Medienmitteilung

Jahresbericht 2019 der Walliser Abwasserreinigungsanlagen - Positive Jahresbilanz und grosse Infrastrukturherausforderungen

06/08/2020 | Dienststelle für Umwelt

Die Abwasserreinigungsanlagen (ARA) leisten einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung und den Erhalt der Wasserqualität im Kanton Wallis. Die Dienststelle für Umwelt zieht in ihrem Jahresbericht 2019 über die Walliser ARA eine positive Bilanz. Im Jahresdurchschnitt ist die Reinigungsleistung auf kantonaler Ebene für nahezu alle analysierten Parameter zufriedenstellend. Die Modernisierung der Kanalisationen und die Reduktion von Mikroverunreinigungen bleiben die längerfristigen Herausforderungen der Abwasserreinigung im Kanton Wallis.

Die Reinigungsleistung der Walliser ARA war im vergangenen Jahr grundsätzlich positiv. 2019 wurden keine grösseren Zwischenfälle gemeldet. Im Jahresdurchschnitt ist die Abwasserreinigung auf kantonaler Ebene für alle analysierten Parameter, bis auf das Phosphor, zufriedenstellend. Phosphor stellt insbesondere in der Region Visp ein Problem dar. In der ARA in Visp wurden im vergangenen Jahr entsprechend Massnahmen umgesetzt. Die Phosphoreinleitung aus der Industrie konnte 2019 um 20 Prozent reduziert werden. Phosphor muss auch in Zukunft weiter reduziert werden. In verschiedenen Regionen wurden lokal andere Überschreitungen von Einleitungsnormen festgestellt. Diese hängen meist mit dem Erneuerungsbedarf bei den Kanalisationen und der Anlagen zusammen. 2019 konnte insbesondere die ARA Saxon ihre Reinigungsleistung durch die Erneuerung ihrer Infrastruktur verbessern. Bei anderen ARA wie Ayent-Voos, Leukerbad und Wiler-Kippel sind entsprechende Projekte für die nächsten Jahre geplant.

Dank der praktisch flächendeckenden Anbindung von Haushalten, Gewerbe und Industrie an die Walliser ARA konnte die Wasserqualität in den letzten Jahrzehnten stark erhöht werden. In den letzten zehn Jahren wurden 92 Millionen Franken (inkl. 28 Millionen Franken kantonale Subventionen) in die Verbesserung der Reinigungsleistung und die Erweiterung der Infrastruktur investiert, um dem steigenden Bedarf durch das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum (Tourismus und Industrie) gerecht zu werden. So wurde etwa die ARA in Saxon 2019 für 10,7 Millionen Franken (inkl. 2,4 Millionen Franken Subventionen) modernisiert. Damit wurde deren Kapazität fast verdreifacht und die Abwasserreinigung markant verbessert.
In den kommenden zehn Jahren werden die grossen Kläranlagen im Wallis umfassend erneuert. Dazu gehören das regionale Kläranlagenprojekt in Monthey, die Kläranlagen von Briglina-Brig, Collombey-Muraz, Siders-Noës, Siders-Granges und Vétroz-Conthey. Die Gemeinden planen Investitionen von rund 245 Millionen Franken. Der Kanton subventioniert die Projekte mit 50 Millionen Franken.

Der Anteil Fremdwasser im Walliser Kanalisationsnetz bleibt eine Herausforderung. Verschmutztes Abwasser und unverschmutztes Fremdwasser (Wasser aus Brunnen, Quellen, Drainagen, Lecks im Kanalisationsnetz, Regen, Schneeschmelze usw.) werden immer noch zu oft gemischt und in denselben Kanalisationen zur ARA geleitet. Diese Verdünnung des Abwassers senkt bei den ARA die Reinigungsleistung beträchtlich, erhöht die Betriebskosten und führt bei starken Niederschlägen zu Überlastungen. Sind die Anlagen überlastet, gelangt unbehandeltes Abwasser direkt in die Gewässer.

2019 waren rund 53 Prozent des Abwassers, das zu den kommunalen ARA geleitet wurde, unverschmutzt (Fremdwasser). Ziel ist ein maximaler Anteil von 30 Prozent. Um dies zu erreichen, müssen verschmutztes und unverschmutztes Abwasser künftig in den Kanalisationen getrennt abgeleitet werden. Der Grossteil der Gemeinden hatte die Planungsarbeiten hierzu mit der Erstellung eines Generellen Entwässerungsplans (GEP) bis Ende 2019 abgeschlossen, bei weiteren 16 Prozent ist diese Planung noch im Gang. Das Erstellen des getrennten Kanalisationssystems und die Anbindung der Grundstücke wird von den Gemeinden und den privaten Eigentümern grosse Anstrengungen verlangen und ist ein langfristiger Prozess. Die Finanzierung wird über verursachergerechte Gebühren sichergestellt. Als Hilfsmittel für die Gemeinden hat die Dienststelle für Umwelt hierzu im Mai 2019 eine kantonale Richtlinie für die Berechnung der Abgaben auf zu entsorgendes Abwasser erlassen.

Die Mikroverunreinigungen (z.B. Rückstände aus Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Pestiziden) stellen zunehmend eine Herausforderung für den Gewässerschutz dar. Sie gelangen über die ARA und diffuse Quellen wie die Landwirtschaft in die Gewässer. Heute können nur rund 16 Prozent der Mikroverunreinigungen durch die ARA entfernt werden. Der Bund will die Mikroverunreinigungen bis 2040 gezielt bei grösseren ARA um 80 Prozent reduzieren. Im Wallis werden deshalb die grossen ARA Briglina-Brig, Siders-Noës, Sitten-Châteauneuf, Martinach und Monthey-Cimo bis 2040 mit einer zusätzlichen Reinigungsstufe nachgerüstet. Die meisten Anlagen sind derzeit in der Studienphase für die Auswahl der optimalen Verfahren. Alle ARA liegen mit ihren Projekten im nationalen Zeitplan.

Der Druck auf die Gewässer als Trinkwasserressource und natürlichen Lebensraum nimmt zu. Eine effiziente Abwasserbehandlung ist daher ein wichtiges Element für erfolgreichen Gewässerschutz. Während technische Innovationen die Leistungsfähigkeit der Kläranlagen ständig verbessern, werden auch in Zukunft Massnahmen zur Förderung des sparsamen Umgangs mit Chemikalien in Industrie und Haushalten notwendig sein, um die Ziele des Gewässerschutzes weiterhin zu gewährleisten.

Der Bericht ist unter folgender Adresse verfügbar: www.vs.ch/abwasser