Medienkonferenzen

Eröffnung für die Allgemeinheit des Place Sous-le-Scex in Sitten

15/09/2020 | Kantonales Amt für Archäologie

Das Projekt zur Aufwertung der archäologischen Funde in Sitten Sous-le-Scex ist abgeschlossen. Gemeinsame Interessen der Stadt Sitten, des Kantons Wallis und der Wissenschaft werden hier vereint. Die Bevölkerung erhält einen neuen Begegnungsort. Zudem wird das archäologische Erbe der Stadt Sitten, einer Schweizer Hochburg der Archäologie, zur Geltung gebracht.

Der Ort Sous-le-Scex
Der in der Nähe der historischen Altstadt von Sitten, südlich des Hügels Valeria gelegene archäologische Fundort Sous-le-Scex hat internationale Bekanntheit erlangt und gehört zu den bedeutendsten seiner Art im Alpenraum. Er ist eine wesentliche Referenz für das Verständnis der Bevölkerungsentwicklung in Sitten und im Wallis, in allen Perioden. Nach mehreren Jahrzehnten mit Zufallsfunden wie auch geplanten Forschungen haben die am Ort Sous-le-Scex freigelegten Überreste grosse Teile der Geschichte von Sitten enthüllt. Die Funde umspannen gut sieben Jahrtausende, von rund 5000 v. Chr. bis zur Entstehung der Quartiere Tanneries und Lombardie im 14. und 15. Jahrhundert. Den Höhepunkt der Ausgrabungen bildete 1984 die Entdeckung einer frühchristlichen Begräbniskirche aus dem 5. Jahrhundert, die zu den am besten erhaltenen in ganz Europa zählt.

Die frühchristliche Kirche
Die bis ins 9. oder 10. Jahrhundert genutzte Begräbniskirche weist den Grundriss einer Basilika auf: ein grosser gedeckter Versammlungsraum mit einer Apsis. Im 5. Jahrhundert diente die Kirche als gedeckter Friedhof und scheint erst ab dem 8. Jahrhundert für liturgische Feiern genutzt worden zu sein. Über 1000 Skelette wurden in rund 500 Gräbern, davon einige mehrmals benutzt, gefunden. Das wenige Material, das in den Gräbern gefunden wurde – es ist nun im Geschichtsmuseum Wallis konserviert – umfasst meist Elemente zur Befestigung von Kleidern (Gürtelschnallen, Fibeln, Klammern) sowie Schmuck und Alltagsgegenstände (Messer, Ahlen, Kämme). Ab dem 10. Jahrhundert wurde der Standort der Begräbniskirche aufgegeben. In der Folge gab es dort Obstgärten und Reben. Der Ort war bis in die 1930er-Jahre der Landwirtschaft vorbehalten. Mit der Beschleunigung der Urbanisierung veränderte sich der Sektor ab den 1980er-Jahren radikal.

Die Aufwertung: einen neuen Begegnungsort für die Öffentlichkeit
Die Freilegung der ältesten Begräbniskirche der Schweiz warf in den 1990er-Jahren viele Fragen auf kantonaler und auf Gemeindeebene sowie in der Bevölkerung von Sitten auf. Sollte man diese archäologischen Überreste vor Ort konservieren und in ein umfassendes Projekt zur Rehabilitierung des Quartiers integrieren? Die Frage spaltete die Gemüter. Schliesslich entschied man sich, die Überreste wieder zuzuschütten, um sie vor der Erosion durch die Zeit zu schützen und somit ihren Fortbestand zu garantieren. Anfang der 2000er-Jahre entstand aufgrund einer Architekturausschreibung zur Aufwertung des Orts die Idee, die Ausdehnung der Begräbniskirche als Begegnungsort und mit einfachen Metallschildern die Position der Gräber zu kennzeichnen. Im Jahr 2016 überdachte die Dienststelle für Hochbau, Denkmalpflege und Archäologie in Zusammenarbeit mit der Stadt Sitten dieses Konzept, um es besser in den neuen Place du Scex zu integrieren. Eine gepflasterte Promenade sowie Treppenstufen führen nun zum Ort und die rund um den Platz herum aufgestellten, blumenförmigen Bänke laden die Bevölkerung ein, diesen einzunehmen.

Zwei französischsprachige Publikationen
Die erste Publikation, «Sion, Sous-le-Scex (Valais, Suisse). III. Développement d’un quartier de la ville antique», die sich eher an ein wissenschaftliches Publikum richtet, präsentiert die Besiedelung des Orts während der Römerzeit und analysiert, wie sich dieser nach der Besiedelung durch die Seduner während der Jüngeren Eisenzeit und bis zum Bau der Begräbniskirche entwickelt hat. Eine weitere, «Sion Sous-le-Scex – des millénaires d’histoire au pied de Valère», die ein allgemeineres Publikum anspricht, fasst die Forschungsergebnisse zusammen und bietet einen Überblick über die Entwicklung des Standorts Sous-Le-Scex von Ende des Neolithikums bis heute.

Dokumentation

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