Medienkonferenzen

Das Domkapitel Sitten übergibt sein Archiv und seine Bibliothek

04/11/2016 | Dienststelle für Kultur

Das Domkapitel Sitten hinterlegt seinen Archivbestand im Staatsarchiv Wallis und seine Bibliothek in der Mediathek Wallis–Sitten. Der heute unterzeichnete Depositalvertrag definiert die Grundlage und die Etappen der Übergabe, die Mitte 2019 vollzogen wird. Dieser sehr bedeutende Bestand dokumentiert die über 1 000-jährige Präsenz der Chorherren auf Valeria, in der Stadt Sitten sowie im Wallis und in den benachbarten Regionen.

Verbindungen zwischen dem Domkapitel, dem Staatsarchiv und der Mediathek

Die Bibliothek und das Archiv des Domkapitels waren erst in einem Nebengebäude der Kirche Valeria untergebracht. 1958 wurden die Dokumente in ein Gebäude des Domkapitels in der Stadt Sitten verlegt und 1992 schliesslich in einen Flügel des Bischofspalasts. Bis Mitte 2019 soll der Transfer der Dokumente ins Kulturzentrum Arsenaux in Sitten vollzogen sein. Für das Staatsarchiv und die Mediathek Wallis, die seit Mai 2016 unter einem Dach vereint sind, stellt der Despositalvertrag mit dem Domkapitel den ersten gemeinsam unterzeichneten Vertrag dar.

Der bedeutende Bestand dokumentiert ein Jahrtausend der Walliser Geschichte

Die Bibliothek und das Archiv des Domkapitels umfassen insgesamt 160 Laufmeter und bestehen aus unterschiedlichsten Dokumenten: Pergamente, Pergamentrollen, Register, gedruckte Bücher und Dokumente auf Papier. Der beeindruckende Bestand deckt die Zeit vom 9. Jahrhundert (ein rechtliches Manuskript) bis heute ab. Ausserdem ermöglicht er es, die Konstanten und Umbrüche der Entwicklung des Domkapitels Sitten in ihrer religiösen, politischen, rechtlichen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen oder kulturellen Dimension zu verfolgen. Für eine detaillierte Erforschung der Geschichte der Stadt Sitten sind diese Dokumente daher eine wesentliche Ergänzung zum Bestand der Burgerschaft Sitten. Ausserdem vervollständigt der Bestand die Dokumente von Gemeindearchiven und privaten Sammlungen, welche das Staatsarchiv seit über einem Jahrhundert aufbewahrt, sowie die in der Mediathek Wallis hinterlegten alten Bibliotheken. Das Depositum umfasst zahlreiche Schätze, beispielsweise eine Sammlung von insgesamt 121 liturgischen und rechtlichen Manuskripten sowie von Manuskripten zu Unterrichtszwecken vom 9. bis zum 16. Jahrhundert. Ausserdem befinden sich in der Sammlung 338 Bände von Urbaren, also Verzeichnisse von Besitzrechten der Grundherrschaften, vom 12. bis zum 19. Jahrhundert. Das ist eine bedeutende historische Wirtschafts- und Rechtsquelle. Auch Notariatsurkunden von Mitte des 13. bis Anfang des 18. Jahrhunderts gehören zu den wertvollen Dokumenten, darunter die Urkunden von Notar Martin aus Sitten von 1275 bis 1300. Es handelt sich sowohl um das älteste Notariatsregister auf Papier der Alpennordseite sowie um das älteste Register eines öffentlichen Notars in der Schweiz.

Erhalt und Aufwertung von Bibliothek und Archivbestand

Das Depositum der Bibliothek und des Archivs soll gewährleisten, dass dieses vielfältige Kulturerbe für künftige Generationen erhalten bleibt und einem breiten Publikum zugänglich gemacht wird. Die Dokumente bleiben weitgehend im Besitz des Domkapitels, dieses delegiert jedoch die Verantwortung für den Erhalt dem Staatsarchiv Wallis und der Mediathek Wallis. Die beiden Institutionen verpflichten sich, den Bestand nach den Regeln der Konservierung zu erhalten, zu erschliessen und zu verwalten. Das Domkapitel liess im Verlauf der letzten Jahre bereits seine wertvollsten Manuskripte digitalisieren, sodass diese nun auf e-codices verfügbar sind (www.e-codices.unifr.ch), ebenso die Notariatsurkunden, die über digi-archives eingesehen werden können (www.digi-archives.org). Das Staatsarchiv und die Mediathek Wallis werden diese Arbeit fortsetzen und den Bestand weiter aufwerten, damit sie für alle zugänglich sind. Die Dokumente werden letztlich im Rahmen der Vallesiana, dem neuen Raum für Walliser Kulturgut im Kulturzentrum Arsenaux in Sitten, einsehbar sein. Ausserdem werden die einzelnen Dokumente auf der Website (www.vallesiana.ch) beschrieben.

 

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