungen der COVID-19-Krise betroffen sind. Dies hängt von ihrem Profil ab, das anhand einer Reihe von Kriterien festgelegt wird. Etwa anhand der Entwicklung der Übernachtungen während der Krise, der Herkunft der Kundschaft (je nachdem, ob sie aus fernen Ländern kommt oder nicht), der geografischen Lage (Städte waren stärker betroffen als Freizeitgebiete), des Anteils der vom Tourismussektor abhängigen Arbeitsplätze, des Anteils der Ferienunterkünfte (im Vergleich zum Hotelsektor, der stärker betroffen war), ob sie von Bergbahnen abhängig sind oder nicht, oder ob sie mehr oder weniger auf eine der beiden Jahreszeiten ausgerichtet sind (die Wintersaison ist weniger betroffen als die Sommersaison).


Auf der Grundlage dieser Typologie wurde jede Destination nach dem Risikograd klassifiziert. Für die Destinationen  Goms, Lötschental und die Gegend rund um Visp gilt dieser als gering; für Grächen, Nendaz, Ovronnaz, Grimentz, die Region Sitten, Brig-Belalp und Siders-Anniviers als mittel; für Gebiete wie Leukerbad, Portes du Soleil, Anzère, Aletsch, Crans-Montana, Martinach, das Saastal, Saas-Fee, Verbier und Zermatt wird dieser als hoch oder sehr eingestuft.

Verluste im Zusammenhang mit der Absage zahlreicher Veranstaltungen


29 Veranstalter von Kultur- und Sportveranstaltungen, die im Jahr 2019 insgesamt fast 900'000 Besucher angezogen hatten, wurden in die Studie der BAK Economics AG einbezogen. Ihre wirtschaftlichen Auswirkungen wurden für 2019 auf 32 Millionen Franken geschätzt, ohne die Auswirkungen auf den lokalen Tourismus zu berücksichtigen. Da die meisten dieser Veranstaltungen im Jahr 2020 abgesagt wurden, wird es zu einem erheblichen Verlust an Mehrwert für die Walliser Wirtschaft kommen.


Erhebliche Auswirkungen auf die kantonalen Finanzen


Die BAK Economics AG schätzt die zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit COVID-19 für den Kanton auf mindestens 160 Millionen Franken. Die Auswirkungen des Coronavirus auf die Einnahmen werden voraussichtlich bis 2024 spürbar sein, was nach Angaben des Baseler Instituts verglichen mit der Planung, die vor Ausbruch der Krise galt, einen kumulierten Einkommensverlust für den Kanton über fünf Jahre von rund 230 Millionen Franken bedeutet. BAK Economics AG hat keine strukturellen Defizite in den kantonalen Finanzen festgestellt. Für die folgenden Jahre sollte eine weniger ungünstige Situation in Verbindung mit Inanspruchnahmen von gewissen Fonds und anderen ungeplanten Einnahmen es ermöglichen, diesen Verlust langfristig aufzufangen.


Vorgehensweisen für die Regierung


Abschliessend hat die BAK Economics AG eine Evaluation der von der Regierung bereits ergriffenen Massnahmen zur Unterstützung der Walliser Wirtschaft durchgeführt. Diese Massnahmen, die insbesondere darauf abzielten, die Liquidität der Unternehmen und die Einkünfte der Selbstständigen zu sichern, werden als angemessen und ihre Kombination als sinnvoll erachtet, um mit der ersten Phase der Krise fertig zu werden. Die BAK Economics AG hält aktive staatliche Massnahmen zur Unterstützung der Wirtschaftspolitik nach wie vor für gerechtfertigt. Um die wirtschaftlichen Strukturen zu schützen und Einkommen zu sichern, ist es am besten, die bisher getroffenen Massnahmen fortzusetzen. Gutscheine, die die Bevölkerung in den örtlichen Unternehmen verwenden kann, steuerliche Massnahmen, die Unternehmen zu Investitionen und Innovation anregen, oder die Unterstützung von Tourismus, Kultur und Veranstaltungen werden als angebrachte Massnahmen zur Wiederbelebung der Nachfrage angesehen. Im Falle des Tourismus könnten dies Beihilfen für die Entwicklung neuer Angebote, für die Vernetzung und Zusammenarbeit innerhalb der Branche, für die Digitalisierung oder für Werbeaktivitäten sein. Im Falle von Kultur und Veranstaltungen würde dies beinhalten, den direkt Betroffenen bei der Aufrechterhaltung ihrer Strukturen und Dienstleistungen zu helfen.


Die Regierung wird bei der Bewältigung der Situation im Zusammenhang mit COVID-19 die Studie der BAK Economics AG berücksichtigen und die Bedürfnisse der Walliser Wirtschaft von Fall zu Fall vor dem Hintergrund der Entwicklung der Pandemie neu bewerten.
 

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