Medienmitteilung

Stillstand beim Frauenanteil in der kantonalen und kommunalen Politik

12/09/2017 | Kantonales Amt für Gleichstellung und Familie

Der Frauenanteil in den Gemeinderäten und im Parlament stagniert, das zeigt die Broschüre Frauen in der Politik Nr. 9 – Gemeindewahlen 2016 – kantonale Wahlen 2017, die heute vom kantonalen Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) herausgegeben wird. Die Hürde von 20 Prozent Frauen in den politischen Behörden scheint unüberwindbar zu sein. Es braucht Lösungsansätze.

Gemeindewahlen

2016 wurden 241 Frauen in die Gemeindeexekutive gewählt – gleich viele wie 2012. Die Zahl der Kandidatinnen ihrerseits hat abgenommen (825 gegenüber 862).

Der Frauenanteil in den Gemeinderäten ist in den letzten drei Legislaturperioden weitgehend unverändert geblieben. Die Hürde von 20 Prozent Gemeinderätinnen scheint unüberwindbar zu sein. Gegenwärtig werden 19,6 Prozent der Gemeinderatssitze von Frauen besetzt. Im Oberwallis schauen die Zahlen noch schlechter aus: 15,2 Prozent der Oberwalliser Gewählten sind Frauen, gegenüber 23 Prozent im Mittel- und Unterwallis. In 31 von 126 Gemeinden gibt es sogar überhaupt keine Frauen in der Exekutive: 24 Gemeinden im Oberwallis und 7 im Mittel- und Unterwallis (darunter die Städte Naters und Monthey).

In den Generalräten hingegen wurden Fortschritte erzielt. Die politische Vertretung der Frauen ist dort am zufriedenstellendsten (33,9 Prozent der Sitze).

Kantonale Wahlen

Die Zahl der Frauenkandidaturen für einen Grossratssitz hat sich fast verdoppelt, nämlich von 45 auf 76 (11 auf 16 im Oberwallis; 34 auf 60 im Mittel- und Unterwallis). Die Zahl der Männerkandidaturen ihrerseits ist ähnlich geblieben (203 gegenüber 205 im Jahr 2013).

Schlussendlich wurden aber nur 25 Frauen gewählt (zwei davon im Oberwallis). Bei insgesamt 130 Grossratssitzen im Parlament liegt der Anteil an Grossrätinnen damit bei 19,2 Prozent. Das Wallis belegt somit hinter Neuenburg den letzten Rang in der Westschweiz. Auf Schweizer Ebene gibt es nur in St. Gallen, Glarus, Nidwalden und Schwyz weniger Frauen unter den Abgeordneten als im Wallis.

Bei den Ersatzpersonen hat die Zahl der Frauenkandidaturen leicht zugenommen (71 gegenüber 67 im Jahr 2013), während die Zahl der Männerkandidaturen stark zugenommen hat (181 gegenüber 145 im Jahr 2013).

Die Zahl der schlussendlich gewählten Suppleantinnen ist von 43 auf 34 gesunken; die Frauen machen 26,2 Prozent der Gewählten aus. Bei den Suppleantinnen haben vor allem das Mittel- und Unterwallis verloren, nämlich von 34 Gewählten auf 25.

Empfehlungen

Das kantonale Amt für Gleichstellung und Familie (KAGF) bedauert diese Situation. Es erinnert daran, dass es Mittel und Wege gibt, damit die Interessen der Bevölkerung sowohl von den Männern als auch von den Frauen vertreten werden können. Zunächst einmal müssen den Frauen günstige Bedingungen geboten werden, damit sie sich politisch engagieren können. Anders gesagt: Sie müssen Familie, Beruf und Politik gut unter einen Hut bringen können. Dann sind aber auch die Parteien gefragt: Um die Chance auf eine Wahl zu haben, müssen die Kandidatinnen frühzeitig verpflichtet und innerhalb der Parteien geschult und unterstützt werden. Ausserdem müssen sie auf den Listen gut platziert werden. Parteien und Medien müssen ihnen mehr Sichtbarkeit verleihen. Schliesslich müssen sich aber auch die Frauen selbst trauen, den Schritt in die Politik zu wagen. Um sie auf diesem Weg zu unterstützen, bietet ihnen das KAGF verschiedene Seminare und Schulungen an, bei denen es unter anderem um das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht (www.gleichstellung-familie.ch).