Medienmitteilung

Zeiteinteilung und -messung im ländlichen Europa

21/10/2016 | Dienststelle für Kultur

Am 20. und 21. Oktober fand in Lausanne bzw. Sitten eine Tagung zum Thema «Zeiteinteilung und -messung im ländlichen Europa» statt. Uns rennt heute die Zeit davon – da befasst sich das Staatsarchiv Wallis, in Zusammenarbeit mit der Universität Lausanne und dem internationalen Museum für Uhrmacherkunst, mit ländlichen Gebieten, die lange vom Wechsel der Jahreszeiten abhängig waren.

Zusammenarbeit und wissenschaftliches Ereignis

Die Tagung zum Thema «Zeiteinteilung und -messung im ländlichen Europa, vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert» ist dank einer Zusammenarbeit zwischen dem Staatsarchiv Wallis, der Sektion Geschichte der Universität Lausanne, der schweizerischen Gesellschaft für ländliche Geschichte und dem internationalen Museum für Uhrmacherkunst zustande gekommen. Die zweitägige Veranstaltung fand an zwei verschiedenen Orten statt: am 20. Oktober an der Universität Lausanne, am 21. Oktober im Kulturzentrum Arsenaux in Sitten. Insgesamt 18 Wissenschaftler (aus Frankreich, der Schweiz, Italien, Deutschland und Kanada) stellten ihre Forschungen zum Thema Zeit und ländliche Gegenden vor.

Ein wenig erforschtes Gebiet

Stress, Beschleunigung, Leistung: Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Geschichte der Zeitmessung steht in engem Zusammenhang mit Stadt, Eliten, Industrialisierung und Handel. In ländlichen Gebieten hingegen wurde die Zeit auf besondere Art und Weise gemessen und eingeteilt. Die Tagung wollte anhand von Beispielen aufzeigen, dass die ländlichen Gegenden den Städten in Bezug auf Arbeitsorganisation und subtile Spielereien mit Augenblick, Ort und Individuum in nichts nachstanden.

Der in Sitten stattgefundene Tagungsteil befasste sich mit zwei Themen: die Zeitsysteme in Berggebieten, wo die besondere Beschaffenheit der Umgebung die Menschen mit speziellen Herausforderungen konfrontierte, und die Entwicklung der Zeitmessung im ländlichen Europa. Im Kulturzentrum Arsenaux sprach namentlich Mark Hailwood (GB) über den Zusammenhang zwischen Zeit und Arbeit im ländlichen England des Ancien Régime. Sandro Guzzi-Heeb und Jean-Pierre Anderegg befassten sich einerseits mit der Zeiteinteilung in der Schweiz am Mass der Katholiken und der Reformierten, anderseits mit dem Zeitsystem, welches die Bauern für den Betrieb landwirtschaftlicher Güter nutzten.

Förderung der Forschung zu Gesellschaft, Territorium und Kulturerbe des Kantons Wallis

Das Kompetenzzentrum Vallesiana umfasst die drei Kulturinstitutionen des Kantons Wallis (Staatsarchiv, Mediathek Wallis und Walliser Kantonsmuseen). Es wurde im Mai 2016 im Kulturzentrum Arsenaux eröffnet. Diese gemeinsame Dienstleistungsplattform hat das Ziel, die Forschung zu fördern, durch eine Vertiefung der Kenntnisse über Gesellschaft, Territorium und Kulturerbe des Wallis. In dieser Hinsicht ermöglicht die Plattform einerseits den Zugang zu den Archivbeständen und Kulturgütersammlungen der drei Institutionen für Forschungsprojekte, und sie organisiert regelmässig Begegnungen zwischen Forschern, um neue Arbeitshypothesen vorzubringen oder zu bestätigen. Mit der Organisation dieser Tagung beteiligt sich das Staatsarchiv Wallis an der Walliser «Geschichtsfabrik».