Medienkonferenzen

Wiedereröffnung des Naturmuseums Wallis - Zur Zeit des Anthropozäns

04/06/2019 | Dienststelle für Kultur

Nach mehrmonatigen Arbeiten an der historischen Bischofsscheune (18. Jahrhundert), in der seine Dauerausstellung untergebracht ist, wird das Naturmuseum mit verschiedenen neuen Angeboten wiedereröffnet. Der geologische Bereich wurde durch aussergewöhnliche Objekte bereichert, beispielsweise den ältesten fossilen Baumstamm der Schweiz. Der Besucherrundgang hinterfragt ausserdem das Anthropozän, eine Grundfrage, mit der sich auch ein vom Museum produzierter, online abrufbarer Webdokumentarfilm befasst.

Besucherrundgang neu interpretiert und erweitert

Das originelle, attraktive Konzept des Naturmuseums ist weiterhin aktuell: Die Besucher tauchen in die Lebensräume des Wallis ein, welche die Entwicklung der Beziehung der Gesellschaften zu ihrer Umwelt von der Urgeschichte bis heute in Szene setzt. Die geologische Vielfalt des Wallis wird durch zwei massive Objekte von nationaler Bedeutung hervorgehoben, die in jüngster Zeit in die Sammlungen des Museums aufgenommen wurden: ein 2014 auf dem Boden der Gemeinde Trient entdeckter fossiler Baumstamm, der mit 300 Millionen Jahren das älteste bekannte Baumfossil der Schweiz ist, sowie ein in jüngster Zeit im Gebiet Täsch-Zermatt geborgener Kissenlava-Block aus der Zeit vor 150 Millionen Jahren.

Die Frage des Anthropozäns ins Licht rücken

Der letzte Teil des Besucherrundgangs befasst sich mit den aktuellen und künftigen ökologischen Herausforderungen. Der Begriff Anthropozän wird hier umfassend präsentiert, um die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf das System Erde in Bezug auf die Erdgeschichte in Perspektive zu setzen. Beispielhafte Objekte des Anthropozäns wurden in die Sammlungen des Museums aufgenommen und werden hier zum ersten Mal gezeigt. Beispielsweise eine besondere Hirschtrophäe, bei der es sich um ein Tier handelt, das gestorben ist, weil sich sein Geweih in einem Skipisten-Netz verheddert hatte – in anderen Worten: Es ist infolge des zunehmenden Einflusses des Menschen auf die Natur gestorben. Solche sogenannten Hybrid-Objekte sind sinnbildlich für die Sammlungen eines naturwissenschaftlichen Museums zur Zeit der globalen Umweltveränderungen.

Das Naturmuseum als Pionier

Das Naturmuseum Wallis spielt eine Pionierrolle auf internationaler Ebene, da es sehr früh verschiedene Projekte zum Thema Anthropozän entwickelt hat (Forschung, Spezialsammlung, Ausstellungen, Vermittlung). Es hat sogar als erstes naturhistorisches Museum weltweit eine Ausstellung zu diesem Grundsatzthema produziert («Reiseziel Erde. Leben im Anthropozän»). Die nüchterne, umfassende, pluridisziplinäre Beleuchtung der Gesamtheit der Umweltproblematiken, über die blosse Klimaveränderung hinaus, beispielsweise durch die Hervorhebung des aussergewöhnlichen Biodiversitätsrückgangs, hat schon sehr früh aufgezeigt, dass die Projekte des Museums einer Gesellschaftsfrage, insbesondere seitens der Jugendlichen und der jungen Erwachsenen, entsprechen.

Ein physisch und digital zugängliches Museum

Um ein möglichst breites Publikum zu erreichen, macht das Naturmuseum anlässlich der Wiedereröffnung im Internet einen Webdokumentarfilm zum Anthropozän in drei Sprachen zugänglich. Im Museum selbst wird den Besuchern ein Familien-Parcours zum Anthropozän angeboten. Auch an zukünftigen Projekten, wie die Verbesserung der Infrastruktur um Besuchern mit beschränkter Mobilität den Zugang zu erleichtern (Herbst 2019) und ein innovatives digitales Spiel für die Betreuung von Schulklassen im Museum (eine laufende Entwicklung im Rahmen einer Partnerschaft mit der PH-VS und dem Labor für pädagogische Innovation der Universität Freiburg, unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds für wissenschaftliche Forschung), mangelt es nicht.

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