Medienkonferenzen

Quecksilberbelastung im Turtig

05/05/2014 | Dienststelle für Umwelt

Ergebnisse der zweiten Untersuchungsphase

Neue Daten zur Beurteilung der Risiken
 

(IVS).- Seit Januar arbeiten der Kanton und die Lonza intensiv an der Aufarbeitung der Quecksilberaltlast. Dabei stehen Bodenanalysen, Bewertung der gesundheitlichen Risiken sowie die Fragen rund um die Sanierung im Vordergrund. Der Kanton und die Lonza haben heute über den Stand der Arbeiten informiert.

Untersuchungsergebnisse im Turtig

Um das Ausmass der Quecksilberbelastung näher einzugrenzen, wurden die weiteren technischen Untersuchungen im Turtig rasch vorangebracht. Im Januar wurde bei 10 der 36 untersuchten Parzellen Quecksilbergehalte im Boden festgestellt, die über dem Grenzwert für Wohngebiete lagen (5 mg Hg/kg gemäss Altlasten-Verordnung). Heute sind gesamthaft 82 der 98 Parzellen untersucht. Davon sind insgesamt 13 auf jeden Fall sanierungsbedürftig mit einer Quecksilberbelastung von mehr als 5 mg Hg/kg. Je 18 Parzellen sind zwischen 2-5 mg Hg/kg resp. 0.5-2 mg Hg/kg belastet. 33 Parzellen sind unbelastet. Die Analyse der noch verbleibenden 16 Parzellen im Untersuchungsperimeter läuft.

Neue Daten zur Beurteilung der Risiken

Da das Quecksilberproblem in der Schweiz neuartig und einzigartig ist, mussten erst verschiedene Grenz- und Prüfwerte neu festgelegt werden. Aufgrund internationaler Studien ist die Eidgenössische Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon zum Schluss gekommen, dass regelmässiges Spielen auf mit Quecksilber belasteten Böden erst ab einer Belastung von 2 mg Hg/kg (Prüfwert) mit Risiken verbunden sein kann. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) hat am 26. Februar 2014 diesen Prüfwert bestätigt. Dieser Wert bildet die neue Grundlage zur Beurteilung der Gefährdung bei Nutzungen mit möglicher direkter Boden- und Staubaufnahme.

Parallel dazu setzt sich eine thematische Gruppe mit den möglichen gesundheitlichen Folgen der Quecksilberbelastung auseinander. Diese Gruppe setzt sich zusammen aus dem Kantonsarzt, einem Vertreter der Dienststelle für Verbraucherschutz und Veterinärwesen, einem Vertreter der Dienststelle für Umweltschutz, einem Vertreter der Dienststelle für Landwirtschaft, einem Epidemiologen des Walliser Gesundheitsobservatoriums, einem Toxikologen und dem Werksarzt der Lonza. Die bis anhin durch die Dienststelle für Verbraucherschutz und Veterinärwesen durchgeführten Lebensmittelanalysen zeigen keine relevanten Quecksilbergehalte auf. Weitere Lebensmittelanalysen werden im Laufe des Jahres durchgeführt.

Bis zur genaueren Klärung der effektiven Risiken bzw. bis zur Sanierung der mit Quecksilber belasteten Böden gelten weiterhin die vom Kanton im Januar 2014 definierten Nutzungsempfehlungen bzw. -verbote.

Klärung des Sanierungsziels und der Finanzierung

Von Gesetzes wegen müssen Böden mit einer Quecksilberbelastung von mehr als 5 mg Hg/kg in jedem Fall saniert werden. Im Januar hatte sich die Lonza bereit erklärt, im Turtig die Sanierungen dieser Parzellen ohne Präjudiz vorzufinanzieren (vgl. Pressemitteilung vom 23. Januar 2014).

Die nötigen Massnahmen für belastete Parzellen mit Quecksilberwerten unterhalb von 5 mg Hg/kg müssen aufgrund einer nutzungsspezifischen Gefährdungsabschätzung hergeleitet werden. Erste Ergebnisse zeigen, dass Parzellen mit Werten zwischen 2 und 5 mg Hg/kg von Kindern nur eingeschränkt genutzt werden sollten, falls diese Flächen nicht dekontaminiert werden. Der Kanton und die Lonza bleiben deshalb im Gespräch über die Optionen zur Festlegung eines akzeptablen Dekontaminierungsziels. Für Massnahmen, die über gesetzliche Vorgaben hinausgehen, braucht es vorgängig ein Einvernehmen über die Finanzierung.

Sobald ein akzeptables Dekontaminierungsziel und die Finanzierungsfrage geklärt sind, können die Sanierungsmassnahmen geplant und umgesetzt werden.

Weiteres Vorgehen

Im Siedlungsgebiet Turtig werden zurzeit die letzten Analysen der Parzellen durchgeführt. Bis Ende 2014 soll die technische Untersuchung auch für die restlichen Gebiete ergänzt werden. Als Ziel wird angestrebt, bis Ende Jahr 2014 einen gesamthaften Überblick über die Belastung zwischen Visp und Niedergesteln zu erlangen.

Parallel dazu laufen die Gespräche bezüglich des Dekontaminationsziels im Siedlungsgebiet. Diese Gespräche werden sicherlich eine gewisse Zeit beanspruchen, müssen aber geführt werden um eine nachhaltige Lösung zu finden. In diesem Zusammenhang wird die thematische Gruppe „Siedlungsgebiet Turtig und Visp West“ demnächst einberufen, damit diese Frage mit den Gemeinden und den Vertreten der betroffenen Bodeneigentümer diskutiert werden kann.

Information über neue Erkenntnisse

Sobald neue Erkenntnisse vorliegen, wird das Departement für Verkehr, Bau und Umwelt weiter informieren.