Medienmitteilung

«Patois-LAND – Im Land der wiedergefundenen Wörter» - Ausstellung in der Mediathek Wallis-Martinach

04/03/2021 | Dienststelle für Kultur

Die Mediathek Wallis-Martinach (MW-MY) konserviert und wertet audiovisuelle Aufzeichnungen zur Vergangenheit des Wallis und der Alpen auf. In den Tonarchiven der Institution kann man den alten Klang des Patois hören. Die Ausstellung «Patois-LAND – Im Land der wiedergefundenen Wörter» zeigt bis am 25. September 2021 in der Mediathek Wallis-Martinach eine vom Aussterben bedrohte Sprache als wäre sie ein gefährdetes Lebewesen. Diese neue, multisensorische Originalproduktion ist von der Welt der Vergnügungsparks und des Jahrmarkts inspiriert. Die MW-MY befasst sich in der Ausstellung mit der Schönheit, dem Reichtum und dem Wert von acht Patois-Varianten.

Das Patois, mit wissenschaftlicher Bezeichnung Frankoprovenzalisch, ist eine strukturierte mündliche und schriftliche Sprache, die eine Grammatik, Konjugationen, Zeiten und Modi, Sprachregeln und -register besitzt. Im Patois gibt es einen genauen, den verschiedenen Kontexten angepassten Wortschatz mit gehaltvollen Wendungen und Ausdrücken, die in den nationalen Amtssprachen keine Entsprechungen finden. Die Sprache entwickelt sich seit Ende der gallorömischen Zeit in vielen französischsprachigen Kantonen und über die Schweiz hinaus.
Ausser in einigen wenigen Gebieten, beispielsweise auf dem Gebiet der Walliser Gemeinde Evolène, verschwindet das Patois überall im Wallis immer stärker. Jede neue Generation entfernt sich einen Schritt weiter von diesem Idiom. Für eine Gedächtnisinstitution wie die Mediathek Wallis-Martinach ist es undenkbar, ein so reichhaltiges Kulturgut wie das Patois verstummen respektive vergessen zu lassen. Am 18.12.2018 hat die Schweiz eine europäische Charta für die Anerkennung und den Schutz des Frankoprovenzalischen als so genannte Minderheitensprache ratifiziert.

Archivklänge, Dekor, Künstlerbilder und … ein Oberwalliser Radiosender
Die Mediathek Wallis-Martinach zeigt bis am 25. September 2021 die Ausstellung «Patois-LAND – Im Land der wiedergefundenen Wörter». Im Dunkel eines auf allen Seiten abgesicherten Tunnels ertönen gespenstische Stimmen im Dialekt von Anniviers, des «Noble et Louable Contrée», von Evolène, Nendaz, Savièze, Fully, Bagnes und aus dem Trienttal. Es erklingen zudem andere Varianten des Patois, beispielsweise aus Chansons, Erzählungen und Legenden. Zur Steigerung des Überraschungseffekts, des Vergnügens und der Gänsehaut untermalen die Geräusche von Geistern und eines Jahrmarkts die Ausstellung.

Akustisch stehen zudem Tonaufzeichnungen mit Patois-Sprechern, Experten für den Lebenszyklus von Sprachen, im Mittelpunkt der Ausstellung. Inszeniert werden diese in dem ehemaligen Oberwalliser Radiostudio des Radio Matterhorn.

Die Ausstellung bietet neben der akustischen auch eine visuelle Erfahrung. In der üppigen Kulisse wimmelt es von Geistern und Kreaturen aus der Bergfolklore, die den Patois-Wortschatz auf die Probe stellen. Extra für diese Ausstellung wurden acht Gemälde vom Künstler Ambroise Héritier gestaltet.

Patois-LAND: die Freude an den Wörtern wiederaufleben lassen und wiederfinden
Alle Sprachen gehören dem immateriellen Kulturerbe an. Es handelt sich um das teuerste Kulturerbe, da der Wert von menschlichen Sprachen unschätzbar ist. Durch geistreiche Einblicke und detaillierte Ausführungen möchte die MW-MY diesen Wert dem Publikum von Patois-LAND näherbringen.

Durch das Besuchen von Patois-LAND im Schein einer Taschenlampe wird das Publikum eingeladen, eine multisensorische Erfahrung zu erleben. An erster Stelle steht in der Ausstellung der Klang, damit so am Kulturerbe interessierte Personen die Archivperlen entdecken und wiederentdecken können. Inspiriert von Geisterbahnen und den schrecklichsten Sagen des Alpenraums, zielen die Ausschnitte der Tonaufnahmen in und über Patois darauf ab, die Neugierde der Besucherinnen und Besucher zu wecken und die Aufmerksamkeit zu fesseln.