Medienkonferenzen

Eine Ausstellung in Brig zeigt den «Söldner vom Theodulpass»

26/01/2016 | Dienststelle für Kultur

Das Geschichtsmuseum Wallis veröffentlicht unter dem Titel «400 Jahre im Gletschereis. Der Theodulpass bei Zermatt und sein ‹Söldner›» Band 13 einer Publikationsreihe. Das auf Deutsch erscheinende Werk ist dem «Walliser Ötzi» gewidmet und wird von Sophie Providoli, Kunsthistorikerin und Archäologin, Philippe Curdy, Archäologe, und Patrick Elsig, Historiker, gemeinsam herausgegeben. Die Publikation macht deutlich, welche Bedeutung der «Söldner» für das Kulturerbe hat, und erinnert daran, unter welchen Umständen dieser seit 1984 entdeckt wurde. Ausserdem stellt das Buch die Ergebnisse der Forschungsarbeiten vor, die diesem Fund seither gewidmet wurden, und es hebt die Bedeutung der wissenschaftlichen Forschung als grundlegende Aufgabe der Walliser Kantonsmuseen hervor.

Die Klimaerwärmung, Ursache bedeutender Gletscherrückgänge

Seit rund zehn Jahren verursacht die Klimaerwärmung im Wallis und in anderen Bergregionen bedeutende Gletscherrückgänge. Dadurch werden Objekte freigegeben, die wertvolle geschichtliche und kulturelle Informationen vermitteln. Viele Entdeckungen werden zufällig von Wanderern, Skifahrern oder Alpinisten gemacht. Die Meldung solcher Funde bei der kantonalen Dienststelle für Archäologie ist wertvoll und ermöglicht die Aufnahme ins kantonale Verzeichnis archäologischer Funde sowie die Bergung und Konservierung unter optimalen Bedingungen.

Eine tragische Momentaufnahme aus der Geschichte des Passes

Der um 1600 auf dem Theodulpass verstorbene «Söldner» erhielt diesen Namen aufgrund der Waffen, die bei ihm gefunden wurden. Es handelt sich neben Ötzi um die älteste Gletscherleiche Europas. Seine Ausrüstung ist ebenfalls ein seltenes Zeugnis des alltäglichen Lebens der damaligen Zeit: eine Taschenpistole, ein klappbares Rasiermesser sowie eine bisher unbekannte Schuhform. Die Überreste wurden zwischen 1984 und Anfang der 1990er-Jahre zufällig entdeckt und glücklicherweise von Peter Lehner und Annemarie Julen-Lehner aus Zermatt gemeldet. Die Objekte wurden zuerst im Forum Schweizer Geschichte in Schwyz deponiert (eine Antenne des Landesmuseums) und 2006 schliesslich in die Sammlungen des Geschichtsmuseums Wallis integriert, welches die spartenübergreifende Forschung koordiniert hat und die Ergebnisse nun in Band 13 seiner Publikationsreihe veröffentlicht. Schon bald wird der «Söldner» wieder im Matterhornmuseum in Zermatt zu sehen sein, dem die Walliser Kantonsmuseen die Objekte im Rahmen einer langfristigen Leihgabe zur Verfügung stellen.

Die Publikationsreihe des Geschichtsmuseums – für ein breites Publikum

Die vorliegende Publikation gründet auf der grossen archäologischen Bedeutung dieses «Ötzi der Neuzeit». Angesichts der Seltenheit solcher Momentaufnahmen sollte diese Entdeckung als Ganzes einem breiten Publikum näher gebracht werden. Der Fund wurde folglich anhand der verschiedenen Objekte kontextualisiert und in den Zusammenhang der Geschichte des damals wichtigen Theodulpasses gestellt.

Die Publikationsreihe des Geschichtsmuseums richtet sich an ein allgemeines, interessiertes Publikum und möchte die Geschichte unserer Region zu einem bestimmten Thema «erzählen»: Reformation, Fremdenlegion, das Bernhardinerinnenkloster von Collombey, Walliser Ethnologie. Die Objekte, Grundlage dieser Forschungsarbeiten, sind oft in ergänzenden Katalogen zusammengefasst, welche die Forscher schätzen und die das allgemeine Publikum zum neugierigen Schmökern einladen.