Medienmitteilung

Quecksilberproblematik – aktueller Stand

29/07/2015 | Dienststelle für Umwelt

(IVS).- Die Untersuchungen der Quecksilberbelastung zwischen Visp und Niedergesteln laufen auf Hochtouren weiter. Die technischen Untersuchungen in Visp Süd und bei der Baltschiederbachbrücke wurden abgeschlossen: das Vorhandensein von zwei sehr stark belasteten Parzellen in Visp Süd wurde festgestellt. Hingegen erwies sich das Auffüllmaterial bei der Baltschiederbachbrücke als unbelastet. Aktuell laufen zahlreiche Abklärungen zur vertikalen Ausdehnung der Belastung, zur Repräsentativität der Probenahme sowie zur Mobilität des Quecksilbers.

Teilweise Spitzenbelastungen südlich des Bahnhofs Visp

Am 18. November 2014 informierte der Kanton über Belastungen, die südlich des Bahnhofs Visp vorgefunden wurden. Die Dienststelle für Umweltschutz (DUS) verlangte in Absprache mit der Gemeinde Visp von der Lonza eine entsprechende Erweiterung des Untersuchungsperimeters.

Die Lonza übermittelte kürzlich die Analysenergebnisse an die DUS und die Gemeinde. Bei zwei von 106 untersuchten Parzellen wurden sehr hohe Belastungen gemessen mit Spitzenwerten bis zu 250 mg Quecksilber pro Kilogramm Erde für die erste Parzelle und 120 mg Hg/kg für die zweite, also weit über dem Sanierungswert von 2 mg Hg/kg. Die am stärksten belastete Parzelle gehört der Pensionskasse der Lonza. Erste Untersuchungen auf dieser Parzelle erfolgten bereits 2014 (vgl. Pressemitteilung vom 18. November 2014). Die zweite extrem belastete Parzelle gehört privaten Bodeneigentümern. Aufgrund der geographischen Lage und der Stärke der Belastung ist davon auszugehen, dass es sich nicht um Material aus dem Grossgrundkanal handelt, sondern um Material das früher aus dem Werksareal der Lonza ausgehoben und in Visp Süd abgelagert wurde. Die Besitzer der zwei am stärksten belasteten Parzellen wurden bereits informiert. Die DUS prüft aktuell die restlichen Daten und wird anschliessend alle Bodenbesitzer in ein paar Wochen schriftlich informieren.

Keine Belastung bei der Brücke über den Baltschiederbach

Während den Bauarbeiten zur Anschlussstrasse der Autobahn A9 wurden Aufschüttungen mit einer extrem hohen Quecksilberbelastung in der Nähe der alten Brücke über den Laldnerkanal festgestellt (vgl. Pressemitteilungen vom 13. Februar und 23. April 2014). Da die Brücke über dem Baltschiederbach zum gleichen Zeitpunkt wie die alte Brücke über den Laldnerkanal gebaut wurde, hat die DUS eine Untersuchung veranlasst, mit dem Ziel die Hinterfüllungen bei der Baltschiederbachbrücke auf Quecksilber zu untersuchen. Die Analyseergebnisse liegen vor und zeigen keine Belastung auf.

Aktuell laufende Untersuchungen

Tiefe der Belastung

Bisher wurde angenommen, dass wenn die oberste Bodenschicht einer Parzelle (0 bis 20 cm) unbelastet ist, auch in der darunterliegenden Schicht (20 bis 40 cm) keine Belastung vorliegt. Deshalb wurde bisher die Schicht zwischen 20 und 40 cm nur analysiert, wenn die darüberliegende Schicht belastet war. Um diese Hypothese zu überprüfen, verlangte die DUS  für die technische Untersuchung von Visp Süd (vgl. oben), dass die Schicht zwischen 20 und 40 cm Tiefe systematisch untersucht wird. Dabei zeigte es sich, dass einzelne Parzellen erst ab 20 cm Tiefe belastet sind. Aufgrund dieser neuen Erkenntnis erklärte sich die Lonza bereit, sämtliche Parzellen im Wohngebiet mindestens bis auf 40 cm Tiefe auf Quecksilber zu untersuchen, falls dies noch nicht erfolgt ist.

Weiter werden die sanierungsbedürftigen Parzellen (> 2 mg Hg/kg) in den Wohnquartieren von Visp West/Kleegärten und Turtig detailliert untersucht, um ein genaues Bild über die Fläche der Belastung und ihre Ausdehnung in die Tiefe der Parzelle zu bekommen. Die Ergebnisse werden für anfangs Herbst erwartet.

Heterogenität der Belastung

Um die Repräsentativität der bisherigen Proben zu überprüfen, werden zurzeit im Wohngebiet Visp und Turtig rund 35 Parzellen nachbeprobt. Einzelne Nachbe­pro­bungen werden auch durch die unabhängigen Experten des Kantons durchgeführt.

Zudem versuchen die Experten des Kantons, mit geophysischen Messungen künstliche Auffüllungen im Wohn- sowie teilweise im Landwirtschaftsgebiet zu identifizieren. Erste Ergebnisse werden für anfangs Herbst erwartet.

Weiter ist die DUS mit der ETHZ in Kontakt, um die vorhandenen Messdaten mittels geostatistischen Methoden auszuwerten. Ziel dieser Auswertung ist es, die Wahrscheinlichkeit einer Fehleinstufung einer Parzelle zu beurteilen (z.B. ob eine als „wenig“ belastet eingestufte Parzelle (unter 2 mg Hg/kg), doch sanierungsbedürftig sein könnte).

Mobilität des Quecksilbers

Die chemische Form des Quecksilbers ist massgebend für seine Mobilität. Anfangs Juli wurden deshalb Boden und Untergrund aus Parzellen mit verschiedenen Belastungsstufen von den Experten des Kantons beprobt. Die chemische Form, in welcher Quecksilber vorliegt, wird anschliessend analytisch ermittelt. Ergebnisse werden bis Ende Herbst erwartet.

Parallel dazu wird das Grundwasser sowohl von der Lonza wie auch von den Experten des Kantons auf Quecksilber untersucht. Ergebnisse werden bis Ende Herbst vorliegen. Schlussendlich wird die Universität Basel Quecksilber auch in der Luft messen.

Diese verschiedenen Daten werden die Grundlage bilden, auf welcher die Lonza die Sanierungsprojekte ausarbeiten wird.

Sobald neue Erkenntnisse vorliegen wird der Kanton entsprechend informieren.

Neue Projekt-Organisation bei der DUS

Die zwei neuen Stellen, welche durch den Staatsrat (siehe Medienmitteilung vom 9. Januar 2015) transferiert wurden, um die Behandlung des Quecksilber-Dossiers zu verstärken und zu intensivieren, wurden besetzt. Die neuen Mitarbeiter haben ihre Tätigkeit aufgenommen und das Projekt-Organigramm wurde dementsprechend angepasst. Stéphanie Jüstrich, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der DUS seit April 2010, stellt seit 1. Juni 2015 die operative Leitung des Dossiers sicher.

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