Medienmitteilung

Quecksilber-Belastungen entlang des Grossgrundkanals

09/09/2011 | Dienststelle für Umwelt


Quecksilber-Belastungen entlang des Grossgrundkanals

(IVS).- Untersuchungen im Rahmen der Baustelle A9 haben gezeigt, dass verschiedene Böden in der Region zwischen Visp und Niedergesteln mit Quecksilber belastet sind. Diese Belastung entstand ab den 1930er Jahren durch den Austrag von kontaminierten Sedimenten und Schlämmen aus dem Grossgrundkanal. Die belasteten Böden auf dem Trassee der Autobahn werden während deren Bau saniert. Die anderen identifizierten Verdachtsflächen werden gegenwärtig untersucht und bei Bedarf saniert.

Im Rahmen des Autobahnbaus untersuchte die Umweltbaubegleitung der A9 zwischen 2010 und 2011 Boden- und Altlastenverdachtsflächen im Bereich des zukünftigen Trassees sowie der geplanten Ersatzmassnahmenflächen zwischen Visp und Steg auf verschiedene Verunreinigungen u.a. Quecksilber (Hg). Auf Grund gehäuften Vorkommens von Hg wurden die Untersuchungen ausgeweitet und zeigten Hg-Belastungen der Böden vor allem entlang des Grossgrundkanals.

Ein Erbe der Vergangenheit

Die Dienststelle für Umweltschutz (DUS) veranlasste daraufhin eine so genannte historische Untersuchung gemäss Altlastenverordnung (AltlV). Diese Abklärungen zeigten, dass der Grossgrundkanal zwischen den 1930iger und Mitte 1970iger Jahre mit industriellen Abwässern der Lonza AG belastet wurde. Das darin enthaltende Quecksilber hat sich dann im Schlamm des Kanals akkumuliert. Die Verluste von Quecksilber wurden ab 1976 durch Produktionsänderungen und den Bau der Kläranlage der Lonza AG drastisch reduziert.

Bei Unterhaltsarbeiten im Zeitraum 1930iger bis Anfangs 1990iger Jahre wurden Schlamm und Sedimente aus dem Grossgrundkanal durch verschiedene Akteure ausgebaggert und auf die angrenzenden Kulturlandstreifen verteilt. In Einzelfällen gelangte aus dem Kanal ausgebaggertes Material auch in Auffüllungen und Schüttungen in der weiteren Umgebung. Da das ausgebaggerte Material Quecksilber enthielt, sind die Flächen, wo das ausgebaggerte Material verteilt wurde, heute noch mit Quecksilber belastet. 1988 und 1991 intervenierte die DUS, damit das ausge­baggerte Material nicht mehr verteilt sondern auf einer Deponie gelagert wurde.

Aufgrund der historischen Abklärungen wurden Verdachtsflächen identifiziert, welche mit Quecksilber belastet sein könnten. Diese befinden sich hauptsächlich entlang des Grossgrundkanals, wobei punktuelle Belastungen auch in weiter entfernten Auffüllungen und Schüttungen vorliegen können.

Weitere Untersuchungen und Sanierungen

Die Böden, die auf dem Trassee der Autobahn liegen, wurden bereits eingehend untersucht. Für diese Böden sind in Absprache mit dem Bundesamt für Umwelt die Sanierungsziele festgelegt worden. Diese Böden werden beim Bau der Autobahn A9 saniert.

Parallel dazu wird die DUS in Zusammenarbeit mit der Lonza AG, eine Untersuchung des Grossgrundkanals und der identifizierten Verdachtsflächen durchführen. In diesem Rahmen wird überprüft, inwieweit die bisher ermittelten Verdachtsflächen tatsächlich belastet sind und wie stark. Zudem wird eine erste Beurteilung der nötigen Sanierungsmassnahmen erfolgen.

Vorsorgliche Massnahmen

Heute ist gesichert, dass die Sedimente des Grossgrundkanals und die dort lebenden Fische mit Quecksilber belastet sind (vgl. Medienmitteilung vom 15. Juli 2011). Deshalb soll das Wasser aus dem Grossgrundkanal weder als Tränkewasser noch für die Bewässerung genutzt werden. So wird vermieden, dass belastete Sedimente beim Abpumpen des Wassers mobilisiert werden. Falls Material aus dem Grossgrundkanal ausgehoben wird, muss es analysiert und entsprechend der Belastung entsorgt werden.

Weiter ist gesichert, dass die Böschungen und Unterhaltspisten des Grossgrundkanals stark mit Quecksilber belastet sind. Diese Flächen sollen deshalb nicht beweidet werden.

Damit die Belastung von zusätzlichen Flächen ausgeschlossen werden kann, sollen in der Ebene zwischen Visp und Niedergesteln, auf dem linken Rhoneufer, keine Aushubarbeiten ohne Genehmigung der DUS durchgeführt werden. Die DUS wird überprüfen, ob eine Belastung möglich ist und bei Bedarf das Material analysieren lassen. So wird sichergestellt, dass belastetes Material nicht auf weitere Flächen verteilt wird.

Information über neue Erkenntnisse

Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, wird die DUS entsprechend informieren.

 

 

Hintergrundinformationen zu Quecksilber

Quecksilber ist ein Schwermetall, das bei Raumtemperatur flüssig ist. Seine Verwendung ist streng reglementiert oder sogar verboten. Lange Zeit wurde es in Thermometern und für Amalgam-Zahnfüllungen verwendet. Quecksilber wurde von der Lonza AG in grossen Mengen als Katalysator in der Produktion von Acetaldehyd, Vinylchlorid und Chlorgas eingesetzt.

Die grösste Quecksilberbelastung für die Allgemeinbevölkerung resultiert aus dem Verzehr von Fisch und aus Dentallegierungen (Amalgam). Abschätzungen der WHO gehen davon aus, dass eine Person pro Woche bis zu rund 0.1 mg an Methylquecksilber und bis rund 0.3 mg Quecksilber gesamthaft aufnehmen darf, ohne dass mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen zu rechnen ist (Quelle: Factsheet von November 2009 des Bundesamts für Gesundheit).

 

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